Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast
vom 20.11.2021, aktuelle Version,

Rudolf Haybach

Rudolf Haybach (* 29. Dezember 1886 in Wien; † 15. Februar 1983 ebenda) war ein österreichischer Verleger, Theaterleiter, Maler und Schriftsteller.

Leben

Haybach war einer der letzten Universalisten und eine schillernde Figur der Wiener Kunstszene. Er war Maler, Verleger, Schriftsteller, Theaterdirektor, Erfinder, Ausstellungsmacher und Direktor der Wiener Sezession. Als Bauingenieur plante er die heute noch in Betrieb stehende Wasserleitung von Bad Gastein.

Rudolfs Vater Anton Haybach kam als Sudetendeutscher aus dem Egerland, seine Mutter aus der Wiener Familie Schaedle. Er wuchs in der Kirchengasse in Wiener Bezirk Neubau auf und besuchte die Schottenfelder Realschule.

Der Haybach Verlag

Rudolf Haybach war der erste Verleger Heimito von Doderers. In Haybachs eigenem, 1921 gegründeten Einmannverlag erschienen Doderers literarische Debüts: als Lyriker (Gassen und Landschaft, 1924), Prosaschriftsteller (Die Bresche, 1924) und Essayist (Der Fall Gütersloh, 1930).

Insgesamt 17 Bücher und Mappen publizierte Haybach zwischen 1922 und 1930, darunter Werke von Richard Billinger (Lob Gottes, Erzengels Morgenruf, 1924), Lilly Steiner und Albert Paris Gütersloh (Kain und Abel, 1924). Die Auflagen waren klein, die Einkünfte gering. Die letzte Publikation Doderers, Der Fall Gütersloh, bedeutete für den Verlag das finanzielle Ende.

Doderer und Gütersloh bezeichneten Haybach, ihren Verleger, als „Euphoriker“ und „barocke Romanfigur“. Mit ihnen verband Haybach auch die ideologische Nähe zum Nationalsozialismus. Er trat am 1. April 1933 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.617.924)[1].

Haybach war selbst ebenfalls schriftstellerisch tätig. So verfasste er Wiener Historien (1940) und Unter gotischen Dächern – Sagen und Legenden aus dem alten Wien (1941),

Politische Funktionen

Haybach war zeitweilig Stellvertreter der NS-Kulturgemeinde in Österreich, 1938 auch Leiter der Abteilung „Kunst und Theater“ in der NS-Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) sowie kommissarischer Leiter der Österreichischen Kunststelle.

Das Theater „Die Komödie“

1938 lernte Haybach den Regisseur und Schauspieler Leon Epp kennen, mit dem er das alte Boulevardtheater „Die Komödie“ in der Johannesgasse in Wien (das heutige Metro-Kino) reaktivierte. Haybach pachtete das Theater und investierte auch Privatvermögen. Programm war „anspruchsvolle Dichtung aus der Vergangenheit, die zu Unrecht vergessen wurde“ und „die Uraufführung ostmärkischer Dichter“. Das Theater eröffnete am 28. September 1939 mit der Erstaufführung von Manfred Hausmanns „Lilofee“. Leon Epp inszenierte, Gustav Manker entwarf das Bühnenbild. Haybach, bisher ohne Erfahrung im Theatermetier, war Direktor; Leon Epp künstlerischer Leiter. Zum Ensemble gehörten Elisabeth Epp, Helmut Janatsch, Hans Brand und der junge Josef Meinrad.

Ende April 1941 konnte Rudolf Haybach den Betrieb der „Komödie“ finanziell nicht mehr halten und gliederte das Haus ans Deutsche Volkstheater an, Eigentümer wurde die Deutsche Arbeitsfront. Die „Komödie“ wurde zum zweiten KdF-Theater in Wien, Haybach war dort bis August 1943 Vertreter des Generalintendanten Walter Bruno Iltz.

Bildende Kunst

Nach dem Zweiten Weltkrieg, zwischen 1948 und 1954, war Haybach Generalsekretär und dann Direktor der Wiener Secession, deren Wiederaufbau er nach dem Krieg organisierte.

Seit 1969 arbeitete Haybach an einem eigenen, Hunderte von Ölgemälden und Zeichnungen umfassenden bildnerischen Œuvre. Es zeigt Verwandtschaft zu Cézanne und Vincent van Gogh. In den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens betätigte sich Haybach nur mehr als Maler.

Literatur

  • Gerlinde Michels (Hrsg.): Rudolf Haybach 1886–1983. Eine Schlüsselfigur in der österreichischen Kulturgeschichte. Wien / Köln / Weimar 2000, ISBN 3-205-99195-8.

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/9251674