William Kentridge
William Kentridge (* 28. April 1955 in Johannesburg) ist ein südafrikanischer Künstler.
Leben
Kentridge wuchs mit iitauisch-jüdischen Wurzeln in Südafrika auf. Seine Eltern vertraten als Rechtsanwälte vor allem Schwarze in Gerichtsprozessen während der Apartheid. Seine Mutter Felicia Kentridge war Mitbegründerin des Legal Resources Centre, sein Vater Sydney Kentridge unter anderem Verteidiger im Treason Trial. William Kentridge studierte in Südafrika und Europa, stellte Kunst in Galerien aus und arbeitete in Theater-Projekten des Resistance Art Movement.
1976 schloss Kentridge ein Studium der Politik und Afrikanistik an der Witwatersrand-Universität in Johannesburg ab. Von 1976 bis 1978 studierte er an der Art Foundation in Johannesburg. In den 1980er Jahren studierte er an der Theaterschule Jacques Lecoq in Paris, arbeitete als Schauspieler, Designer und Theaterregisseur. Kentridge lebt und arbeitet in Johannesburg (Stand 2018).
William Kentridge wurde vielfach ausgezeichnet. Im Jahr 2013 wurde ihm ein Ehrendoktorat für Schöne Künste der Yale University in den USA verliehen.
Werk
In den 1980er Jahren begann Kentridge Animationsfilme zu produzieren, in denen er die Geschichte und die sozialen Umstände Südafrikas reflektiert. Er zeichnet jedes Einzelbild seiner Produktionen von Hand mit Kohle, Graphitstift oder Pastellfarben. Es entstehen so unzählige Einzelbilder mit minimalen Abweichungen, aus denen sich dann seine bewegten Werke zusammensetzen. 1993 und 2005 nahm er mit Animationsfilmen an der Biennale Venedig, 1997 und 2002 an der Documenta teil. Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika gestaltete er ein Plakat. Eine große Retrospektive von Kentridges Schaffen wurde 2012 in Rio de Janeiro zusammengestellt und war daraufhin in anderen Städten Lateinamerikas zu sehen. Im selben Jahr präsentierte Kentridge die Charles Eliot Norton Lectures an der Harvard-Universität und wurde zum Mitglied der American Philosophical Society und der American Academy of Arts & Sciences ernannt. Seit 2011 ist er Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters.[1] Zur Documenta 13 wurde Kentridge erneut eingeladen und stellte die Installation The Refusal of Time vor. Im Jahr 2017 inszenierte er die Oper Wozzeck von Alban Berg bei den Salzburger Festspielen.
Werke (Auswahl)
- 1993: Felix in Exile, Zeichnung auf Papier, 84 × 103 cm (Versteigerung Januar 2010 im Auktionshaus Stephan Welz & Co., Johannesburg).
- 1999: Stereoscope.
- 2007: Zeichnung für den Film Il Sole 24 Ore, Kohle, Gouache, Pastell und Buntstifte auf Papier.
- 2009: mit Gerhard Marx: Fire Walker, 11 Meter hohe bemalte Stahlskulptur, Newtown, Johannesburg.
- 2011: Lecture Performance mit Kentridge im Market Theatre, Johannesburg: Dancing with Dada mit dem Komponisten Philip Miller und der Tänzerin und Choreographin Dada Masilo.
- 2014: Inszenierung von Schuberts Winterreise im Rahmen der Wiener Festwochen.[2]
- 2018: The Head & The Load, Eröffnung der Ruhrtriennale 2018[3]
Preise und Nominierungen
- 1998: Nominiert für den Hugo Boss Prize
- 2003: Goslarer Kaiserring
- 2005: Max-Beckmann-Professur der Städelschule
- 2007: Order of Ikhamanga in Silber[4]
- 2008: Oskar-Kokoschka-Preis[5][6]
- 2010: Kyoto-Preis[7]
- 2012: Dan-David-Preis
- 2017: Prinzessin-von-Asturien-Preis
- 2018: Internationaler Antonio-Feltrinelli-Preis
- 2019: Praemium Imperiale in der Sparte Malerei
- 2021: Kunstpreis Ruth Baumgarte
Sonderausstellungen
- 2004: William Kentridge, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf.[8]
- 2010/2011: William Kentridge. Fünf Themen – Five Themes, Albertina, Wien; vorher 2009 im San Francisco Museum of Modern Art.
- 2011: Zeno Writing, 2002, Städel/Goethe-Universität, Frankfurt am Main; im IG-Farben-Haus, DVD/Ton Loop 11:32 Minuten
- 2013/14: William Kentridge: The Refusal of Time. A five-channel video installation, Metropolitan Museum of Art, New York,[9] danach in der Johannesburg Art Gallery.
- 2014: William Kentridge: The Refusal of Time. Institute of Contemporary Art, Boston, Massachusetts.[10]
- 2015: William Kentridge – The Nose, Museum Haus Konstruktiv,[11] Zürich
- 2015/2016: Double Vision: Albrecht Dürer & William Kentridge, Kupferstichkabinett Berlin (November 2015 bis März 2016) und Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (September 2016 bis Januar 2017).
- 2016: NOT IT IS!, Martin-Gropius-Bau, Berlin (Mai bis August 2016). Katalog.
- 2017: William Kentridge. Thick Time. Installationen und Inszenierungen, Rupertinum, Salzburg (Kuratorinnen: Sabine Breitwieser mit Tina Teufel).
- 2017/18: William Kentridge. Smoke, Ashes Fables. Sint-Janshospital/Memlingmuseum (Kurator: Margaret K. Koerner) Brügge[12]
- 2018: William Kentridge. O Sentimental Machine, Liebieghaus, Frankfurt am Main.
- 2019: William Kentridge. Shadow Procession, Kunsthalle, Mannheim.
- 2019: William Kentridge – A Poem That Is Not Our Own, Kunstmuseum Basel
- 2020/21: William Kentridge - Why should I hesitate: Putting Drawings To Work, Deichtorhallen Hamburg.
- 2022: William Kentridge - That which we do not remember, Nationalmuseum Kaunas[13]
Veröffentlichungen
- In Verteidigung der weniger guten Idee. Sigmund Freud Vorlesung 2017. Turia + Kant, Wien/Berlin 2018, ISBN 978-3-85132-893-6.
Literatur
- Sabine Breitwieser, Iwona Blazwick (Hrsg.): William Kentridge. Thick Time. Installationen und Inszenierungen. Hirmer, München 2016, ISBN 978-3-7774-2714-0.
- Sabine Schaschl: William Kentridge: The Nose. Haus Konstruktiv, Zürich 2015, ISBN 978-3-86335-771-9.
- Sandra Coumans: Geschichte und Identität. „Black Box / Chambre noire“ von William Kentridge. regiospectra, Berlin 2012, ISBN 978-3-940132-37-6.
- Michael Auping (Hrsg.): William Kentridge. Fünf Themen – Five Themes, Hatje Cantz, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7757-2633-7.
Weblinks
- Literatur von und über William Kentridge im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über William Kentridge in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Suche nach „William Kentridge“ im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen) - Materialien von und über William Kentridge im documenta-Archiv
- William Kentridge auf kunstaspekte.de
- William Kentridge auf culturebase.net (englisch)
- Biografie auf yale.edu (englisch)
- William Kentridge: Harvard Norton Lectures (englisch)
- Out of South Africa: how politics animated the art of William Kentridge. The Guardian vom 10. September 2016 (englisch)
- Im Reich der Striche und Schatten. Diagonal zur Person William Kentridge, Ö1, 22. Juli 2017
Einzelnachweise
- ↑ Honorary Members: William Kentridge. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 12. März 2019.
- ↑ Wenn die Stürme toben, bin ich so elend nicht in FAZ vom 12. Juni 2014, Seite 11
- ↑ Andreas Wilink: Großer Befreiungs-Marsch. nachtkritik.de, 9. August 2018, abgerufen am 21. Februar 2021.
- ↑ Liste der Ordensträger 2007 (englisch), abgerufen am 19. Juni 2014
- ↑ ORF: Kokoschka-Preis 2008 geht an William Kentridge, abgerufen am 1. Dezember 2018
- ↑ Der Standard: William Kentridge erhält diesjährigen Oskar Kokoschka-Preis
- ↑ Kyoto-Preis William Kentridge wird für sein Lebenswerk geehrt, Die Zeit
- ↑ Ausstellungsinformation, abgerufen am 27. April 2016.
- ↑ Mitteilung zur Ausstellung, abgerufen am 5. August 2014.
- ↑ Mitteilung zur Ausstellung (Memento vom 2. Mai 2014 im Internet Archive)
- ↑ Ausstellungsinformation (Memento vom 6. April 2015 im Internet Archive)
- ↑ William Kentridge. Smoke, Ashes, Fable. In: Brugge Bezoekers. William Kentridge. Smoke, Ashes, Fable (Memento vom 9. August 2017 im Internet Archive)
- ↑ https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/kaunas-kentridge-100.html
Personendaten | |
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NAME | Kentridge, William |
KURZBESCHREIBUNG | südafrikanischer Künstler |
GEBURTSDATUM | 28. April 1955 |
GEBURTSORT | Johannesburg, Südafrika |
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William Kentridge at exhibition opening in Melbourne on 7 March 2012 at ACMI, Melbourne, Australia | http://www.greenlivingpedia.org/Image:William_Kentridge_DSC_2685.JPG | Peter Campbell | Datei:William Kentridge DSC 2685.JPG |