Peter Edel
Peter Edel (eigentlich Peter Hirschweh; * 12. Juli 1921 in Berlin; † 7. Mai 1983 in Ost-Berlin) war ein deutscher Grafiker und Schriftsteller.
Leben
Herkunft
Peter Edel war der Urenkel des Psychiaters, Kommunalpolitikers und Dezernenten Karl Edel.
Sein Großvater war der Illustrator und Schriftsteller Edmund Edel, der frühzeitig die künstlerischen Talente seines Enkels förderte. Dem Jungen blieb ein Besuch beider bei Max Liebermann unauslöschlich in Erinnerung. Der berühmte Maler schenkte ihm zum Abschied eine Kreidezeichnung, auf der ein nackter Junge am Meer ein Pferd zu zügeln versucht, mit der Widmung auf der Rückseite: „Für P. E., der noch alles vor sich hat, zur Erinnerung an den alten M. L.“
Peter Edels Vater war der jüdische Kaufmann Erich Hirschweh (* 17. Januar 1894 in Berlin, ermordet in Auschwitz). An ihn und die Malerin Julie Wolfthorn, bei der die Familie Edel Zuflucht gefunden hatte, sowie deren Schwester Luise und den Neurologen Arthur Simons erinnern vier Stolpersteine in der Berliner Kurfürstenstraße 50.
NS-Diktatur
Peter Edel musste wegen der nationalsozialistischen Rassegesetze 1938 den Besuch des Gymnasiums abbrechen. Bis 1940 absolvierte er eine Ausbildung als Maler und Grafiker an der Privatschule Hausdorf sowie illegal bei Käthe Kollwitz, die ihn in seinem künstlerischen Weg bestärkte und prägte. Auch Julie Wolfthorn unterrichtete ihn. Am 4. Juli 1947 erschien in Der Weg. Zeitschrift für Fragen des Judentums, herausgegeben von der Jüdischen Gemeinde Berlins, ein Bericht von Peter Edel über Julie Wolfthorn, in dem er seine letzte Begegnung mit ihr beschrieb. Auf Hiddensee erinnert ebenfalls ein Stolperstein an sie.
Ende August 1941 heiratete Peter Edel Lilo-Esther Reichmann, die am 4. März 1943 nach Auschwitz deportiert wurde und dort ermordet wurde.[1] Bis 1943 leistete er Zwangsarbeit. Wegen „artfremder Kunstbetätigung und Verbreitung reichsfeindlicher Schriften“ wurde er 1943 in „Schutzhaft“ genommen. Er war Häftling in den Konzentrationslagern Auschwitz, Sachsenhausen (von Januar 1944 bis Februar 1945) und Mauthausen. Dort entstanden zahlreiche Zeichnungen. Edel gehörte zu den Gefangenen, die im Rahmen der Operation Bernhard zur Fälschung von englischen Pfundnoten gezwungen waren. Die Befreiung erlebte Edel im KZ Ebensee, einem Außenlager des KZ Mauthausen.
Nach 1945
Von 1945 bis 1947 lebte Edel als Schriftsteller, Maler und Buchillustrator in Bad Ischl und Wien.[2] Danach kehrte er zunächst nach West-Berlin zurück und übersiedelte 1949 nach Ost-Berlin. Von 1947 bis 1951 war er Mitarbeiter der Zeitschrift „Die Weltbühne“, danach Kulturredakteur der „BZ am Abend“. Er war Mitglied der SED und der Zentralleitung des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer. Seit 1964 lebte er als freischaffender Schriftsteller. 1972 wurde er Mitglied des P.E.N.-Zentrums der DDR und 1978 Vorstandsmitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes.
Nach Akten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) soll er 1978, fünf Jahre vor seinem Tod, zu einer „informellen Zusammenarbeit“ per Handschlag verpflichtet worden sein. Zuvor war er selbst vom MfS beobachtet worden.
Edel entwarf den Text der Bronzetafel zum Gedenken an die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933, die 1983, in seinem Todesjahr, am Alten Palais am Bebelplatz in Berlin angebracht wurde.[3] Einer der Initiatoren war der Schriftsteller Heinz Knobloch.[4] Die Tafel hängt heute am Mittelrisalit des Gebäudes.[5]
Seine Urne wurde in der Grabanlage Pergolenweg der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.
Ehrungen
- Nach Peter Edel ist in Berlin-Hellersdorf seit 1986 eine Straße benannt, die von der Neuen Grottkauer Straße bis zur Erich-Kästner-Straße führt.
- In Berlin-Weißensee war das Kreiskulturhaus an der Berliner Allee 125 nach Peter Edel benannt. Nach 1990 wurde es bis Dezember 2009 noch genutzt. Bis 2017 stand es leer, wurde dann durch das Kommunale Bildungswerk e. V. Berlin saniert und 2020 als „Bildungs- und Kulturzentrum Peter Edel“ wiedereröffnet.
- Am 23. März 2021 wurden vor seinem ehemaligen Wohnort, Berlin-Neukölln, Sonnenallee 174, Stolpersteine für ihn, seine Frau und deren Mutter verlegt.
Auszeichnungen
- 1961: Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR
- 1969: Vaterländischer Verdienstorden in Gold
- 1970: Nationalpreis der DDR für den Roman Die Bilder des Zeugen Schattmann
- 1979: Karl-Marx-Orden
Schriften
- Schwester der Nacht. Roman. E. Müller, Wien 1947.
- Schicklgrubers Unterhosen, Berlin 1949 (Satire über nach 1945 weiterhin überzeugte Nationalsozialisten)
- Die Bilder des Zeugen Schattmann. Ein Roman über deutsche Vergangenheit und Gegenwart. Verlag der Nation, Berlin 1969, ISBN 3-373-00290-7.
- Wenn es ans Leben geht. Meine Geschichte, zwei Bände. Verlag der Nation, Berlin 1979, ISBN 3-87682-714-0.
Literatur
- Kurzbiografie zu: Edel, Peter. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Adolf Burger: Des Teufels Werkstatt. Im Fälscherkommando des KZ Sachsenhausen. [Mit Zeichnungen aus der Fälscherwerkstatt Sachsenhausen von Peter Edel und Leo Haas], Verlag Neues Leben, Berlin 1989, ISBN 3-355-00494-4.
- Florian Osuch: „Blüten“ aus dem KZ: Die Falschgeldaktion „Operation Bernhard“ im Konzentrationslager Sachsenhausen. VSA Verlag, Hamburg 2009, ISBN 978-3-89965-389-2.
Fernsehserie
- Die Bilder des Zeugen Schattmann, 4-teilige TV-Serie nach dem gleichnamigen Buch von Peter Edel, gedreht 1972 beim DFF (DDR), mit Gunter Schoß (Frank Schattmann), Renate Blume (Esther Schattmann), Martin Flörchinger, Alfred Struwe, Dietmar Obst, Walter Jupé, Helga Göring, Annekathrin Bürger, Wolfgang Dehler, Regie und Drehbuch: Kurt Jung-Alsen
Weblinks
- Peter Edel in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Peter Edel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Stolpersteine in der Sonnenallee. In: Unser Blatt, Nr. 76/77, S. 21.
- ↑ Hans-Jürgen Nagel: Könnten Stolpersteine reden. In: Ossietzky. Zweiwochenschrift für Politik / Kultur / Wirtschaft, Jg. 2020, Heft 17, S. 594 ff.
- ↑ Hans-Jürgen Nagel: Berliner Art zu erinnern. In: Ossietzky. Zweiwochenschrift für Politik / Kultur / Wirtschaft, Jg. 2021, Heft 13, S. 452 ff.
- ↑ Heinz Knobloch: Herr Moses in Berlin. Auf den Spuren eines Menschenfreundes. Buchverlag Der Morgen, Berlin 1979, S. 417–418.
- ↑ Hans-Jürgen Nagel: Erinnern in der Gegenwart. In: Ossietzky. Zweiwochenschrift für Politik / Kultur / Wirtschaft, Jg. 2022, Heft 9, S. 301 ff.
Personendaten | |
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NAME | Edel, Peter |
ALTERNATIVNAMEN | Hirschweh, Peter (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Grafiker und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 12. Juli 1921 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 7. Mai 1983 |
STERBEORT | Ost-Berlin |
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Image Description | Credit | Artist | License Name | File |
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Mahntafel Bücherverbrennung mit dem Text von Peter Edel. | Eigenes Werk | Meranol | Datei:2014 Mahntafel Bücherverbrennung Bebelplatz.jpg | |
Berlin Friedrichsfelde Zentralfriedhof, Pergolenweg - Edel, Peter | Eigenes Werk | ViennaUK | Datei:Berlin Friedrichsfelde Zentralfriedhof, Pergolenweg - Edel, Peter 03.jpg | |
Es folgt die historische Originalbeschreibung , die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Oberstes Gericht, Globke-Prozess, Aussage, Peter Edel Zentralbild Stöhr-11.7.1963 1. Strafsenat setzte Verhandlung gegen Globke fort. Der 1. Strafsenat des Obersten Gerichts der DDR setzte am 11.7.1963 die Hauptverhandlung gegen den millionenfachen Judenmörder Globke fort. Im Mittelpunkt steht heute der Komplex der berüchtigten "Endlösung der Judenfrage". Wie am Vortage sagten zahlreiche Zeugen aus, die die faschistische Judenverfolgung am eigenen Leibe erlebten. UBz: Die Aussage des Berliner Journalisten und Schriftstellers Peter Edel war eine einzige flammende Anklage gegen den millionenfachen Mörder Globke und seine Helfer namens aller, die das Grauen nicht überlebten. Laut wiederholte Peter Edel im Gerichtssaal das Vermächtnis seiner Mithäftlinge: "Wenn du überlebst, berichte vor allem den Jungen, was hier geschehen ist, sage, wer uns den Viehstempel aufgedrückt hat". | Dieses Bild wurde im Rahmen einer Kooperation zwischen dem deutschen Bundesarchiv und Wikimedia Deutschland aus dem deutschen Bundesarchiv für Wikimedia Commons zur Verfügung gestellt. Das deutsche Bundesarchiv gewährleistet eine authentische Bildüberlieferung nur durch die Originale (Negative und/oder Positive), bzw. die Digitalisate der Originale im Rahmen des Digitalen Bildarchivs . | Stöhr | Datei:Bundesarchiv Bild 183-B0711-0005-009, Oberstes Gericht, Globke-Prozess, Aussage, Peter Edel.jpg | |
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Stolperstein, Peter Hirschweh , Sonnenallee 174, Berlin-Neukölln , Deutschland | Selbst fotografiert | OTFW , Berlin | Datei:Stolperstein Sonnenallee 174 (Neukö) Peter Hirschweh.jpg |