Schneehase
Schneehase | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Schneehase (Lepus timidus) im Sommerfell |
||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
|
||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lepus timidus | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Der Schneehase (Lepus timidus) ist eine zur Familie der Hasen (Leporidae) gehörige Art. In Europa gehört er zur Wirbeltierfauna der Alpen und ist gemeinsam mit dem Alpenschneehuhn eine der wenigen Tierarten, die an den boreo-alpinen Lebensraum gut angepasst sind.
Verbreitungsgebiet
Schneehasen kommen in großen Teilen des nördlichen Eurasiens vor. In Europa leben sie in Skandinavien, in Schottland und auf Irland, im Alpenraum sowie im Baltikum und in Osteuropa; in Asien in ganz Sibirien bis in die Mongolei und in das nördliche China sowie auf der japanischen Insel Hokkaidō. In England und auf den Färöern wurde die Art eingeführt. Die isolierte Population in den Alpen lebt in Höhen von 1300 m bis 3800 m, gelegentlich wurden Tiere im Winter auch in tieferen Lagen bis zu 700 m gesichtet.[1]
Beschreibung
Mit etwa drei Kilogramm Durchschnittsgewicht und knapp 40 bis 60 Zentimetern Länge ist er etwas kleiner als der Feldhase. Bekannt ist sein Fellwechsel von einem graubraunen Sommerkleid zu einem weißen Winterkleid. Dieser hängt allerdings von der Region ab: In Irland legt er niemals ein weißes Winterkleid an, trägt es dagegen fünf Monate im europäischen Teil von Russland und sieben Monate in einigen nordasiatischen Gebieten. Der Alpenschneehase (Lepus timidus varronis) ist nur im Winter weiß. Vom weißen Winterfell zeigt er ein Übergangsfell, das deutlich gescheckter ist. Im Sommer ist er graubraun, etwa im November wird das Fell weiß und nur an den äußeren Spitzen der Ohren weist er weiterhin schwarze Haare auf. Der Nordische Schneehase (Lepus timidus timidus) ist meist das ganze Jahr hindurch weiß. Das Fell dient ihnen zur Tarnung in der weißen, schneereichen Umgebung. Von Bedeutung ist die Anpassung der Ohrlänge an die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen. Da die Hasen die Blutzirkulation mit Hilfe ihrer Ohren regeln und damit Wärmeverluste ausgleichen, sind infolgedessen ihre Ohren umso kürzer, je kälter ihr Lebensraum ist.
Der Schneehase zählt zu den mittelgroßen Hasenartigen. Im Winter erinnert er mit seiner Körperform an ein gut genährtes Kaninchen. Auch im Sommer wirkt er im Vergleich zum Feldhasen fülliger und die Ohren sind auffallend kürzer. Während des Winters sind die Pfoten stark behaart, wodurch sich die Auflagefläche erhöht und er Schneedecken überqueren kann, ohne allzu tief einzusinken.[2]
Lebensraum und Lebensweise
Lebensraum der Schneehasen sind Tundragebiete, Wälder und Moore. Sie sind vorwiegend nachtaktiv und verbringen den Tag in einer Grube im Schnee oder im Erdboden verborgen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Echten Hasen leben Schneehasen oft gesellig.
Nahrung
Die Nahrung der Schneehasen hängt von Lebensraum und Jahreszeit ab und setzt sich aus Gräsern, Kräutern, Heidekraut, Zweigen, Rinde und anderem zusammen.
Fortpflanzung
Zwei- oder dreimal im Jahr bringt das Weibchen zwei bis fünf Jungtiere zur Welt, die Tragzeit ist mit sieben bis acht Wochen für Hasen relativ lang. Die Neugeborenen sind behaart und wachsen relativ schnell, schon nach vier Wochen werden sie entwöhnt.
Bedrohung
Die Populationen des Schneehasen sind starken Fluktuationen unterworfen. Gründe dafür liegen im Nahrungsmangel in den Wintermonaten aber auch in der Verfolgung durch Räuber wie Greifvögel und seit einiger Zeit auch Luchse, außerdem im Befall von Parasiten. Global gesehen zählen sie nicht zu den bedrohten Arten, lediglich die Population im Alpenraum gilt als bedroht, zumal ihr als isolierter Population Einwanderungsquellen fehlen.
Häufig wird der Klimawandel als Hauptgrund gesehen. Sie sind ans Leben im Hochgebirge angepasste Tiere. Bei einer Verlagerung der Höhenstufen nach oben können sie nur noch begrenzt in höhergelegene, kühlere Gebirgsräume ausweichen. Nach einer Berechnung kann sich der geeignete Lebensraum bis zum Jahr 2100 um ein Drittel verkleinern. Dabei käme es zur Isolierung mancher ihrer Biotope, die derzeit noch verbunden sind. Das bedeutet für die dann voneinander getrennten Bestände die Gefahr der Inzuchtdepression. Zudem könnte es bei einer früheren Schneeschmelze sein, dass der Fellwechsel vom weißen Winterfell zum braunen Sommerfell zeitlich gleich bleibt, so dass sie im Frühjahr keine Tarnung mehr haben und für Greifvögel leichter zu erspähen sind. Wenn Feldhasen aus den unteren Bereichen nach oben vordringen, entsteht eine intraspezifische Konkurrenz um Nahrung, außerdem kann es zur Hybridisierung kommen, wodurch die genetische bedingte Fähigkeit, die winterliche Tarnfarbe anzunehmen, verloren ginge. Zunehmender Bergtourismus (Skitourismus) kann auch einen ungünstigen Effekt auf den Schneehasen haben.[3]
In Deutschland und Liechtenstein werden Schneehasen nicht bejagt. In Österreich gibt es eine Besonderheit, dort gibt die Jagdstatistik keine Auskunft über die erlegten Individuen, da eine Unterscheidung zwischen Schnee- und Feldhasen unterbleibt. In der Schweiz wurden zwischen 2013 und 2015 jährlich etwa 1.200 Schneehasen abgeschossen. Den Hauptanteil (80 Prozent) macht hier der Kanton Graubünden mit jährlich rund 1.000 erlegten Tieren aus.[4] Die Jagdzeit in der Schweiz ist vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember.[5]
Verwandte Arten
Zwei in Nordamerika lebende Arten haben eine ähnliche Lebensweise und wurden früher als Unterarten des Schneehasen betrachtet, gelten heute aber meist als eigene, eng mit ihm verwandte Arten: Der Polarhase (Lepus arcticus) bewohnt Grönland und das nördliche Kanada (Nunavut, Nord-Québec und Neufundland). Er lebt in Gruppen von bis zu 300 Tieren zusammen. Der Alaskahase (Lepus othus) kommt im westlichen und südlichen Alaska sowie an der Ostspitze Sibiriens vor. Er ist auffallend groß und kurzohrig und bringt im Gegensatz zu den meisten anderen Hasen nur einmal im Jahr Nachwuchs zur Welt.
Literatur
- Maik Rehnus: Der Schneehase in den Alpen. Ein Überlebenskünstler mit ungewisser Zukunft. Haupt Verlag, Bern 2013, ISBN 978-3-258-07846-5.
- Jacques Gilliéron (Autor), Claude Morerod (Photograph): Tiere der Alpen. Die Wirbeltiere. SAC Verlag, Bern 2005, ISBN 3-85902-238-5.
Weblinks
- Lepus timidus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: A. T. Smith, C. H. Johnston, 2008. Abgerufen am 1. Januar 2009.
- Schneehase mit Foto (Memento vom 24. Februar 2013 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Maik Rehnus: Der Schneehase in den Alpen. Ein Überlebenskünstler mit ungewisser Zukunft, S. 21
- ↑ Gilliéron et al. Tiere der Alpen. Die Wirbeltiere, S. 49
- ↑ Maik Rehnus: Der Schneehase in den Alpen. Ein Überlebenskünstler mit ungewisser Zukunft, S. 13–81.
- ↑ Eidgenössische Jagdstatistik 2000-2015, abgerufen am 29. Juli 2017.
- ↑ Pro Natura: GefährdeteTierarten noch mehr unter Druck
License Information of Images on page#
Image Description | Credit | Artist | License Name | File |
---|---|---|---|---|
A Mountain Hare Pic taken March 21st, the hare is now turning back to its summer coat brown, not all hares in this area are at this stage yet. For more mountain hare pics follow link. http://bleaklowjohn.piczo.com/mountainhares2?cr=2&linkvar=000044 | From geograph.org.uk | John Fielding | Datei:A Mountain Hare - geograph.org.uk - 1218066.jpg | |
Title: Arctic hare ( Lepus arcticus ) Original title: Lepus othus ; assumed to be L. arcticus in alternate version of file Creator: USFWS Source: WO2550-21 Publisher: U.S. Fish and Wildlife Service Contributor: DIVISION OF PUBLIC AFFAIRS Language: EN - ENGLISH Rights: (public domain) Audience: (general) Subject: hare, small mammal first upload: 6 August 2003 - en:Wikipedia by en:User:Cordyph | U.S. Fish & Wildlife Service -- (Archived link -- 1 ) | This image originates from the National Digital Library of the United States Fish and Wildlife Service at this page Diese Markierung zeigt nicht den Urheberrechtsstatus des zugehörigen Werks an. Es ist in jedem Falle zusätzlich eine normale Lizenzvorlage erforderlich. Siehe Commons:Lizenzen für weitere Informationen. See Category:Images from the United States Fish and Wildlife Service . | Datei:Arctic Hare.jpg | |
The Wikimedia Commons logo, SVG version. | Original created by Reidab ( PNG version ) SVG version was created by Grunt and cleaned up by 3247 . Re-creation with SVG geometry features by Pumbaa , using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightly warped.) | Reidab , Grunt , 3247 , Pumbaa | Datei:Commons-logo.svg | |
Begriffsklärungs-Icon (Autor: Stephan Baum) | Eigenes Werk ( Originaltext: Own drawing by Stephan Baum ) Original Commons upload as File:Logo Begriffsklärung.png by Baumst on 2005-02-15 | Stephan Baum | Datei:Disambig-dark.svg | |
Mountain Hare ( Lepus timidus ) range (green - native, red - introduced) | Base map derived from File:BlankMap-World.png . Distribution data from IUCN Red List | Chermundy | Datei:Mountain Hare area.png | |
Mountain Hare Lepus timidus photographed in Derwent Moors, England, GB. Derivative work: original cropped and levels adjusted. | https://www.flickr.com/photos/polandeze/429338436/ | polandeze | Datei:Mountain hare-Lepus timidus.jpg | |
Schneehase in den Chiemgauer Bergen in Deckung | Eigenes Werk | Sgbeer | Datei:Schneehase.JPG | |
Datei:Wiktfavicon en.svg |