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vom 04.05.2022, aktuelle Version,

Stift Wilten

Stift Wilten

Stift Wilten ist ein 1138 von Bischof Reginbert von Brixen begründetes Kloster der Prämonstratenser in Wilten, einem am Fuße des Bergisels gelegenen Stadtteil von Innsbruck, der Landeshauptstadt des österreichischen Bundeslandes Tirol.

Das Stift Wilten kann mit den Innsbrucker Straßenbahnlinien 1 und 6 (Innsbrucker Mittelgebirgsbahn) und der Stubaitalbahn erreicht werden.

Geschichte

Klosteranlage von oben

Die Stiftsgebäude stehen auf den Ruinen der römischen Siedlung Veldidena. Im 16. Jahrhundert wurden dort zahlreiche römische Ziegel, Münzen und Mauerreste entdeckt und von Matthias Burglechner in seiner Landesbeschreibung Tirolischer Adler von 1619 erwähnt. Der Sage nach wurde das Kloster vom Riesen Haymon ca. 880 gegründet.

„Der gefürchtete Riese Haymon bezwang seinen Kontrahenten, den Riesen Thyrsus, aufgrund der besseren Bewaffnung im Zweikampf. Ein Mönch bekehrte Haymon zum Christentum. Im Gefühl der Reue über seine Tat stellte er den Bau seines Schlosses ein und begann den Bau des Klosters. Der Teufel war darüber erzürnt und befahl einem Lindwurm den Weiterbau des Klosters zu verhindern. Haymon tötete das Tier und schnitt die Zunge heraus. Nach Fertigstellung des Klosters wurde Haymon Bruder des Stifts. Er wurde auch darin beigesetzt.“

Zwei Statuen am Eingang und eine weitere Haymonstatue im Eingangsbereich, die die abgeschnittene Zunge des Drachen in der Hand hält, erinnern im Stift an diese Sage. Tatsächlich wurde das Kloster wohl vor 1138 durch Bischof Reginbert von Brixen als bischöfliches Eigenkloster gegründet, auf dessen Wunsch Prämonstratenser aus dem oberschwäbischen Kloster Rot an der Rot ein älteres Kollegiatstift von Weltpriestern ablösten; Papst Innozenz II. bestätigte am 30. April 1138 dem Wiltener Kanonikerorden unter seinem ersten Propst namens Marquard die Augustinusregel in ihrer prämonstratensischen Ausprägung, den Besitzstand, das freie Propstwahl- und Begräbnisrecht und die Vorrechte des Brixner Diözesanbischofs.[1] Seine Blütezeit erlebte das Stift im 17. und 18. Jahrhundert.

Das Stift geriet im Laufe der Geschichte verschiedentlich in Bedrängnis. 1807–1816 war das Kloster durch eine Verfügung des Königreiches Bayern aufgelöst. In der NS-Zeit wurde das Stift gezwungen, das Kloster dem Reichsgau Tirol-Vorarlberg zu verkaufen, sodass 1946 nach Bombardierung und NS-Herrschaft ein Neubeginn nötig war. Erst 1988 wurde diese Aufbauphase zum 850. Gründungsjubiläum abgeschlossen.

Wappen

Darstellung des Stiftswappens auf einem Grenzstein von 1745

Das seit dem 17. Jahrhundert nachweisbare Stiftswappen zeigt in Rot eine grüne, mit einem silbernen Balken belegte, leicht eingeschwungene Spitze, rechts einen silbernen Rost, links drei silberne Steine. Der silberne Balken gilt als das Wappen des Riesen Haymon, der Rost als Attribut des hl. Laurentius und die Steine als Attribut des hl. Stephanus stehen für die beiden Patrone des Stiftes.

Wie die meisten Tiroler Klöster begann Wilten erst spät mit der Führung eines Wappens. Die ältesten Darstellungen aus dem späten 15. Jahrhundert zeigen die Martersymbole der beiden Stiftspatrone in je einem Wappenschild. Der Tiroler Historiograph Matthias Burglechner konstruierte im 17. Jahrhundert auf älteren Grundlagen ein Wappen für den legendären Gründer, das in einem grünen Schild einen silbernen Mittelbalken zeigte. Dieser Balken wird häufig als Symbol für die Sill interpretiert, was allerdings unwahrscheinlich ist, da man dafür wohl einen (schrägen) Wellenbalken gewählt hätte. Abt Andreas Mayr (1621–1650) kombinierte schließlich die zwei Schilde der Stiftspatrone und den des Riesen Haymon in einem Wappenschild, wie er seitdem in Verwendung ist.[2]

Stiftskirche

Stiftskirche Wilten
Innenraum der Stiftskirche

Baugeschichte

Abt Heinrich Schuler (1922–1949) war ein unermüdlicher Forscher, besonders was Alter und Geschichte der Stiftskirche anbelangt. Er stellte fest, dass es sich bei der ersten Kirche in Wilten wohl nur um einen kleinen Holzbau gehandelt hat, umgeben von schlichten Hütten – den ersten Klostergebäuden. Urkundlich erwähnt werden Kirche und Kloster im Jahre 1138 bei der Einsetzung durch den Brixener Bischof Reginbert. Die Stiftskirchenpatrone St. Laurentius und St. Stephanus, die im Stiftswappen dargestellt sind, deuten auf römische Erstbesiedelung (Veldidena).

Ein gotisches Tafelgemälde des ehemaligen Ursulaaltars zeigt eine spätmittelalterliche Ansicht von Kirche und Kloster. Die dreischiffige Pfeilerbasilika mit erhöhtem Mittelschiff dürfte bereits in romanischer Zeit dieselben Ausmaße gehabt haben. Im Osten schloss ein erhöhter Chor in drei Apsiden; darunter befand sich eine Krypta, Begräbnisort der Äbte und adeliger Stifter. Unter dem als Seligen verehrten Abt Wernher wurde die Kirche bereits um 1300 im frühgotischen Stil wiedererrichtet.

Unter Abt Dominikus Löhr (1651–1687) kam es zur Grundsteinlegung des barocken Kirchenbaues, nachdem unter dem Vorgänger Abt Andreas Mayr der einstürzende Turm den gotischen Bau vollends zerstört hatte.

Die eigentliche Weihe der Kirche und des Hochaltars vollzog am 18. Oktober 1665 der Brixener Fürstbischof Sigmund Alfons Graf Thun. Kaiser Leopold I. war höchstpersönlich zugegen. Der Nordturm wurde 1667 vollendet, der Südturm jedoch nur bis zur halben Kirchdachhöhe ausgeführt, da der Hofbaumeister Christoph Gumpp 1672 gestorben war. Später vorgenommene Änderungen und Ergänzungen (Kanzel, Speisgitter, Tabernakel am Kreuzaltar usw.) sowie der Wiederaufbau nach den Bombardements von 1943 und 1944 können den Eindruck einer geschlossenen frühbarocken Anlage nicht verwischen.

Beschreibung

Durch das Portal gelangt man zunächst in die Vorhalle der Kirche. Hier fällt sofort die über fünf Meter hohe Kolossalstatue des Riesen Haymon aus der Zeit um 1470 auf, die sich einst liegend in der alten Turmkapelle an der Nordseite des Chores befand. Das prächtige schmiedeeiserne Vorhallengitter des Wiltener Schlossermeisters Adam Neyer (1707) ist neben dem „Rosengitter“ in der Stamser Stiftskirche eine der bedeutendsten Arbeiten barocker Schmiedeeisenkunst in Tirol.

Das Vorhallengitter geleitet den Besucher in den ob seiner einheitlich-strengen Komposition beeindruckenden Innenraum der Kirche. Bei der Wiltener Stiftskirche handelt es sich um einen einschiffigen, langgestreckten, rechteckigen Raum, ganz dem Typus der süddeutschen Wandpfeilerkirchen des 17. Jahrhunderts entsprechend. Gurtbögen und Stichkappen gliedern das Gewölbe. Die Fresken (Kaspar Waldmann) und Stuckaturen entstanden zwischen 1702 und 1707. Akanthuslaub, Fruchtgirlanden, Adler und Engelsgestalten bilden eine unübersehbare und doch noch sehr streng gegliederte Fülle an Ornamenten. Der oberitalienische Meister Bernardo Pasquale zeichnet mit 31 Gehilfen für diese hervorragenden Arbeiten des „späten Frühbarock“ verantwortlich.

Neben dem Hochaltar, den Langhaus- und Seitenkapellenfresken und der Kanzel ist der Kreuzaltar von besonderer Bedeutung. Er stand, nach alter Prämonstratensertradition, in der Mitte des Langhauses, unterhalb des Chorbogens. Das spätgotische Kruzifix mit echtem Haar (um 1510) war beim Einsturz der Kirche im Jahre 1644 unversehrt geblieben, weshalb es im Volk große Verehrung genoss. Das Altarblatt hinter dem Kreuz zeigt den Berg Golgota und die Stadt Jerusalem. Das Stifterwappen am Gebälk ist ein Allianzwappen der Grafen Ferrari-Occhieppo und der Fenner von Fennberg.

Eine weitere Besonderheit ist das Altarblatt des dem Hl. Johannes geweihten Seitenaltars, das der Südtiroler Nazarener Michael Andersag ab 1826 nach dem Vorbild von Raffaels Madonna von Foligno schuf.

Orgeln

Berühmt ist die Stiftskirche auch durch ihre drei Orgeln. Die älteste Orgel, gebaut von Daniel Herz 1675, steht auf einer Empore auf der linken Seite des Presbyteriums. Sie wurde 2002/2003 vom Orgelbauer Jürgen Ahrend aus Ostfriesland fachgerecht restauriert.

Im Zuge der Generalsanierung erhielt die Stiftskirche 2008 zwei neue Orgeln. Die Chororgel mit 14 Registern wurde von der Orgelmakerij Reil (Heerde/NL), die große Festorgel mit 53 Registern von Orgelbouw Verschueren (Heythuysen/NL) errichtet. Die Konzertorgel hat 53 Register und ein Nebenregister auf drei Manualen und Pedal.[3]

I Rückpositiv C–g3
1. Prestant 8′
2. Holpijp 8′
3. Octaaf 4′
4. Roerfluit 4′
5. Nasard 3′
6. Fluit 2′
7. Superoctaaf 2′
8. Terts 135
9. Sesquialter II
10. Mixtuur IV
11. Dulciaan 16′
12. Trompet 8′
13. Cromhoorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
14. Prestant 16′
15. Prestant 8′
16. Roerfluit 8′
17. Viola di Gamba 8′
18. Octaaf 4′
19. Cornet V
20. Fluit 4′
21. Quint 3′
22. Superoctaaf 2′
23. Mixtuur V
24. Cymbel III
25. Fagot 16′
26. Trompet 8′
27. Trompet 4′
Nachtigall
III Oberwerk C–g3
28. Bourdon 16′
29. Prestant 8′
30. Holpijp 8′
31. Quintadeen 8′
32. Unda maris 8′
33. Fluit travers 4′
34. Octaaf 4′
35. Nasard 3′
36. Fluit 2′
37. Terts 135
38. Flageolet 1′
39. Mixtuur III
40. Hautbois 8′
41. Vox humana 8′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
42. Prestant 16′
43. Quint 12′
44. Octaaf 8′
45. Subbas 16′
46. Bourdon 8′
47. Quint 6′
48. Octaaf 4′
49. Mixtuur V
50. Bazuin 16′
51. Fagot 16′
52. Trompet 8′
53. Trompet 4′
  • Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P, III/P
Glockenturm

Glocken

Das Geläut wurde immer wieder durch Brände vernichtet. Dies geschah in den Jahren 1288 und 1432. Auch der Turmeinsturz von 1644 hat das Geläut zerstört.

Des Weiteren erzählen die Urkunden des Stiftsarchives von verschiedenen Läutebräuchen, zum Beispiel vom Wetterläuten im Jahr 1702, das aber schon am 26. November 1783 im Zuge der Aufklärung durch eine Verordnung wieder verboten wurde, oder vom Angelusläuten am Mittag, das im Jahre 1423 im Bistum Brixen eingeführt wurde.

Im Jahre 1763 sprang die große Glocke und wurde schließlich am 13. Oktober desselben Jahres von Stefan Zach im Höttinger Gießhaus neu gegossen.

Nach den langen Jahren des Wiederaufbaus des Stiftes konnte im Sommer 1975 wieder an Glocken gedacht werden. Ein Glockenkomitee wurde gegründet. Die Firma Grassmayr wurde mit der Untersuchung des Turmes und mit der Erstellung entsprechender Lösungsvorschläge betraut. Das Geläut wurde auf sechs Glocken konzipiert und diesmal war eine ganz große Glocke geplant. Durch die Größe des Geläuts konnte der bestehende Holzglockenstuhl nicht mehr verwendet werden und wurde deshalb durch einen Stahlglockenstuhl ersetzt.

Bereits am 23. September 1976 waren die Mitbrüder und das Glockenkomitee zum feierlichen Akt des Glockengusses von fünf Glocken in die Glockengießerei Grassmayr geladen.

Am 17. Oktober 1976 fand die Weihe statt. Die größte Glocke wurde schließlich 1980 ergänzt und am Christkönigsonntag geweiht. 1994 wurde immer offensichtlicher, dass sowohl die Marienglocke als auch die Auferstehungsglocke Beschädigungen davongetragen hatten. Daher mussten die beiden Glocken 1995 neu gegossen werden.

Um Schwierigkeiten mit der Turmstatik zu vermeiden und um die große Glocke wegen Platzmangels überhaupt läuten zu können, wurden für die beiden großen Glocken Stahljoche in tiefgekröpfter Bauweise angefertigt. Auch eine neue Technologie von speziellen Innenklöppelfängern mit einem aufwendigen elektronischem Mechanismus kam für diese beiden Glocken zur Anwendung. Nach 24-jähriger Betriebszeit hat sich 1999 gezeigt, dass dieses System den Belastungen nicht standhielt und die Glocken nicht schonend geläutet werden konnten.

So ging man daran, eine umfangreiche Sanierung der ganzen Mechanik in die Wege zu leiten. In den beiden großen Glocken wurden geschmiedete Rundballenklöppel eingebaut, die Motoren überholt, alle Klöppelfänger, Schwungräder sowie Ketten erneuert. Da die Turmuhr durch einen Blitzschlag beschädigt worden war, entschloss man sich, auch dieses System zu erneuern und einen Glockencomputer mit Uhr anzuschaffen. Nunmehr war es möglich, das Uhrschlagwerk mit einer Melodie zu versehen. Nach Absprache mit dem Pfarrer der Wiltener Basilika kam es nun auch zur Einführung des sogenannten „Sonntagseinläuten“ an jedem Samstag um 12:00 Uhr. Da von Ostern bis Allerheiligen die Vesper der Chorherren um 18:00 Uhr öffentlich zugänglich ist, wird auch zu diesem Gottesdienst geläutet.

2001 wurden die Sanierungsmaßnahmen fortgesetzt. Dabei konnten die Böden erneuert sowie die Treppen und Aufgänge instand gesetzt werden. Gerade im Bereich der Glockenstube und des Turmhelms gab es gravierende Sicherheitsmängel. Aus klangmusikalischen Gründen entschloss man sich, in die Turmfenster Schallläden einzusetzen.

2002 konnte das Geläut ergänzt werden. Die Nikolausglocke und die Michaelsglocke wurden am 20. Oktober geweiht.

Ein Monat später wurden die Glocken aufgezogen und die Dreifaltigkeitsglocke geweiht. Bei dieser Glockenergänzung kam es auch zur Nachrüstung des Geläuts mit Holzjochen.

2002 hatte der Abtrat beschlossen, dass bei der Generalsanierung der Stiftskirche abermals ein Holzglockenstuhl zum Einbau gelangen sollte. Mit dem Beginn der Generalsanierung der Stiftskirche im Juli 2005 war es dann soweit. Im Rahmen der Planungsarbeiten für den 13 Meter hohen Glockenstuhl wurde unter anderem ein maßstabgetreues Modell angefertigt und dem Stift übergeben.

Schließlich galt es, den Stahlstuhl von 1976 abzubauen und die kleineren Glocken im Stiftsgarten zu lagern.

So konnte nun im Herbst 2005 der neue Holzglockenstuhl solide und gewissenhaft verankert und aufgebaut werden.

Die schon 2002 gebauten Holzjoche waren so konstruiert, dass eine Anpassung an den neuen Holzstuhl jederzeit möglich war. Des Weiteren wurden alle Turmtreppen neu errichtet und die Aufgänge instand gesetzt.

Der Holzstuhl selbst ist in der in Tirol schon seit Jahrhunderten üblichen Lärchenholzbauweise ausgeführt, in welcher bereits der aus dem Jahr 1668 stammende alte Glockenstuhl errichtet worden war. Die noch vorhandenen Grundbalken im unteren Teil des Turmes bezeugen diese alte Bauweise auf eindrückliche Weise.

Die vier großen Glocken besitzen einen Klöppelfänger.

Nr. Name Nominal Gewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
Gussjahr Gießer
1 Auferstehungsglocke as0 4168 189 1995 Grassmayr
2 Marienglocke c1 2150 149
3 Norbertiglocke es1 1241 125 1976
4 Augustinusglocke f1 887 112
5 Dreifaltigkeitsglocke g1 626 102 2002
6 Laurentius-Stefanusglocke as1 524 94 1976
7 Nikolausglocke b1 376 86 2012
8 Barbaraglocke c2 263 74 1976
9 Michaelsglocke es2 156 64 2002
10 Heilig-Kreuz-Glocke f2 101 55
11 Christusglocke as2 114 55 2005
Glocke im Dachreiter des Turms:
12 Chorglöcklein ca. as2 ca. 100 56 1444 unbekannt

Weitere Einrichtungen

Direkt neben dem Stift Wilten, und von den Wiltener Prämonstratensern betreut, liegt die als Pfarrkirche der Pfarre Wilten dienende Wiltener Basilika.

Das Stift Wilten ist auch die Heimat der Wiltener Sängerknaben. Sie gehören zu den ältesten und traditionsreichsten Knabenchören Europas. Schon im 13. Jahrhundert gab es „Singknaben“ an der Schule des Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Wilten. Die Wiltener Sängerknaben sind somit um mehr als 250 Jahre älter als die Wiener Sängerknaben. 1946 wurden sie in der jetzigen Form wiederbegründet und zählen heute zu den renommiertesten und besten Knabenchören der Welt. Ihr Motto ist es „zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen“ zu singen.

Auf dem nahen Bergisel befinden sich das Kaiserjägermuseum und die Bergiselschanze, von welcher man einen guten Blick auf das Stift, die gegenüber liegende Wiltener Basilika und den davor liegenden großen Friedhof Wilten hat. Der große Gemeindefriedhof untersteht der Verwaltung des Stiftes Wilten und enthält viele sehenswerte Denkmäler bekannter Innsbrucker Familien. Zu den bedeutenden Persönlichkeiten, welche hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, zählen die Bildhauer Dominikus Trenkwalder und Hans Vonmetz, der Jurist Friedrich Maassen sowie der Bibliothekar Josef Hofinger. Der Friedhof Wilten sollte nicht verwechselt werden mit dem um ein Vielfaches kleineren und direkt rund um die Basilika gelegenen Pfarrfriedhof, welcher der Verwaltung der Pfarre Wilten untersteht und vom Friedhof Wilten durch die Pastorstraße getrennt ist.

In den Gebäuden des Stifts Wilten sind die Übungsvolksschule der Pädagogischen Akademie in Tirol und das Tourismuskolleg Innsbruck untergebracht.

Äbte

Marquard (1128/38–1142)
Franz Sales Blaas (1877–1888)
Raimund Schreier (seit 1992)

Die Äbte des Stiftes waren:

  • 1. Marquard von Pruntrut (heute Kanton Jura) († 6. Mai 1142), Schüler des hl. Norbert, des Gründers des Prämonstratenserordens
  • 2. Heinrich I.
  • 3. Theodorich († 1178)
  • 4. Heinrich II. († 19. September 1190); er übergab die Klostergründe am rechten Innufer, wo in der Folge Innsbruck heranwuchs, und erhielt dafür von Graf Berthold von Andechs und dessen Sohn Herzog Berthold von Meran Güter zu Ambras, verschiedene Befreiungen und Anteil am Innsbrucker Zoll
  • 5. Theodorich (Dietrich) († 24. Januar 1200)
  • 6. Sigfried († 18. Januar 1207)
  • 7. Ulrich I. († 1230)
  • 8. Heinrich III.
  • 9. Ulrich II.
  • 10. Ludwig
  • 11. Gottschalk
  • 12. Witmar
  • 13. Konrad I.
  • 14. Wernher
  • 15. Konrad II.
  • 16. Johannes I.
  • 17. Konrad III. Speiser von Friedberg
  • 18. Friedrich
  • 19. Jakob I.
  • 20. Heinrich IV.
  • 21. Jobst (1401–1413)
  • 22. Heinrich V. (1413–1428), Bruder des späteren Bischofs Ulrich II. von Brixen[4]
  • 23. Johannes II. (1428–1452)
  • 24. Erhard (1452–1458)
  • 25. Ingenuin Mösl (1458–1464)
  • 26. Johannes III. Lösch (1464–1469)
  • 27. Oswald Peisser (1469–1470)
  • 28. Alexius Stoll (1470–1492)
  • 29. Jakob II. Schmölzer (1492–1498)[5]
  • 30. Leonhard Klinger (1498–1530)
  • 31. Georg Trener (1531–1536)
  • 32. Johannes Brunner (1536–1576)
  • 33. Ulrich III. Krendl (1576–1585)
  • 34. Johannes V. Saurwein (1585–1594)
  • 35. Christoph Lercher (1594–1601)
  • 36. Markus Kniepasser (1601–1605)
  • 37. Simon Kammerlander (1605–1621)
  • 38. Andreas Mayr (1621–1650)
  • 39. Dominikus Löhr (1651–1687)
  • 40. Johannes VII. Mayr von Freising (1687–1693)
  • 41. Gregor von Stremer (1693–1719)
  • 42. Martin von Stickler (1719–1747)
  • 43. Norbert I. Bußjäger (1747–1765), Sohn von Matthias Pussjäger
  • 44. Josef von Lizzi (1765–1778)
  • 45. Norbert II. von Spergs (1778–1782)
  • 46. Markus II. Egle (1784–1820)
  • 47. Alois I. Röggl (1820–1851)
  • 48. Johannes VIII. Freninger (1851–1876)
  • 49. Franz Sales Blaas (1877–1888)
  • 50. Lorenz Müller (1888–1906)
  • 51. Adrian Andreas Zacher (1907–1922)[6]
  • 52. Heinrich VI. Schuler (1922–1949)
  • 53. Hieronymus Triendl (1949–1955)[7]
  • 54. Alois II. Stöger (1957–1992)
  • 55. Raimund Schreier (1992–)

Literatur

  • Stift Wilten (Hrsg.): 850 Jahre Praemonstratenser Chorherrenstift Wilten. Buchverlag Tiroler Tageszeitung, 2. Aufl., Innsbruck 1989, ISBN 3-85301-001-6
  • Max Stebich: Alpensagen. 1958.
  • Gustav Heider (Hrsg.): Jahrbuch der Kaiserlich-Königlichen Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Band 4. Wien 1860, S. 27–28.
  • Astrid von Schlachta: Das Prämonstratenserstift Wilten. In: Hannes Obermair et al.: Dom- und Kollegiatstifte in der Region Tirol-Südtirol-Trentino in Mittelalter und Neuzeit: Collegialità ecclesiastica nella regione trentino-tirolese dal medioevo all'età moderna. (= Schlern-Schriften 329). Innsbruck: Wagner 2006. ISBN 3-7030-0403-7, S. 239–251.
Commons: Stift Wilten  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S. 298–301 Nr. 357.
  2. Franz-Heinz Hye: Das Wappen des Stiftes Wilten und seine Geschichte. In: 850 Jahre Prämonstratenser-Chorherrenstift Wilten, S. 375–380
  3. Nähere Informationen zur Konzertorgel
  4. Josef Gelmi: Die Brixner Bischöfe in der Geschichte Tirols, Bozen 1984, S. 96, und Victor Schaller: Ulrich II. Putsch Bischof von Brixen und sein Tagebuch 1427–1437, in: Zeitschrift des Ferdinandeums. III. Folge. Heft 86, S. 231f.
  5. Tiroler Portraits.
  6. Sterbebild
  7. Sterbebild