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Brucker Kostbarkeiten#

Das Kornmessergaus und der Brunnen - Bild von Rudolf von Alt
Das Kornmessergaus und der Brunnen - Bild von Rudolf von Alt

Das Kornmesserhaus#

Einen für Österreich einzigartigen Bau stellt das Kornmesserhaus dar, das in seiner Anlage eher einem Palast als einem Bürgerhaus entspricht. In der Steiermark selbst kann es sich durchaus mit der berühmten Doppelwendeltreppe der Grazer Burg messen. Beides sind herausragende Beispiele der nicht sakralen Architek-tur der Gotik, also der Zeit von ungefähr 1250 bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Zum Koloman-Wallisch-Platz hin präsentiert sich die Fassade des Kornmesserhauses zu ebener Erde als offene Laube, bestehend aus sechs von Säulen getragenen Arkadenbögen. Darüber im ersten Stockwerk führt über drei Erdgeschoßarkaden eine Galerie nach Art einer venezianischen Loggia. Erbauer des Hauses ist der Hammerherr, Gewerke und Gutsbesitzer Pankraz Kornmeß, der durch seine Italiengeschäfte zu Reichtum und Ansehen gelangte. Wir dürfen annehmen, dass er Venedig von Handelsreisen kannte und sich von den Palästen der Lagunen-Stadt inspirieren ließ.
Das Kornmesserhaus heute
Das Kornmesserhaus heute

Sicher brachte der Bauherr der venezianischen Palastarchitektur große Bewunderung entgegen und beauftragte seinen Baumeister venezianische Elemente einzuarbeiten. Er als privilegierter Bürger baute selbstverständlich am Hauptplatz, am Markt, während die Mittelschicht, nach Handwerk differenziert (Bader, Lederer u.s.w.), in den nschließenden Straßenzügen wohnte.

In den Jahren von 1499 bis 1505 ließ er sein Haus, das damals wohl anders ausgesehen hat als heute, am Hauptplatz errichten. Der verheerende Brand von 1792, der die Festung Landskron zerstörte und der nur zwei von 166 Häusern der Stadt verschonte, hatte auch das Kornmesserhaus in Mitleidenschaft gezogen. Bei der Wiederinstandsetzung wurde das Haus wahrscheinlich verändert, denn man vermutet, dass sich die Arkadengänge ursprünglich auch über den südlichen Gebäudetrakt fortgesetzt haben.

Detailansicht, Säule Kornmesserhaus
Detailansicht, Säule Kornmesserhaus

Sind sie schon oft am Kornmesserhaus vorbeigegangen? Aber wirklich genau betrachtet haben sie es noch nie? Dann ist Ihnen vielleicht entgangen, dass sich eine Säule von den anderen unterscheidet: Sie trägt einen totenkopfartigen Schädel. Er sollte wohl Unheil und Schaden vom Haus abwenden und stellt eine Art Abwehrzauber dar.

Rudolf von Alt, der große österreichische Maler des 19. Jh.s, kam auch des Öfteren nach Bruck. Im Sommer 1880 widmete er sich dem künstlerischen Ziel, das Kornmesserhaus und den Brunnen zu malen. Dass das Bild nicht ganz der Realität entspricht, liegt daran, dass er den Brunnen nahe an das Kornmesserhaus setzte, offensichtlich um beide Objekte im Bild zu haben. Dieses Werk war ihm so wichtig, dass er dafür sogar eine Reise nach Brüssel verschob, wo er am Hochzeitsalbum des Kronprinzen Rudolf und der Prinzessin Stephanie von Belgien mitarbeitete. Er schreibt über Bruck: "Den ganzen Tag treibe ich mich zeichnend auf dem riesengroßen Platz herum und sitze so bequem wie möglich beim Malen, da ich mitten auf dem Platze einen Tisch zur Verfügung habe, den mir der Eigentümer des Hauses, das ich male, immer dahin stellt, ja nicht nur das, ich habe auch einen Schemel unter meinen Füßen. Kann ich's am Brüsseler Hof bequemer haben?"

Der schmiedeeiserne Brunnen am Hauptplatz#

schmiedeeiserne Brunnen am Hauptplatz
schmiedeeiserne Brunnen am Hauptplatz
In diesem barocken Brunnen zeigt sich das handwerkliche Geschick der steirischen Eisenschmiede in seiner Vollendung. Der Kunsthistoriker Kurt Woisetschläger bezeichnet ihn als künstlerisch bedeutendsten schmiedeeisernen Brunnen der Steiermark. Einst lieferte er mit noch einem zweiten Brunnen Trinkwasserfür die Brucker. Leider ist der Name des kunstfertigen Schmiedes nicht bekannt, der Anfang des 17. Jh.s beauftragt wurde, die Brunnenhaube zu schmieden, die von einer kleinen Figur im Blechschnitt, dem heiligen Georg, gekrönt ist. Fast 70 Jahre später erst baute man das Umfassungsgitter, das Schwungrad stammt aus dem Jahre 1883.
Österreichische Gedenkmünze
Österreichische Gedenkmünze

Die Pestsäule am Hauptplatz#

Die einst in der Mitte des Platzes stehende Pest- oder Mariensäule wurde 1710 errichtet. Die Bürgerschaft wollte damit die Gottesplagen Feuer, Pest und Hochwasser, unter denen die Stadt immer wieder zu leiden hatte, abwenden. Ein Dankspruch, der heute leider nicht mehr an der Säule angebracht ist, erinnerte an diese harten Zeiten.

Einst war die Pest hier eingedrungen,
Von dieser hat uns Gott befreit,
Von Feuersbrunst die Stadt umrungen,
Die Stadt hat wieder sich erneut.
Die Brücke von der Mur verschlungen,
Auch diese steht! Zur Dankbarkeit
Ließ Brück die Säule hier erbauen
Und als des Dankes Denkmal weih'n.

Die ehemalige Minoritenkirche Maria im Walde#

Minoritenplatz
Minoritenplatz
Wer die Stadtumfahrung von Bruck wählt, nimmt es im Vorbeifahren wahr, das Langhaus mit dem Chor der Minoritenkirche. Die Minoriten, ein Bettelorden, bauten ihre Kirche in den Mündungs-winkel zwischen Mur und Mürz. Der Bau steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Neugründung der Stadt 1263 durch König Ottokar II. An der östlichen Stadtmauer platziert, trug dieser Bau zur Verteidigung der Stadt bei.

Im Inneren fühlt man sich ins 13. Jh. zurückversetzt. Der gotische Langchor ist in ursprünglicher Form erhalten, ebenso die wunderbaren Malereien, die aus dem 14. Jh. stammen. An der Nordwand sind Reste eines ursprünglich 20 Meter langen Bildstreifens zu bewundern, der Begegnung, Zug und Anbetung der Heiligen Drei Könige darstellt.

Minoritenkirche - Das Portal
Minoritenkirche - Das Portal

Herzog Ernst der Eiserne -
ein Markstein für die Brucker Geschichte#

Im Jahre 1377, Monat und Tag sind unbekannt, brachte die italienische Prinzessin Viridis Visconti, Gemahlin des Habsburgerherzogs Leopold III., in Bruck an der Mur ihren dritten Sohn zur Welt. Das Kind wurde auf den Namen Ernestus getauft, später sollte er wegen seines starken Willens den Beinamen "der Eiserne" erhalten. Herzog Ernst, der lange im Schatten seiner Brüder stand, wird als hoch gewachsener, starker Mann mit blitzenden Augen und dunklem Teint geschildert, im Gespräch ebenso liebenswürdig wie unter Umständen schlagfertig aggressiv. Bei der Verwaltungsteilung des leopoldinischen Besitzes 1411 fällt ihm das Territorium Steiermark, Kärnten und Krain zu, das unter dem Namen Innerösterreich eine wesentliche Rolle in den kommenden Jahrhunderten spielen sollte.

Seine Geburtsstadt Bruck förderte Herzog Ernst in wirtschaftlicher Hinsicht und er hielt sich auch wiederholt in Bruck auf. Mehrmals tagte der Landtag in Bruck, auch der erste überhaupt nachweisbare Landtag der Steiermark fand 1396 hier statt. Ernst war ein Förderer der Städte, er bestätigte ihre Privilegien, schützte ihre Wirtschaft und ließ die Bürger als vierten Stand neben der Herrscherschicht zu den Landtagen zu. Spätestens ab 1414 nannte sich Ernst Erzherzog, was nicht immer akzeptiert wurde. In einem Brief vom 28. Oktober 1423 spricht ihn sein Oheim Albrecht mit Herzog an, worauf Ernst seinen Antwortbrief einleitet mit: "Wir Ernst von gotes gnaden Ertszherzog ze Österreich".

Wenn er gewusst hätte, dass einst in Bruck eine Gasse nach ihm "Herzog-Ernst-Gasse" benannt wird!

Wie sehr sich Ernst in den Tälern um Bruck zu Hause fühlte, beweist eine kleine Episode aus der Zeit, als er in Krakau unerkannt die Vorzüge seiner Braut Cimburgis erforschen wollte. Er nannte sich "Graf zu Aflenz" (Avelenz), um im fernen Polen inkognito zu bleiben.

Minoritenkirche - Innenansicht
Minoritenkirche - Innenansicht

Die Frau, um die erwarb, Cimburgis von Masowien, könnte mit Recht ebenfalls die Eiserne genannt werden. Sie soll nicht nur sehr schön gewesen sein, sondern auch über so außerordentliche Körperkräfte verfügt haben, dass sie mit dem Daumen einen Nagel in die Wand drücken konnte. Von ihr sollen die nachfolgenden Habsburger die berühmt gewordene "Habsburgerlippe" geerbt haben. In der Innsbrucker Hofkirche am Grab ihres Enkels Kaiser Maximilian stellt eines der Standbilder Cimburgis dar, mit schwärmerischem Blick und einem eigenartig geformten Mund.

Am 10. Juni 1424, am Pfingstabend stirbt Herzog Ernst 47-jährig völllig überraschend in Bruck. Sein Leben, das in dieser Stadt begonnen hatte, sollte auch hier sein Ende finden. Die sterblichen Überreste wurden in der Stiftskirche von Rein beigesetzt Aber nicht der ganze Leichnam wurde dort begraben, die Eingeweide fanden in der Stadtpfarrkirche von Bruck ihre letzte Ruhestätte. Diese unappetitliche Praxis war nicht selten, oft wurde das Herz eines Regenten in einem eigenen "Herzgrüfterl" beigesetzt.

Ein achteckiger Marmorstein im Chor der Pfarrkirche mit der Umschrift:

"HIC SUNT ERNESTI ARCHI VISCERA CLAUSA DUCI + 1424"

erinnert an den Landesfürsten, der Bruck außerordentlich förderte und es zum Mittelpunkt des steirischen Handels ausbaute.

Des Minnesängers Grab
Graf Hugo von Montfort#

Stadtpfarrkirche
Stadtpfarrkirche
In der Minoritenkirche befand sich einst das Grab Hugo von Montforts, der am 4. April 1423 in Bruck starb und einer der letzten Vertreter des deutschen Minnesangs war. Die Blüte des höfischen Minnesangs war längst vorbei, sie hatte ihren Höhepunkt mit Walther von der Vogelweide erreicht. Er hatte noch von Minne, also von Liebe zu einer verheirateten adeligen Dame - ohne Aussicht auf Erfüllung dieser Liebe - gesungen. Hugo von Montfort hingegen sang nicht mehr von hoher Minne. Seine Lieder, vertont von seinem Knappen Burk Mangolt, waren nüchtern, ohne formale Eleganz und erzählten oft von Erlebnishaftem. Hugo von Montfort, aus einem vorarlbergischen Adelsgeschlecht stammend - das rote Banner der Montforts findet sich im Landeswappen von Vorarlberg -, kam in der Steiermark durch die Heirat mit der verwitweten Gräfin von Pfannberg zu Reichtum. Von 1413 bis 1416 war er sogar Landeshauptmann der Steiermark. Diese Position hatte übrigens auch ein anderer berühmter Minnesänger inne, Ulrich von Lichtenstein. Dieser ließ sich zwar nicht in Bruck begraben, aber immerhin übernachtete er hier. Er schreibt 1224: "Gen Pruck wir zogten do......die nacht ze Prucke wir beliben."
Bildrelief von Christoph Schintelegger am Glockenturm der, Stadtpfarrkirche. - Er war der erste Stadtschreiber von Bruck.
Bildrelief von Christoph Schintelegger am Glockenturm der
Stadtpfarrkirche. - Er war der erste Stadtschreiber von Bruck.

Die Sakristeitür der Stadtpfarrkirche#

Die Steiermark war von alters her ein Land des Eisens und seiner Verarbeitung. Einen Höhepunkt der Schmiedekunst stellt die Sakristeitür der Stadtpfarrkirche dar und gibt ein Beispiel für die herausragende Rolle der heimischen Eisengewinnung und -Verarbeitung. Wer den "Dehio Steiermark" zur Hand nimmt, ein Handbuch, das die Kunstdenkmäler des Landes vorstellt, findet gleich auf der Titelseite dieses Brucker Juwel, das hier sozusagen zum Aushängeschild für steirische Kunst wird. Die Tür, die vielleicht vom wohlhabenden Pangraz Kornmeß gestiftet wurde, sie könnte auch aus dem spätgotischen Kornmesserhaus stammen, misst 214 x 100 cm. Die Eichenholztür ist ganz von schräg laufenden Bändern, die mit Ziernägeln (Rosetten) befestigt sind, überzogen, die die Tür in 41 Rhomben oder Rautenfelder gliedern. Sie enthalten aus dünnem Blech geschnittene, getriebene oder gravierte Durchbrucharbeiten. Noch besser zur Geltung kam diese filigrane Arbeit sicher zur Entstehungszeit, als sie mit blauem und rotem Leder bzw. Pergament unterlegt war, wovon noch Spuren vorhanden sind.

Stadtpfarrkirche
Stadtpfarrkirche

Aber lassen wir hier den Schriftsteller Max Mell zu Wort kommen. Sein Buch "Steirischer Lobgesang" beginnt mit folgenden Worten: "In einem Städtchen der oberen Steiermark betrachtete ich unlängst wieder einmal ein Denkmal der alten Schmiedekunst, das sich dort erhalten hat und das als das schönste im Lande gilt. Es ist eine Türe, und sie befindet sich in der Pfarrkirche des Ortes."

Des Dichters Auge vermag in den Feldern, die durch die quer laufenden Bänder entstehen, manches zu entdecken: "Jeder dieser Räume nun ist mit einem geschmiedeten Zierrat in den Formen ausgefüllt, in denen die Gotteshäuser des Mittelalters gebaut wurden, den Formen der Ehrfurcht, wie man sie von ihrem Maßwerk, von den Fensterrosen oder von den Brüstungen der Chörlein allenthalben kennt. Betrachtet man diese kleinen Vierecke eins ums andere, was sieht man da nicht alles! Ein jedes ist mit anderer Figur bedacht als das benachbarte, keine wiederholt sich, und jede ist, bei allem Reichtum, der da eisern sprosst und treibt, im Grunde einfach. Ein anderer Raum strahlt von seiner Mitte her krause Mooszweiglein aus und ist wie ein Nest, in einem anderen winden sich dicke, blattlose Äste und scheinen die Form eines Leuchters zu suchen, wieder andere schreiben ihren Schmuck von dem Kreise her, den eine gewellte Linie teilt und den man Fischblase nennt......"

Das Brucker Steinkreuz#

Brucker Steinkreuz
Brucker Steinkreuz
Hunderte, ja sogar Tausende fahren täglich an ihm vorbei, nehmen es vielleicht am Rande wahr, das markante Steinkreuz an der Einfahrt nach Bruck, aus Richtung Kapfenberg kommend. Dabei steht es schon 500 Jahre an dieser Stelle, uns wie den Menschen in den Jahrhunderten davor den Eintritt in den Brucker Stadtbereich signalisierend.
Festtung Landskron, 1791
Festtung Landskron, 1791

Dieses gotische Wegkreuz diente lange als Mautstelle und als Grenzstein zwischen den Landgerichten Landskron-Bruck und Wieden-Kapfenberg. An dieser Stelle änderten sich die Zuständigkeiten, überschritt man die Grenze, begab man sich, vereinfacht gesagt, in die Hände des Brucker Landrichters, der lange Zeit sein Amtshaus im Bereich des heutigen Kaufhauses Leiner hatte. Blieb man außerhalb des Grenzbereichs, war das zuständige Landgericht in Schloss Wieden.

Ein anderer berühmter Grenzstein, die "Spinnerin am Kreuz" in Wien, wurde ungefähr zeitgleich mit dem Brucker Kreuz errichtet, ist aber in einem ungleich besseren Zustand.

Das Brucker Kreuz hat durch die Umweltbelastung und durch Brände stark gelitten. Die unregelmäßige Rotfärbung des Steines lässt auf starken Hitzeeinfluss durch Feuer schließen.

Um dieses Kulturdenkmal zu retten, sind umfassende Renovierungsarbeiten nötig. Die "Initiative Brucker Schlossberg" hat es sich zum Ziel gesetzt das Steinkreuz zu restaurieren und wieder in den Blickpunkt der Menschen zu rücken, als Zeichen für Beginn und Entree in den Brucker Stadtkern und als Beitrag zur stärkeren Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt und deren Geschichte.

Der Brucker Schlossberg#

Festtung Landskron, heute
Festtung Landskron, heute
Genauso wie der Grazer Schlossberg mit seiner Festung konnte auch die Brucker Burganlage Landskron niemals von Feinden eingenommen werden. Während die stolze Grazer Burg nach dem Friedensschluss mit den Franzosen 1809 gesprengt werden musste, fiel die Festung am Brucker Schlossberg dem großen Brand 1792 zum Opfer. Die Steine der Ruine verwendeten die Bürger zum Wiederaufbau der Stadt. Wenig später, 1809, als die Franzosen anrückten, wurde die Burg noch einmal notdürftig befestigt, aber Napoleons Truppen rückten ohne Kampf in die Stadt ein.
Am Schlossberg
Am Schlossberg

Respekt vor alten Mauern gab es keinen. Versteckt in Brucker Hausmauern finden sich nicht nur Steine der Ruine Landskron, sondern auch solche der Burg Oberkapfenberg. Als die Brucker 1819 ihr Theater bauten, erwiesen sich die Grafen von Stubenberg als Kunstmäzene, denn sie stellten Materialien aus der Ruine Oberkapfenberg zur Verfügung.

Von den elf Kanonen, die die Truppen Frankreichs erbeuteten, erhielt die Stadt später aus der französischen Beute sechs zurück. Diese stehen noch heute in der "Stuckhütte" zwischen Uhrturm und innerster Burgmauer.

Wer heute vom Schlossberg aus die prachtvolle Aussicht genießt und über Bruck blickt, die Bezirkshauptstadt mit rund 15.000 Einwohnern, der möge sich erinnern, dass hier einst nur ein kleines landesfürstliches Dorf lag. Am Fuße des Schlossbergs, im Schutz der Burg, wartete der Ort sozusagen, bis ihn der Böhmenkönig Przemysl Ottokar aus dem Dornröschenschlaf erweckte. Mit der Festung Landskron, dem "castrum de Prukke" als Ausgangs- und Endpunkt, zog sich die Stadtmauer rund um die Stadt, die mit der Burg am Schlossberg jahrhundertelang den Türken und anderen Belagerern trotzen sollte.

Die Ruprechtskirche#

Die Rupertskirche
Die Rupertskirche

Heute liegt die Kirche des Heiligen Ruprecht außerhalb der Stadt, dabei ist die Gegend um die Kirche uralter Siedlungsboden und trug den Keim in sich, selbst zur Stadt aufzusteigen. Aber es sollte anders komm-men. Die Stadtanlage wurde ab 1263 im Schutz des Schlossbergs errichtet. Hier, wo in unmittelbarer Nähe das römische Poedicum vermutet wird und die erste frühmittelalterliche Ansiedlung erfolgte, fanden in der Folge zwar Jahrmärkte auf der heutigen Postwiese statt, der dörfliche Charakter des Ortes blieb aber erhalten.

Kirchenschiff Innenansicht - Weltgerichtsfresko
Kirchenschiff Innenansicht - Weltgerichtsfresko

Eine alte Ansicht der Kirche von ca. 1680 am Altarblatt des Hochaltars vermittelt uns eine Ahnung davon, wie es einst um St. Ruprecht ausgesehen hat.
Die erste Kirche an dieser Stelle, aus dem 9. Jh., war gewiss nur ein einfacher Holzbau. Die ältesten uns erhaltenen Teile im Turm und im südlichen Seitenschiff stammen vom romanischen Steinbau, einer Anlage mit flacher Holzdecke und Dachreiter. 1445 wurde ein gotischer Chor angebaut und das Kirchenschiff erweitert.

Berühmt ist die Ruprechtskirche für ein eindrucksvolles Fresko, entstanden um 1420, das das Weltgericht darstellt. Oberhalb und zu Seiten des Triumphbogens finden wir eine fast vollständig erhaltene Weltgerichtsdarstellung, die wahrscheinlich aus der Schule des Brucker Minoritenmeisters stammt.

Neben dem Westportal befindet sich eine Marmortafel mit kaum lesbarem Text. Der Steinmetz, der offenbar des Schreibens kaum kundig war, hat sich hier auf eine Art und Weise abgemüht, dass noch lange Rätselraten über den Inhalt der Inschrift herrschte, die vermutlich schon zu ihrer Entstehungszeit praktisch unleserlich war. Mancher meinte darin eine Kirchweihinschrift aus dem Jahr 1063 zu lesen, bis sich schließlich herausstellte, dass es sich um eine Ablassinschrift der Kirche St. Ruprecht aus dem Jahre 1463 handelte, die darüber Auskunft gibt, wie viele Jahre und Tage an Ablass von dieser Kirche gewährt werden können.

Urnenfelderzeitliche Lanzenspitze von der Kletschachalm
Urnenfelderzeitliche Lanzenspitze von der Kletschachalm
1 Denar - Kaiser ANTONIINVS IV. (Elagabal 218 - 222 n. Chr.)
1 Denar - Kaiser ANTONIINVS IV. (Elagabal 218 - 222 n. Chr.)

Auf vorrömischen und römischen Spuren#

Wir verlassen nun Bruck an der Mur oder Poedicum, wie es zur Römerzeit geheißen hat, versetzen uns aber nochmals in diese Zeit der Römer zurück. Wir stellen uns dabei gleichzeitig die Frage, ob sie das Lamingtal bereits gekannt hatten und wenn ja, von welcher Richtung sie sich bis nach Tragöß vorgewagt hatten. Vielleicht wählten sie den Weg von Dionysen über die Kletschachalm nach Oberdorf bei St. Katharein. Wir wissen leider auch nicht mehr genau, wo sie zwischen der St-Ruprechts-Kirche und Oberaich die Mur überquert haben. Ein konkreter Hinweis findet sich aber mit der Römerbrücke in Oberaich. Sie ist wie jene nördlich des Kugelsteins bei Peggau aus Schiefer erbaut, und auch bei der Kirche von Dionysen finden wir Römersteine, auf die wir später noch eingehen wollen. Wir machen uns aber jetzt daran, bis zur Fundstelle der urnenfelderzeitlichen Lanzenspitze auf die Kletschachalm aufzusteigen. Wenn den Kelten dieser Übergang nach Oberdorf bereits bekannt gewesen war, dann hätten die Römer diesen bekannten Saumwegen nur zu folgen brauchen. Wie uns die Finder, die Herren Steiner und Stadiober bestätigten, wurde beim Fund der Lanzenspitze auch eine sehr große alte Münze gefunden, die leider verloren ging. Sollte es sich dabei vielleicht um einen römischen Sesterz gehandelt haben???

Krug: Randdurchmesser 18,2 cm, Bodendurchmesser 12,5 cm Rekonstruierte Höhe 21 cm
Krug: Randdurchmesser 18,2 cm, Bodendurchmesser 12,5 cm Rekonstruierte Höhe 21 cm

Wir genießen noch den Fernblick von der Kletschachalm und überschreiten dann den Berg, um in Oberdorf bei St. Katharein nach weiteren römischen Spuren zu suchen.

Und wirklich, in Oberdorf werden wir fündig. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bei einem Felsen ein Hortfund von 32 römischen Münzen gemacht. Bei einer Nachprospektion konnte schließlich im Jahre 2000 noch eine römische Münze und einige Tonscherben gefunden werden. Mit Hilfe dieser Scherben konnte der Tonkrug, der den Schatz enthielt, von Dr. Lehner vom Institut für Archäologie an der Universität Graz zeichnerisch rekonstruiert werden. Und hier in Oberdorf verlieren sich dann endgültig die römischen Spuren von Besiedlung, um vielleicht in einigen Jahren an irgendeinem Ort dieses Gebietes wieder aufzutauchen.


© Bild und Text Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl