Osvobodilna Fronta
Die Osvobodilna Fronta (slowenisch für Befreiungsfront), kurz OF, war von 1941 bis 1945 die politische Widerstandsorganisation im slowenischen Teil des durch die Achsenmächte besetzten Königreichs Jugoslawien während des Zweiten Weltkriegs.
Geschichte
Die OF wurde wahrscheinlich am 26. April 1941 in der Wohnung des Schriftstellers Josip Vidmar in Ljubljana gegründet und hieß bis zum deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 Antiimperialistische Front (slowenisch Protiimperialistična fronta, kurz PIF). Die Gründungsmitglieder waren die Kommunistische Partei Sloweniens, die Slowenischen Christlichen Sozialisten, der slowenische Sokol (Falke) und eine Gruppe Kulturschaffender. Es gibt kein Protokoll von der Gründungssitzung, so dass das Datum mündlich weitergegeben wurde. So wurde nach Kriegsende der 27. April als offizielles Gründungsdatum der OF festgelegt. Auf Grund von Erinnerungen Beteiligter zeigte sich später, dass mit größerer Wahrscheinlichkeit der 26. April das tatsächliche Gründungsdatum war.
Die OF erklärte als ihre Ziele die Befreiung vom Faschismus, die Vereinigung aller Slowenen – gemeint waren auch die slowenischen Volksgruppen in Österreich (Steirische Slowenen, Kärntner Slowenen), Italien (zu dem damals bedeutende Gebiete mit slowenischer Bevölkerung gehörten, Istrien, Triest und Görz) und Ungarn – innerhalb Jugoslawiens und die Errichtung einer gerechteren Gesellschaft, als sie im Königreich Jugoslawien gewesen war.
Die OF stellte eine Partisanenarmee auf, die gemeinsam mit Partisanen aus anderen Teilen Jugoslawiens, ab 1942 auch mit alliierter Unterstützung einen Krieg gegen die Besatzer und deren Unterstützer vor Ort führte. Der OF schlossen sich auch ehemalige Kämpfer des TIGR im damals italienischen Julisch Venetien sowie Partisanen im österreichischen Kärnten an. In Kärnten waren die unter der Führung lokaler Kommunisten stehenden OF-Verbände, die nördlich der Drau insbesondere auf der Saualpe operierten, mit im August 1944 etwa 700 Kämpfern die wichtigste bewaffnete Widerstandsorganisation gegen die deutschen Besatzungstruppen. Der Reichsführer SS Heinrich Himmler erklärte deshalb Südkärnten zum „Bandenkampfgebiet“.[1]
Im September 1941 erklärte sich die OF zum Slowenischen nationalen Befreiungskomitee, dem höchsten politischen Organ des neuen Sloweniens. In befreiten Gebieten stellte die OF Befreiungskomitees auf, die u. a. Schulwesen, Kulturwesen, Gesundheitsversorgung und Versorgung der Partisanen organisierten. Am 28. Februar 1943 veröffentlichten die Gründungsmitglieder die „Dolomiten-Erklärung“ (Dolomitska izjava), mit der die Kommunistische Partei als führende Kraft festgelegt wurde und in deren Folge die anderen Parteien bedeutungslos wurden.
An der Gründung des Antifaschistischen Rats der Nationalen Befreiung Jugoslawiens (AVNOJ) am 26. November 1942 im bosnischen Bihać konnten keine Vertreter der OF teilnehmen, sondern erst während der zweiten AVNOJ-Tagung vom 21. bis 29. November 1943 in Jajce, als auch die so genannten „AVNOJ-Beschlüsse“ getroffen wurden.
Nach der Kapitulation Italiens am 3. September 1943 wurden Wahlen für eine Versammlung von Volksvertretern abgehalten, die wiederum ein neues 120-köpfiges oberstes Plenum und ein 10-köpfiges Exekutivkomitee der OF wählten. Letzteres diente auch als das Slowenische nationale Befreiungskomitee. Im Februar 1944 wurde in Črnomelj als Legislative der Slowenische Nationale Befreiungsrat einberufen. Am 5. Mai 1945 benannte dieser Rat in Ajdovščina die neue slowenische Regierung, die am 10. Mai 1945 nach Ljubljana verlegt wurde.
Nach Kriegsende wurde die OF in den Sozialistischen Bund des arbeitenden Volkes umgestaltet.
Feiertag
Das offizielle Gründungsdatum der OF, der 27. April, ist bis heute in Slowenien ein Feiertag und wird als „Tag des Aufstands gegen den Besatzer“ (Dan upora proti okupatorju) gefeiert. In Jugoslawien hieß er „Tag der Befreiungsfront“ (Dan osvobodilne fronte).
Literatur
- Enciklopedija Slovenije (Enzyklopädie Sloweniens), 4. Band, S. 238, 8. Band, S. 199–202, 12. Band, S. 49, 14. Band, S. 386, Verlag Mladinska knjiga, Ljubljana, 1990, 1994, 1998, 2000.
- Tamara Griesser-Pečar: Das zerrissene Volk. Slowenien 1941–1946. Okkupation, Kollaboration, Bürgerkrieg, Revolution (= Studien zu Politik und Verwaltung 86). Böhlau Verlag, Wien u. a. 2003, ISBN 3-205-77062-5, Kapitel: „Befreiungskampf und Polarisierung“
Einzelnachweise
- ↑ Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Mitteilungen 163: Opfer politischer Verfolgung in Österreich. (Memento vom 10. Dezember 2011 im Internet Archive) (abgerufen am 27. Dezember 2015)
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