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vom 21.08.2021, aktuelle Version,

St. Valentin auf der Haide

St. Valentin auf der Haide
Italienische Bezeichnung: San Valentino alla Muta
St. Valentin
Staat Italien
Region Trentino-Südtirol
Provinz Südtirol (BZ)
Gemeinde Graun im Vinschgau
Koordinaten 46° 46′ N, 10° 32′ O
Höhe 1472 m s.l.m.
Fläche 26,42 km²
Einwohner 891 (2015)
Bevölkerungsdichte 34 Einw./km²
Demonym Hoader (Heider)
Patron Valentin von Rätien
Kirchtag 7. Jänner
Telefonvorwahl 0473 CAP 39027

St. Valentin auf der Haide (italienisch San Valentino alla Muta) ist ein Dorf in Südtirol und eine Fraktion der Gemeinde Graun im Vinschgau. Die Ortschaft befindet sich nördlich der Malser Haide im Vinschgau bzw. Vinschger Oberland, dem höchstgelegenen Abschnitt des Etschtals.

St. Valentin liegt auf 1472 m s.l.m. Höhe an der Etsch direkt zwischen Haidersee und Reschensee. Das Dorf zählt circa 800 Einwohner, welche vorwiegend vom Sommer- und Wintertourismus bzw. von der Landwirtschaft leben.

Geographie

St. Valentin auf der Haide von Norden. Aquarell von Siegfried Schieweck-Mauk, Eichstätt (Bayern)
Haidersee mit Blick auf St. Valentin, im Hintergrund die Klopaierspitze, Endkopf und Pleisköpfl

Zu St. Valentin gehörende Weiler und Höfe

  • Dörfl (Monteplair)
  • Kaschon
  • Padöll, Plagött
  • Fischerhäuser
  • Stockerhöfe
  • Greinhof
  • Thönihof

Angrenzende Fraktionen/Orte

Bergspitzen

  • Elferspitze 2926 m
  • Seebodenspitze 2857 m
  • Großhorn 2630 m
  • Pleisköpfl
  • Habicherkopf 2901 m

Geschichte

Neuste Erkenntnisse zeugen von einer ersten Besiedlung in St. Valentin aus der Römerzeit. Damals soll sich im heutigen Ortsteil Dörfl (Monteplair) eine Pferdekutschenstation der Römer befunden haben.

Die erste Besiedlung im heutigen Ortskern geht auf ein Hospiz zurück, das der wohlhabende und fromme Burgeiser Ulrich Primele im Jahr 1140 zur Rettung und Aufnahme von Reisenden gegründet hatte. Ein Hospiz oder Xenodochium (hospitale pietatis, refrigerium pauperum xenodochium) bezeichnete im Mittelalter eine Art Gasthaus für Fremde, Pilger, Wanderer, Kranke, Arme und Hilfsbedürftige. Neben dem Hospiz von St. Bernhard in der Schweiz war das Hospiz in St. Valentin eine der ersten Einrichtungen dieser Art. Neben dem südlichsten See der damals noch drei Seen entstand 1140 in der Nähe des Hospizes auch die erste Kapelle zum Heiligen Valentin. Vom St. Valentin Hof und von der St.-Valentins-Kapelle leitet die heutige Bezeichnung des Dorfes ihren Ursprung ab. Seit 1314 taucht die Ortschaft als Gemeinde auf und seit 1408 mit dem Beinamen auf der Haid.

Skipioniere in St. Valentin, um 1900 – Beschriftung St. Valentin auf der Haid Wintersportplatz des Kurort Meran

Der Heilige Valentin soll aus den heutigen Niederlanden stammen. Als Apostel Rätiens missionierte er um 435 auch im Vinschgau und im nahe gelegenen Engadin. Als Bischof starb der heilige Valentin 470 in der Nähe von Meran und wurde an der Zenoburg begraben. Dem Wanderbischof von Rätien hat St. Valentin auf der Haide seinen Namen zu verdanken.

Die verschiedenen Ortsbezeichnungen im Laufe der Zeit:

  • 1140: Hospiz mit Kapell zum heiligen Valentin
  • 1489: Sant Valtins auf der Haid
  • 1576: Gmain allda auf Mallserhaydt
  • 1584: Auf der Hait
  • 1592: Sant Valleintin auff der Haydt
  • 1646: Haid
  • 1916: St. Valentin auf der Haid[1]
  • 1921: Offizielle Bezeichnung: St. Valentin auf der Haide
Seeheim mit Blick auf St. Valentin, um 1900

Aus Tradition wird St. Valentin auf der Haide nach wie vor mit „ai“ statt mit „ei“ geschrieben.

Die Bewohner St. Valentins (im Volksmund „Hoader“ genannt) lebten über Jahrhunderte von der Landwirtschaft. In Zeiten der Not wurden die kargen Erträge der sonnenverbrannten Weiden und Äcker mit dem Schmuggeln in der nahen Schweiz und in Österreich aufgebessert. Zahlreiche Sagen, Mythen aber auch wahre Überlieferungen zeugen noch von den Zeiten in Armut, als das Wildern und Schmuggeln ein wichtiges Bestandteil des Lebens am Reschenpass war.

1888 wurde die Freiwillige Feuerwehr St. Valentin auf der Haide gegründet. Der erste Tourismusverein St. Valentins wurde 1904 unter dem Namen „pro loco“ gegründet, darauf folgte die Gründung des ersten Skiclubs Südtirols, des Skiclubs Haid im Jahre 1905. Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts hat sich der Tourismus im Obervinschgau etabliert. Einen touristischen Aufschwung gab es auch durch den Bau der Vinschgauer Eisenbahn 1905, damals wurde St. Valentin als Wintersportort des Churorts Meran angepriesen. Stetig gewann der Tourismus an Gewichtung, sei es als Wintersportort oder als Luftkurort und Ort der Sommerfrische. 1928 wurde das bis dato eigenständige St. Valentin der neuen Großgemeinde Graun im Vinschgau zugeschlagen. 1957 wurde in St. Valentin der erste Skilift gebaut, 1962 folgte der Ausbau des Skigebiets Haideralm. Mittlerweile wurde das Skigebiete mit dem benachbarten Skigebiet Schöneben fusioniert und mit einer Verbindungsgondelbahn zusammengeschlossen. Die Freiwillige Feuerwehr von St. Valentin unterhält seit 1965 eine Partnerschaft mit der Freiwilligen Feuerwehr der Stadtgemeinde Überlingen (Baden-Württemberg).

Sehenswürdigkeiten

St. Valentin mit Blick nach Süden, im Hintergrund die Ortlergruppe
  • Hospiz in St. Valentin, beherbergt heute ein Altersheim
  • Pfarrkirche St. Valentin
  • Lourdes-Kapelle, Oberdorf
  • Kapelle in Fischerhäuser
  • Kapelle zur Post
  • Schlossberg, innere Talai
  • Hoch-Kreuz auf der Malser Haide
  • St. Florian-Kapelle im Dörfl

Auf dem Schlossberg befinden sich die Reste der höchstgelegenen Burgstelle der Alpen. Die auf 1830 ü. d. M. gelegene Ruine, es bestehen nur mehr Grundmauern, war vermutlich ein Schutzturm. Gewiss führte an ihm die berühmte via Claudia Augusta vorbei.

Das Hoch-Kreuz befindet sich auf der oberen Malser Haide. Das hohe Kreuz aus Holz stellt heute noch den Grenzpunkt zwischen den Gemeinden Mals und Graun dar. Der Ursprung des Kreuzes ist zurückzuführen auf das Hospiz St. Valentin. Der Betreiber des Hospizes war verpflichtet bei jeden Wetterverhältnissen bis auf diesen Punkt der Malser Haide mit Pferdewagen -schlitten in Not Geratene aufzulesen und zu pflegen. Lange Zeit galt das Kreuz als Grenzpunkt zwischen dem Oberen Gericht Nauders (Naudersberg) und dem Gericht Glurns.

Sagen

Legende von Zerz, Die Bäuerin vom Zerzerhof, Gasthof zur Forelle, Die Hexe vom Simeta Hof, Der Hirte vom Schlossberg

Wirtschaft und Tourismus

Seilbahn Haider Alm (Talstation)

St. Valentin verfügt durch seinen Zugang zum Skigebiet Schöneben über einen florierenden Tourismus mit zahlreichen Gastwirtbetrieben.

Im Gewerbegebiet von St. Valentin befinden sich einige holzverarbeitende Unternehmen sowie Bauunternehmen und Mechanikerbetriebe.

Bildung

In St. Valentin gibt es eine Grundschule und eine Mittelschule für die deutsche Sprachgruppe.

Verkehr

St. Valentin wird von der SS 40 und der Radroute 2 „Vinschgau–Bozen“ durchquert.

Persönlichkeiten

  • Joseph Johann von Peer, * 1754 in St. Valentin, † 1825 in Innsbruck, Jurist, 1792 Professor für römisches Recht, 1799 Rektor der Universität Innsbruck

Geistliche

Musiker

Bildende Kunst

Autoren

  • Elisabeth Kraushaar-Baldauf, Medizinerin und Autorin (* 1915, † 2002 in Basel/Riehen)
  • Hansjörg Waldner, Germanist und Autor (* 1954, lebt in Meran; Veröffentlichungen: „Deutschland blickt auf uns Tiroler“. Südtirol-Romane zwischen 1918 und 1945, Wien 1990; „Ei nun“. Poesie und Texte, Innsbruck 2001)

Einzelnachweise

  1. Landesgesetzblatt Tirol und Vorarlberg 1848–1918, Nr. 17/1916
  2. Sterbebuch Traismauer 03/11 fol. 31. Abgerufen am 2. Juli 2017 (deutsch).
Commons: St. Valentin auf der Haide  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien