Baum, Vicki#
* 24. 1. 1888, Wien
† 29. 8. 1960, Hollywood (USA)
Musikerin, Schriftstellerin
Hedwig Baum wurde am 24. Jänner 1888 in Wien als Tochter des jüdischen Regierungsbeamten Hermann Baum und seiner Frau Mathilde geboren.
Baum besuchte das Pädagogium und wurde von 1898 bis 1904 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde zur Harfenistin ausgebildet. Sie lernte den Schriftsteller Max Prels kennen, den sie 1909 heiratete. Manchmal übernahm sie für ihn Schreibaufgaben, wenn er seine Termine überzogen hatte. So entdeckte ihr Schreibtalent und gewann bei einem Preisausschreiben für die Münchener Satire-Zeitschrift "Licht und Schatten" den ersten Preis; unter den Preisrichtern waren Thomas Mann und Ludwig Thoma.
1913 wurde ihre Ehe geschieden und sie lernte den Musiker und Dirigenten Richard Lert kennen. Er war zu dieser Zeit zweiter Kapellmeister in Darmstadt und lud sie zum Probespiel in seinem Orchester ein. Sie bekam sofort einen Dreijahres-Vertrag angeboten. Nach Darmstadt und Kiel nahm Richard 1919 eine Stelle am Preußischen Hoftheater in Hannover an, Vicki begann nun "offiziell" ihre Karriere als Schriftstellerin, indem sie einen Vertrag mit dem Ullstein-Verlag für Eingang zur Bühne und drei weitere Romane unterschrieb.
Ihre Söhne Wolfgang und Peter wurden 1917 und 1921 geboren. Der Roman Eingang zur Bühne erschien 1920 und war ein grosser Erfolg, zuerst als Fortsetzungsroman in der Vossischen Zeitung, dann in der Reihe der Gelben Ullsteinbücher. Auf ähnliche Weise erreichten Baums weitere Romane das neue Massenpublikum der Weimarer Republik, das vor allem Unterhaltung suchte.
Ab 1926 arbeitete Vicki in Berlin als Redakteurin und Autorin exklusiv für Ullstein (ab 1929 der größte Verlag in Europa!). Zwischen 1926 und 1932 erschienen fünf ihrer Romane zuerst als Folgeveröffentlichungen in der Berliner Illustrierte Zeitung (BiZ), was die Auflage der Zeitung auf fast zwei Millionen steigerte und Vicki Baum zum Star des Hauses machte.
Als Erfolgsautorin und Mutter zugleich, als selbständige Frau, die sich modern und modisch kleidete und Sport trieb, war Vicki Baum eine gelungene Verkörperung der "Neuen Frau" der Weimarer Zeit und wurde auch als solche von Ullstein vermarktet. Mit ihrem Roman Menschen im Hotel wurde Vicki Baum 1929 auch international berühmt. Das Buch wurde 1930 in Berlin und als Grand Hotel auch auf dem Broadway auf die Bühne gebracht und dann - mit Greta Garbo starbesetzt - 1932 von MGM verfilmt.
Als Grand Hotel ein Broadway-Hit wurde, reiste Vicki Baum nach Amerika, um an der Werbekampagne ihres New Yorker Verlags teilzunehmen. Sie wurde als Star gefeiert und kam nach einer mehrwöchigen Publicity-Tour in Hollywood an, wo sie einen langfristigen Vertrag als Filmbuchautorin angeboten bekam. So beschloss die Familie, sich dauerhaft in den USA niederzulassen.
Sie ließen sich 1932 in Kalifornien in der Nähe von Los Angeles nieder und bauten sich 1933 in Pacific Palisades ein Haus. Richard Lert wurde Dirigent des Pasadena City Orchesters, Vicki arbeitete bis 1949 für die Filmindustrie, hatte aber als Drehbuchautorin nicht den erwarteten Erfolg.
Sie schrieb auch weiterhin Romane, zuerst noch auf Deutsch. Als ihre Bücher 1935 in Deutschland verboten wurden, erschienen sie zunächst bei dem Amsterdamer Exilverlag Querido, ab 1941 begann sie dann auf Englisch zu schreiben.
Doch zunehmend litt sie unter dem Image einer bloßen Unterhaltungsschriftstellerin, gegen das sie 1953 mit der Gesellschaftssatire "Kristall im Lehm" anzukämpfen versuchte, die sie unter einem Pseudonym veröffentlichte. Ihr letzter Roman, "Die goldenen Schuhe" (1958), wurde kaum mehr beachtet.
Vicki Baum starb am 29. August 1960 in Hollywood.
Seit 1999 trägt ein Platz in Wien 4 (Wiedner Hauptstraße, Ecke Waaggasse) ihren Namen.
Werke (Auswahl)#
- Frühe Schatten, 1919
- Der Eingang zur Bühne, 1920
- Die Tänze der Ina Raffay, 1921
- Die anderen Tage (Novellen), 1922
- Die Welt ohne Sünde, 1923
- Ulle der Zwerg, 1924
- Tanzpause, 1926
- Hell in Frauensee, 1927
- Feme, 1927
- Stud. chem. Helene Willfüer, 1928
- Menschen im Hotel, 1929
- Zwischenfall in Lohwinkel, 1930
- Miniaturen, 1930
- Pariser Platz 13, 1931
- Das große Einmaleins / Rendezvous in Paris, 1935
- Die Karriere der Doris Hart, 1936
- Liebe und Tod auf Bali (Love and death on Bali), 1937
- Hotel Shanghai , 1937
- Der große Ausverkauf, 1937
- Die große Pause, 1939
- The Ship and the shores / Es begann an Bord, 1940
- Kautschuk / Cahuchu, Strom der Tränen (The weeping wood), 1943
- Hotel Berlin / Hier stand ein Hotel, 1943
- Mortgage on Life/ Verpfändetes Leben, 1946
- Schicksalsflug, 1947
- Clarinda, 1949
- Vor Rehen wird gewarnt (Danger from Deer), 1951
- The Mustard Seed, 1953
- Kristall im Lehm, 1953
- Marion, 1954
- Flut und Flamme (Written on water), 1956
- Die goldenen Schuhe (Theme for Ballett), 1957
- Es war alles ganz anders (Memoiren), 1962
Literatur#
- K. von Ankum, Apropos V. Baum, 1998
Weiterführendes#
Quellen#