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vom 13.09.2021, aktuelle Version,

Wilhelm Jungmann & Neffe

Wilhelm Jungmann & Neffe
Logo
Rechtsform
Gründung 1866
Sitz Wien
Leitung Georg Gaugusch
Branche Bekleidungs- und Textilieneinzelhandel
Website www.feinestoffe.at
Das Geschäft Wilhelm Jungmann & Neffe beim Hotel Sacher in Wien
Innenansicht des Geschäfts
Deckengemälde von Franz Lefler

Wilhelm Jungmann & Neffe ist ein Kleidermacher und Manufakturwarenhändler im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt, Albertinaplatz 3. Das Unternehmen wurde 1866 gegründet und war k.u.k. Hof- und Kammerlieferant.

Geschichte

1836 gründete ein Moriz Jungmann am Rudolfsplatz 1 eine Manufaktur- und Kurrentwarenhandlung. Er übersiedelte später in die Salvatorgasse. Die Verwandtschaft zu Wilhelm Jungmann (1838–1914), der an der gleichen Adresse wohnte, ist nicht klar erwiesen, wahrscheinlich war Moriz der Vater oder Onkel. Wilhelm Jungmann stammte aus St. Georgen in der heutigen Slowakei. 1866 eröffnete er das Stoffgeschäft am Rudolfsplatz 1, später zog er in die Salvatorgasse 3–5 um. Der Erfolg kam bald, Jungmann war bekannt für die hohe Qualität der Stoffe, die er meist aus Böhmen und Österreich bezog. Es wurden nicht nur Stoffe angeboten, sondern im Obergeschoß befand sich auch eine Schneiderei.

Da Wilhelm Jungmann keine Kinder hatte, nahm er den Sohn seiner Schwester Fanny, den ebenfalls in Komorn in der Slowakei geborenen Wilhelm Dukes (1849–1938), ins Unternehmen auf. Ab dem Zeitpunkt hieß das Unternehmen „Wilhelm Jungmann & Neffe“. 1881 zog Jungmann in die, nach Plänen des Architekten Otto Hieser, neu errichteten Geschäfte beim Hotel Sacher. Das Deckengemälde der Allegorie auf den Textilhandel stammt von Franz Lefler.

1881 erfolgte die Ernennung zum k.u.k Hoflieferanten und zum italienischen Hoflieferanten, ein Privileg, das Jungmann bis zum Ende der italienischen Monarchie 1945 innehatte. Betuchte Kunden von Adel und dem Hof waren die Stammkunden. In den Auftragsbüchern ist auch Gräfin Sophie Chotek von Chotkowa zu finden, Baroness Mary Vetsera, Kaiserin Auguste Victoria sowie Kaiserin Elisabeth, Königin Maria Pia von Portugal, unzählige Comtessen Kinsky, Fürstenberg und Czernin, darüber hinaus zahlreiche Damen aus großbürgerlichen Häusern, so etwa die Baronessen Rothschild, Lieben, Todesco und Ephrussi.[1] Jungmann wurde später 1906 Kammerlieferant der Erzherzogin Maria Josepha, der Mutter von Kaiser Karl I., sowie Lieferant der Fürstin Pauline von Metternich und der Herzogin von Württemberg.

Nach dem Tod von Wilhelm Jungmann wurde Wilhelm Dukes Alleininhaber. Das Unternehmen konnte seine Kreationen sogar in den USA vorstellen. Mit dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 hatte das Unternehmen zu kämpfen. 1919 nahm Wilhelm Dukes seine zwei Enkel Paul und Leo auf. Wilhelm Dukes blieb bis zu seinem Tod 1938 im Geschäft tätig. Paul Dukes übernahm den Laden 1940, musste ihn aber mangelnder Erben wegen unter gerichtliche Verwaltung stellen.

1942 wurde Jungmann von Walter Suchy erworben, der in der Textilbranche tätig war. Er entstammte von der Familie die das Unternehmen „Carl Suchy & Söhne“ (gegründet 1760) betrieben und ihres Zeichens selber Hoflieferanten waren. Den Zweiten Weltkrieg überlebte das Unternehmen, weil es seine Bestände vor Plünderungen retten konnte. Walter Suchy starb 1957, danach übernahm seine Tochter Margarete Suchy und 1977 ihre Tochter Magda Neunteufel.

Bestand das Angebot bis in die 1930er Jahre aus Damenstoffen und Accessoires, wurde jetzt fast komplett auf Herrenmode umgewechselt. Das Geschäft in Wien hat ungefähr 1500 wertvolle Herren-Tuchstoffe im Sortiment.[2]

Der Geschäftsführer Georg Gaugusch[3] hat nach dem Jahr 2000 aus den Auftragsbüchern der k.u.k.-Zeit die Klientel erschlossen.

Geschäft

Das Geschäft gegenüber der Wiener Albertina ist historisch und denkmalgeschützt und besitzt nicht einmal eine Zentralheizung um die wertvolle Holzvertäfelung nicht zu beschädigen.[4] Der Plafond sieht aus, als sei er aus dunklem Holz geschnitzt, in Wirklichkeit ist es eine Stuckdecke mit brauner Färbung, um es wie Holz-Maserung aussehen zu lassen. Im Plafond ist ein Fresko von Franz Lefler, das eine Allegorie auf den Seidenherstellung mit drei Engeln zeigt. Der erste Engel hält einen Maulbeerbaumzweig, ein zweiter trägt eine Spindel, der dritte hält den fertigen Stoff in den Händen. Um die Engel herum flattern drei Seidenspinnerschmetterlinge.

Einzelnachweise

  1. Monika Czernin: Anna Sacher und ihr Hotel. Penguin, ISBN 978-3-328-10058-4, S. 124.
  2. Roland Mischke: Hier war der Kaiser Kunde. Handelsblatt, 12. Juli 2003, abgerufen am 4. Februar 2009.
  3. Georg Gaugusch bei DNB
  4. Claudia Haase, Alexandra Kropf: Wo der Kunde noch Kaiser ist. Hrsg.: Wirtschaftsblatt. 15. Juni 1996.

Literatur

  • Reinhard Engel: Luxus aus Wien I. Czernin Verlag, Wien 2001. ISBN 3-7076-0121-8
  • Ingrid Haslinger: Kunde – Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten. Schroll, Wien 1996, ISBN 3-85202-129-4.
  • János Kalmár, Mella Waldstein: K.u.K. Hoflieferanten Wiens. Stocker, Graz 2001, ISBN 3-7020-0935-3. S. 120–123.
  • Ernestine Stadler, Frank Taubenheim: Echt wienerisch: Über Leute und ihre Läden in Wien. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2005. ISBN 3-434-50597-0.
  • Wilhelm Jungmann & Neffe. In: Jubiläums-Festnummer der kaiserlichen Wiener Zeitung 1703–1903. Beilage Kommerzieller Teil. Alfred von Lindheim. Druck und Verlag K. K. Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 8. August 1903, S. 155, abgerufen am 1. Juli 2009.
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