Hämmerle, Viktor#
* 27. 2. 1855, Dornbirn
† 4. 3. 1946, Dornbirn
Industrieller, Textilfabrikant
Viktor Hämmerle wurde am 27. Februar 1855 als eines von 12 Kindern von Franz Martin Hämmerle, dem bedeutenden Vorarlberger Textilfabrik-Gründer, in Dornbirn geboren.
Er studierte in München und war Mitglied des Waffenkorps "Rhenopalatia" (Rheinpfalz). Nach dem Studium trat er 1875 in den väterlichen Betrieb ein, drei Jahre später wurde er Gesellschafter. Seine Haupttätigkeit lag vor allem auf dem Gebiet der Spinnerei.
Viktor Hämmerle und seine Brüder Otto, Theodor und Guntram traten in die väterlichen Fußstapfen und bauten das Unternehmen weiter zu einem renommierten Großbetrieb aus.
Daneben entwickelte Viktor Hämmerle eine Vielzahl von politischen, kulturellen und sozialen Aktivitäten: so gehörte er u.a. von 1888 bis 1907 der Dornbirner Gemeindevertretung bzw. dem Stadtrat an.
Er stiftete Lehrmittel, vergrößerte die Sammlungen der Schulen und gründete 1889 die Koch- und Haushaltungsschule sowie eine Nähschule in Dornbirn; hier wurde auch die erste öffentliche Bibliothek eingerichtet und ein Leseverein gegründet.
Technische Innovationen faszinierten ihn besonders: so konnte Kaiser Franz Joseph I. 1881 das erste Telefon der Donaumonarchie zwischen der Spinnerei Gütle und dem Hauptbüro der Firma F. M. Hämmerle in Betrieb nehmen.
Auf Viktor Hämmerles Vorschlag hin wurde 1898/99 das Elektrizitätswerk Ebensand errichtet, das den Strom für die elektrische Bahn von Dornbirn nach Lustenau erzeugte. Auch der Ausbau des Straßennetzes und der Wasserbau waren ihm wichtige Anliegen.
Er schuf Einrichtungen, die heute noch die größte Stadt Vorarlbergs prägen: den großzügig angelegte Villengarten in seinem privaten Domizil (mit exotischen Gewächsen, Palmen- und Gewächshäusern), den damals höchsten Springbrunnen Europas (60 m) in Gütle, einen Aussichtsturm am Karren-Plateau, kühne Weganlagen in der Schlucht "Rappenloch", die diese erst der Allgemeinheit zugänglich machten und damit eine der größten Fremdenverkehrsattraktionen im Lande wurden.
1901 heiratete er Luise Scheffer, Tochter eines Münchner Generalmajors.
Ob die finanzielle Unterstützung, die der betagte Viktor Hämmerle in den 1930er Jahren den Nationalsozialisten gewährt haben soll, politischer Überzeugung entsprang oder der Wahrung von Firmeninteressen dienen sollte, ist nicht geklärt. In der Bevölkerung genoss Viktor Hämmerle durch sein Mäzenatentum immer große Sympathien.
Kommerzialrat Viktor Hämmerle starb am 4. März 1946 im hohen Alter von 90 Jahren.
Die Firma F. M. Hämmerle Textil gehört zu den ältesten Unternehmen im Land; lange Zeit war es eines der Flagschiffe der Textilindustrie Österreichs.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Ehrenbürger der Stadt Dornbirn, 1935
Literatur#
- H. Weitensfelder: Fabriken, Kühe und Kasiner: Dornbirn im Zeitraum von 1770 bis 1914
- I. Böhler: Dornbirn 1914-1945. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 2, 2002
Quellen#
Redaktion: I. Schinnerl