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vom 03.09.2021, aktuelle Version,

Wolfgang von Hofkirchen

Wolfgang II. (Wolf) Freiherr von Hofkirchen, Herr zu Kollmünz und Dressidel (Drösiedl) (* 1. September 1555 in Kollmitz, bei Raabs an der Thaya; † 15. Juni 1611 in Prag) war ein österreichischer Adeliger, protestantischer Ständepolitiker und Statthalter von Niederösterreich.

Leben

Wolfgang war der älteste Sohn von Wilhelm Freiherr von Hofkirchen (* um 1529; † 1584) und Eva Pögl (Begl) († vor 1591), Freiin von Reiffenstein.

Er studierte ab etwa 1570 vier Jahre in Straßburg[1] und drei Jahre in Italien (1574 in Padua). Ab November 1577 begleitete er Joachim I. von Sinzendorf, Herrn von Goggitsch (1544–1594), auf seiner Gesandtschaftsreise nach Konstantinopel. Seine 30-monatige Kavaliersreise führte ihn anschließend durch Griechenland, Ägypten, den Sinai, Judäa, Frankreich, die Niederlande, England und viele Teile Deutschlands. Zu der Reisegruppe in den Orient gehörte auch Johann Septimus von Liechtenstein-Nikolsburg (1558–1595). In das Jahr 1579 fielen Aufenthalte in Bologna und Siena.

Von Rudolf II. wurde Wolfgang II. von Hofkirchen am 17. Mai 1593 zum niederösterreichischen Regierungsrat bestellt. Eine kurze Zeit (1600 bis 1601) war er provisorischer Statthalter von Niederösterreich, und nachdem er sich abfällig über Erzherzog Ferdinand II. äußerte, wurde er 1601 als Strafe aus dem Dienst entlassen.[2]

Der überwiegend evangelische (protestantische) Herrenstand wählte ihn von 1603 bis 1608 zum Verordneten. 1603 leitete Freiherr Hofkirchen eine Delegation der evangelischen Stände Österreichs nach Dresden, Berlin, Wolfenbüttel, Stuttgart, Ansbach, Oettingen und Neuburg an der Donau in Deutschland,[3] um die Kur- und Reichsfürsten zur Unterstützung zu bewegen. Der Kaiserhof legte dies als Landesverrat aus und ließ ihn 1604 bis 1605 verhaften. Dennoch trat Hofkirchen als Sprecher der Evangelischen im Herrenstand auf und unterzeichnete 1608 den Horner Bundbrief als Dritter. Nach der Einigung mit Erzherzog Matthias 1609 erhielt Wolfgang alle Freiheiten und Ehrenämter zurück.

Matthias Hoë von Hoënegg (1580–1645) widmete Wolfgang II. von Hofkirchen 1610 eine Sammlung von Dankpredigten zur Ausstellung des böhmischen Majestätsbriefes von 1609, der den Protestanten freie Religionsausübung zubilligte.[4]

Wolfgang II. von Hofkirchen starb 1611 in Prag und wurde in der Pfarrkirche St. Jakobus von Aigen in der Familiengruft begraben.

Familie

Wolfgang Freiherr von Hofkirchen heiratete 1582 Anna Dorothea Gräfin von Oettingen-Oettingen (1563–nach 1624), Tochter von Ludwig XVI. Graf von Oettingen (1508–1569) und Susanne Gräfin von Mansfeld († 1565). Von den vierzehn Kindern starben die meisten im Kindesalter, bei seinem Tod lebten 1611 noch fünf Söhne und zwei Töchter. Nur die Söhne Lorenz und Albrecht setzen das Geschlecht fort.

Die Söhne Hanns Ludwig († nach 1619)[5] und Albrecht Freiherren von Hoffkirch studierten ab 1600 in Tübingen.[6] Am 8. Juli 1604 wurden die beiden Brüder dann an der Universität Wittenberg immatrikuliert.[7] Albrecht († 1633) war später kaiserlicher Obristleutnant. Wegen des Vorwurfs der Fahnenflucht in der Schlacht bei Lützen wurde er von Wallenstein im „Prager Blutgericht“ hingerichtet. Die Töchter Eva (* um 1583) und Susanna (* um 1585) starben 1603 innerhalb einer Woche. An ihrer Trauerschrift beteiligte sich Polykarp Leyser der Ältere.

Der Sohn Lorenz IV. (* um 1606; † Anfang 1656) war kursächsischer Generalmajor. Er erhielt 1632 von Gustav II. Adolf die Grafschaft Oettingen-Wallerstein und nahm auf schwedischer Seite 1632 an der Schlacht bei Lützen teil. Lorenz IV. war verheiratet mit Agatha von Oettingen-Oettingen (1610–1680).[8] Er trat am 9. Dezember 1636[9] in kaiserliche Dienste und wurde Generalleutnant. 1639 wurde er gefangen genommen und 1642 mit Johann von Werth und Hans Christoph III. von Puchheim gegen Feldmarschall Gustaf Horn ausgewechselt. 1644 lief Lorenz IV. von Hofkirchen wieder zu den Schweden über.

Quellen

  • Salomon Schweigger: Ein newe Reyßbeschreibung auß Teutschland Nach Constantinopel und Jerusalem. Johann Lantzenberger, Nürnberg 1608, S. 5 und 38 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg), (Google-Books); Ein newe Reiss Beschreibung auss Teutschland nach Constantinopel und Jerusalem. 4. Auflage Christoph Lochner, Wolfgang Endters, Nürnberg 1639, S. 5 und 38 (Google-Books)
  • Gallus Schmögel, Polykarp Leiser: Christliche Leichpredigt. Bey dem Begrebnis Der Wolgebornen Fräwlein, Frewlein Euae und Fräwlein Susannae Geborne Freyinnen von Hoffkirchen. Des … Wolffgangen von HoffKirchen, Freyherrn zu Collmitz, auff Dresidel … Töchtern. Welche … inner wenig Tagen als den 16. und 22. Maii des 1603. Jahrs, aus diesem Elenden trübseligen, in jenes ewige frewden Leben einander nachgefolget. Und den 13. Aprilis des 1604. Jahrs in ihr Conditorium und Ruhebetlein versetzt sind worden. Gehalten, Durch M. Gallum Schmögel, Pfarrern zum Eigen in Osterreich unter der Ennß. Lorenz Säuberlich, Wittenberg 1604.[10] (Digitalisat der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel)
  • Gallus Schmögel: Exequiae Hoffkirchianae, Das ist: Christliche Leichpredigt bey dem Begräbnis des … Herrn Wolffgangen Von Hoffkirchen, Freyherrn zu Collmitz auff Dresiedel … Welcher den 15. Junii des 1611. Jahres zu Prag seliglich verschieden, und den 29. Decembris darauff Christlich bestattet, und in seine Grufft und Erbbegräbnis zu Aigen in Oesterreich gesetzet worden. Gehalten durch M. Gallum Schmögelium Fidebricenum Marchicum, Pfarrherrn zu Schrättenthal in Oesterreich. Abraham Lamberg, Leipzig 1612[11] (Digitalisat der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel)

Werke

  • Wolfgang von Hofkirchen: Relation des Freyherrn von Hofkirch an die H. Verordneten unter der Enns, übergeben den 24. November 1603 [Auszug]. In: Franz Kurz: Geschichte des Kriegsvolkes, welches der Kaiser Rudolph II. im Jahre 1610 zu Passau anwerben ließ, Bd. I (Beyträge zur Geschichte des Landes Österreich ob der Enns 4). Cajetan Haslinger, Linz 1809, S. 274–345 (Google-Books)

Literatur

  • Franz Karl Wißgrill, Karl von Odelga: Schauplatz des landsässigen nieder-oesterreichischen Adels vom Herren- und Ritterstande von dem XI. Jahrhundert an, bis auf jetzige Zeiten, Band IV. Johann Karl Schuender, Wien 1800, S. 358f (Google-Books)
  • Carl Stichler: Die Reise einer kaiserlichen deutschen Gesandtschaft durch Ungarn, Serbien und Bulgarien im Jahre 1577. (Nach dem Berichte des Gesandtschafts–Geistlichen[12] mitgetheilt). In: Oesterreichische Monatsschrift für den Orient 6 (1880), S. 113–118 und 131–134, bes. S. 114 (Google-Books)

Einzelnachweise

  1. Eintrag in das Stammbuch von Johannes Baptist II. Haintzel (1556–1638); Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (154.18 Ethica 8°, Blatt 22).
  2. Hofkirchen nannte Ferdinand II. vor Zeugen einen „Sclave(n) der Jesuiten, ein ganz unwissender Mensch, nur zu Blutvergießen und tyrannischer Übung geneigt und alles Verstandes bar“, in Johannes Janssen: Geschichte des Deutschen Volkes seit dem Ausgang des Mittelalters, Fünfter Band, 1866 Nachdruck
  3. Vgl. Bernhard Raupach: Presbyteriologia Austriaca, Hamburg: Filginer Witwe und Bohn 1741, Anhang Kleine Nachlese einiger Urkunden und Nachrichten, S. 27f (Google-Books); vgl. Teil III, S. 188.
  4. Matthias Hoë von Hoënegg: Zwo Glückwünschungs- Danck- und FrewdenPredigten, Uber dem seligen lauff des gnadenreichen, heilwertigen- Evangelii. Welchen der Allmächtige Gott …hewriges Jahrs 1609. durch … Herrn Rudolphi des Andern, &c. Unnd … Herrn Matthiasen des Andern … Concession, im Königreich Böheimb, Hungarn, Ertzhertzogthumb Osterreich, Hertzogthumb Schlesien, und Marggraffthumb Mährern, &c. vergönnet und bescheret hat. Zu Hernals bey Wien, und zu Plawen, in Volckreicher versamlung gehalten. Durch Matthiam Hoe Austriacum, der H. Schrifft Doctorn, und … Superintendenten zu Plawen, &c. Andreas Lamberg, Leipzig 1610.
  5. 1619 in Prag Stammbucheinträger bei Nicolaus von Wicken.
  6. Als Minderjährige schworen sie keinen Universitätseid; vgl. auch Landesarchiv Baden-Württemberg (Bestand A 71 Regierungsakten, Bü 1774): Empfehlung Erzherzog Maximilians III. von Österreich für zwei Söhne des Wolfgangs von Hofkirchen, die in das neue Collegium in Tübingen aufgenommen werden, 1600.
  7. Bernhard Weissenborn: Album Academiae Vitebergensis. Jüngere Reihe Teil 1 (1602-1660). Hrsg.: Ernst Holtermann. Magdeburg 1934, S. 23, Nr. 04,335 u. 04,336.
  8. Sie ∞ II. 1657 Graf Gustav Axel von Löwenstein (1632–1683); vgl. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Bestand A 21: Oberhofmarschallamt, 6 Fürstliche Beilager,71).
  9. Vgl. Johann Peter Silbert: Ferdinand der Zweite, Römischer Kaiser und seine Zeit. Mechitaristen-Congregation, Wien 1836, S. 369f (Google-Books).
  10. Exemplar in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Sign. Xa 1:13 (11)).
  11. Exemplar in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Sign. Lpr. Stolb. 12714).
  12. Salomon Schweigger (1551–1622) aus Sulz am Neckar.

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