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vom 12.06.2022, aktuelle Version,

Tennessee Williams

Tennessee Williams (1953)
Tennessee Williams (1965)

Tennessee Williams, eigentlich Thomas Lanier Williams III, (* 26. März 1911 in Columbus, Mississippi; † 25. Februar 1983 in New York City, New York) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Den Spitznamen „Tennessee“ erhielt er von einem Collegefreund an der University of Missouri, der den im Bundesstaat Mississippi verbreiteten Akzent, den Williams sprach, irrtümlicherweise für den des Bundesstaates Tennessee hielt.[1] Seine Großeltern, die er oft und gern besuchte, lebten in Mississippi, was für seinen Akzent prägend war. 1944 führte das in Hollywood zunächst abgelehnte Script für Die Glasmenagerie in Chicago zu Williams’ erstem Bühnenerfolg. Das Stück Die tätowierte Rose (seinem Lebensgefährten Frank Merlo gewidmet) erhielt den Tony Award als bestes Schauspiel. Es wurde 1950 ebenfalls in Chicago uraufgeführt. Kritiker definieren den Stil seiner Schauspiele als „Southern Gothic“ („Südstaatengotik“). 1948 und 1955 wurde Williams für seine Stücke Endstation Sehnsucht (A Streetcar Named Desire) und Die Katze auf dem heißen Blechdach (Cat On a Hot Tin Roof) mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet.

Leben

Tennessee Williams, zweites Kind von Cornelius Coffin Williams und Edwina Dakin, verbrachte seine Kindheit in Columbus/Mississippi. Sein Vater war dort bei einer Telefongesellschaft angestellt, während seine Mutter, die Tochter eines hoch angesehenen episkopalischen Geistlichen, als eine typische verzogene, lebensunpraktische und neurotische Southern Belle galt. Die Ehe der Eltern war nicht sonderlich glücklich, und die Mutter verbrachte viel Zeit mit den Kindern in dem Pfarrhaus der Großeltern, da sie deren soziales Ansehen in der Kleinstadt sehr genoss. Als Williams acht Jahre alt war, nahm der Vater 1919 eine neue Stelle als Schuhverkäufer in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri an, was einen Umzug der Familie dorthin zur Folge hatte. Williams verbrachte seine Jugend in St. Louis in beengten, ärmlichen Verhältnissen. Als sich die Beziehung der Eltern weiter verschlechterte, begann sein Vater zu trinken und führte ein relativ unstetes Leben.[2]

Von 1929 bis 1932 studierte Williams Publizistik und Theaterwissenschaften an der University of Missouri-Columbia. Nach Abbruch des Studiums verdiente er seinen Lebensunterhalt zunächst als Arbeiter in einer Schuhfabrik. In New York besuchte er die Kurse von Erwin Piscator für junge Dramatiker. 1940 erhielt Williams ein Stipendium der Rockefeller Foundation und verfasste sein bedeutsameres Bühnenwerk Battle of Angels. Bevor Williams 1944 mit Die Glasmenagerie seinen ersten Bühnenerfolg feiern konnte, wurde das Manuskript für dieses Stück während eines kurzen, erfolglosen Aufenthalts in Hollywood abgelehnt. 1945 wurde das Werk mit dem New York Drama Critics’ Circle Award ausgezeichnet.[3]

Seine schwierigen Familienverhältnisse finden teilweise Widerhall in seinem schriftstellerischen Werk. Der Vater Cornelius Williams schlug seine Kinder. Die Mutter, Edwina Williams, stammte aus einer vormals wohlhabenden Südstaatenfamilie. Sein jüngerer Bruder, Dakin Williams, wurde vom Vater gegenüber Tennessee bevorzugt. Seine große Schwester, Rose Williams, war psychisch krank und emotional instabil und verbrachte daher einen Großteil ihres Lebens unter ärztlicher Aufsicht. Dass an ihr eine Lobotomie vorgenommen wurde, zu der die Eltern ihr Einverständnis gegeben hatten, verzieh ihnen Tennessee Williams nie.

Die Figuren in Williams’ Theaterstücken werden häufig im Zusammenhang mit seinem Familienhintergrund angesehen. So wird Laura Wingfield in The Glass Menagerie als von seiner Schwester Rose inspiriert angesehen und Amanda Wingfield als von seiner Mutter. Andere Figuren, wie etwa Tom Wingfield in Die Glasmenagerie und Sebastian in Suddenly, Last Summer, gelten ebenfalls als autobiographisch beeinflusst. Auch Brick Pollitt, die Hauptfigur in Cat on A Hot Tin Roof, weist starke autobiographische Züge auf. Vor allem jedoch war Williams ein Autor des amerikanischen Südens. New Orleans, das Delta des Mississippi und die Küste des Golfs von Mexiko sind Schauplätze seiner Stücke. Das Bild der puritanisch-bürgerlichen Südstaatengesellschaft diente ihm neben autobiographischen Bezügen als Vorlage für zahlreiche Theaterstücke.

In seinen Memoiren behauptet Williams, dass er bereits als Teenager sexuell aktiv geworden sei. Sein Biograph Lyle Leverich geht dagegen davon aus, dass er erst als Endzwanziger sexuelle Erfahrungen hatte. Williams’ wichtigste homosexuelle Beziehung war die zu seinem Sekretär Frank Merlo. Sie begann 1947 und endete im Jahre 1961. Merlos Krebstod im Jahr 1963 stürzte Williams in eine sieben Jahre andauernde Depression. Während der Zeit ihrer Beziehung gab Merlo Williams emotionale Stabilität, die damals entstandenen Werke gelten als seine besten.

1952 wurde Williams in die American Academy of Arts and Letters[4] und 1962 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Er verbrachte viele Jahre in Rom; mit der italienischen Schauspielerin Anna Magnani verband ihn eine tiefe Freundschaft. Für sie schrieb er die Stücke The Rose Tattoo (Die tätowierte Rose) und Orpheus Descending (Orpheus steigt herab), in denen sie jeweils die Hauptrolle spielte.

Im Januar 1979 wurde Williams in Key West Opfer homophober Gewalt. Fünf Jugendliche schlugen auf Williams ein, der aber keine schweren Verletzungen erlitt. Der Tat war eine Zeitungsanzeige gegen Homosexualität vorausgegangen, die ein örtlicher Baptistenprediger geschaltet hatte und die mehrere tätliche Übergriffe zur Folge hatte.

Tennessee Williams verstarb am 25. Februar 1983 im Alter von 71 Jahren in seiner New Yorker Residenz im Hotel Elysee. Nach dem ersten gerichtsmedizinischen Bericht erstickte er an einem Flaschenverschluss für Nasenspray oder Augentropfen.[5] Nachfolgende Untersuchungen führten jedoch zu einer Korrektur der zunächst angenommenen Todesursache: Williams hatte offenbar den Flaschenverschluss benutzt, um damit Barbiturate einzunehmen. Dem später veröffentlichten toxikologischen Befund zufolge starb er durch die Einnahme einer Überdosis Seconal bzw. Secobarbital, entweder durch Versehen oder aber durch absichtliche Überdosierung.[6] Tennessee Williams wurde in St. Louis beigesetzt.

Werke

Theaterstücke (Auswahl)

  • 1937: Candle to the Sun (Licht unter Tage)
  • 1937: Springstorm (Frühlingsstürme)
  • 1941: Stairs to the Roof (Treppe nach oben)
  • 1944: The Glass Menagerie (Die Glasmenagerie. Ein Spiel der Erinnerung)
  • 1946: The Last of My Solid Gold Watches
  • 1947: A Streetcar Named Desire (Endstation Sehnsucht)
  • 1948: Summer and Smoke (Sommer und Rauch)
  • 1950: The Rose Tattoo (Die tätowierte Rose)
  • 1953: Camino Real
  • 1955: Cat On a Hot Tin Roof (Die Katze auf dem heißen Blechdach)
  • 1955: 27 Waggons Full of Cotton (27 Waggons Baumwolle). Diente als Basis für den Film Baby Doll aus dem Jahre 1956.
  • 1957: Orpheus Descending (Orpheus steigt herab)
  • 1958: Suddenly, Last Summer (Plötzlich letzten Sommer)
  • 1959: Sweet Bird of Youth (Süßer Vogel Jugend, 1961, verschiedene Neuübersetzungen auch unter anderen Titeln wie Süßer Vogel Jugend; Zeit der Anpassung oder Hochpunkt über einer Höhle, 1962, oder Forever Young, 2003)
  • 1959: Period of Adjustment (Zeit der Anpassung)
  • 1961: The Night of the Iguana (Die Nacht des Leguan)
  • 1963: The Milk Train Doesn't Stop Here Anymore (Filmadaption: Brandung, 1968)
  • 1964: Eccentricities of a Nightingale
  • 1969: In the Bar of a Tokyo Hotel (In einer Hotelbar in Tokio, 1970)

Romane

Erzählungen

  • Glasporträt eines Mädchens. Zwölf Erzählungen. Übers. Elga Abramowitz, Paridam von dem Knesebeck, Hellmut Jaesrich. Aufbau, Berlin 1976 u.ö.[7]

Autobiografie

Filmografie

Drehbücher

Literarische Vorlage

Literatur

Gesamtdarstellungen

Einzelaspekte

siehe auch die zahlreichen Lektürehilfen zu den Einzelwerken

  • Jochen Baier: „The long-delayed but always expected something“. Der American Dream in den Dramen von Tennessee Williams. Wissenschaftsverlag WVT, Trier 2001 (= Studien zur anglistischen Literatur- und Sprachwissenschaft; 14) ISBN 3-88476-494-2.
  • Senata Karolina Bauer-Briski: The role of sexuality in the major plays of Tennessee Williams. Peter Lang, Frankfurt 2002. ISBN 3-906767-97-3.
  • Confronting Tennessee Williams’s A Streetcar Named Desire. Essays in critical pluralism. Hg. Philip C. Kolin. Greenwood, Westport, Conn. 1993 (= Contributions in drama and theatre studies; 50) ISBN 0-313-26681-6.
  • Therese Fischer-Seidel: Mythenparodie im modernen englischen und amerikanischen Drama. Tradition und Kommunikation bei Tennessee Williams, Edward Albee, Samuel Beckett und Harold Pinter. C. Winter, Heidelberg 1986. (= Anglistische Forschungen; 174) ISBN 3-533-03592-1.
  • Anne Fleche: Mimetic Disillusion. Eugene O’Neill, Tennessee Williams and US dramatic realism. University of Alabama Press, Tuscaloosa 1997. ISBN 0-8173-0838-5.
  • Kenneth Holditch, Richard Freeman: Tennessee Williams and the South. University Press of Mississippi Jackson, Miss. 2002. ISBN 1-57806-410-4.
  • Andrea Kallenberg-Schröder: Die Darstellung der Familie im modernen amerikanischen Drama. Untersucht an ausgewählten Dramen von Arthur Miller, Tennessee Williams und Edward Albee. Peter Lang, Frankfurt 1990. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 14; 207) ISBN 3-631-42421-3.
  • Gulshan Rai Kataria: The Faces of Eve. A study of Tennessee Williams’s heroines. Sterling, New Delhi 1992.
  • Jürgen Koepsel: Der amerikanische Süden und seine Funktionen im dramatischen Werk von Tennessee Williams. Peter Lang, Frankfurt 1974. (= Mainzer Studien zur Amerikanistik; 5) ISBN 3-261-00991-8.
  • Brenda Murphy: Tennessee Williams and Elia Kazan: A Collaboration in the Theatre. Cambridge University Press, Cambridge 2006, ISBN 978-0-521-03524-8.
  • Gene Daniel Phillips: The Films of Tennessee Williams. Philadelphia: Art Alliance Press u. a.: Associated University Presses 1980. ISBN 0-87982-025-X.
  • Annette J. Saddik: The Politics of Reputation. The critical reception of Tennessee Williams’ later plays. Madison u. a.: Fairleigh Dickinson Univ. Press u. a. 1999. ISBN 0-8386-3772-8.
  • David Savran: Communists, Cowboys, and Queers. The politics of masculinity in the work of Arthur Miller and Tennessee Williams. Minneapolis, Minn. u. a.: Univ. of Minnesota Press 1992. ISBN 0-8166-2123-3.
  • Berthold Sturm: Cat on a Hot Tin Roof. Teacher’s Book. Cornelsen, Berlin 1991, 3. Aufl. ISBN 3-454-66755-0.
  • Barbara Vahland: Der Held als Opfer. Aspekte des Melodramatischen bei Tennessee Williams. Peter Lang, Frankfurt 1976. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 14, 28)
  • Dennis Vannatta: Tennessee Williams. A study of the short fiction. Twayne, Boston 1988. (= Twayne’s studies in short fiction; 4) ISBN 0-8057-8304-0.
  • Nada Zeineddine: Because it is my name. Problems of identity experienced by women, artists, and breadwinners in the plays of Henrik Ibsen, Tennessee Williams, and Arthur Miller. Merlin, Braunton Devon 1991. ISBN 0-86303-517-5.

Bibliographie

Commons: Tennessee Williams  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Teile des Artikels – die Änderungen vom 2. Mai 2006 stützen sich auf den Artikel Tennessee Williams der englischen Wikipedia, vermutlich in der Version vom 28. April 2006. Weiterhin zu erwähnen:
  1. Vgl. die Angaben in Hana Sambrook: A Streetcar Named Desire. York Press, London 1998, 2. Aufl. 2003, ISBN 0-582-78424-7, S. 87.
  2. Vgl. die Angaben in Hana Sambrook: A Streetcar Named Desire. York Press, London 1998, 2. Aufl. 2003, ISBN 0-582-78424-7, S. 87. In verschiedenen Quelle werden die einzelnen beruflichen Tätigkeiten des Vaters unterschiedlich angegeben, so beispielsweise als „traveling salesman“ bei John V. Hagogian: Tennessee Williams. In: Hermann J. Weiand (Hrsg.): Insight IV - Analyses of Modern British and American Drama. Hirschgraben Verlag, Frankfurt a M.1975, ISBN 3-454-12740-8, S. 268 f. Auch der Umzug der Familie nach St. Louis wird in verschiedenen Quellen unterschiedlich datiert. Vgl. beispielsweise Tennessee Williams. In Munzinger Online/Personen, abgerufen am 8. November 2020, oder die Datierung des Umzugs nach Missouri auf das Jahr 1926 bei John V. Hagogian: Tennessee Williams. In: Hermann J. Weiand (Hrsg.): Insight IV - Analyses of Modern British and American Drama. Hirschgraben Verlag, Frankfurt a M.1975, ISBN 3-454-12740-8, S. 268 f.
  3. Vgl. John V. Hagogian: Tennessee Williams. In: Hermann J. Weiand (Hrsg.): Insight IV - Analyses of Modern British and American Drama. Hirschgraben Verlag, Frankfurt a M.1975, ISBN 3-454-12740-8, S. 268 f.
  4. Members: Tennessee Williams. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 4. Mai 2019.
  5. Suzanne Daley (27. Februar 1983). Williams Choked on a Bottle Cap. The New York Times, abgerufen am 27. Mai 2007 (englisch)
  6. Siehe John Lahr: Tennessee Williams - Mad Pilgrimage of the Flesh. W.W. Norton & Company, Inc., New York und London 2014, S. 587f. Vgl. ebenfalls Donal Spoto: The Kindness of Strangers: The Life of Tennessee Williams. Bodley Head, London 1985, S. 364f. Siehe auch Drugs Linked to Death of Tennessee Williams, New York Times, 14. August 1983. Abgerufen am 10. April 2022.
  7. Titel der 12 Erz. als Link auf dem Server der Dt. Nationalbibliothek
  8. umfassende Darstellung von Leben und Werk, soweit es die 7 Dramen betrifft, außer dem titelgebenden sind das: Glasmenagerie, Rose, Camino Real, Katze, Orpheus steigt herab und Süsser Vogel Jugend

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Tennessee Williams , American playwright; cropped from photo of Williams with cake for 20th anniversary of "The Glass Menagerie" Library of Congress. New York World-Telegram & Sun Collection. http://hdl.loc.gov/loc.pnp/cph.3c28957 Orlando Fernandez, World Telegram staff photographer
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