Hainisch, Marianne #
* 25. 3. 1839, Baden (Niederösterreich)
† 5. 5. 1936, Wien
Begründerin und Führerin der österreichischen Frauenbewegung
Mutter von Michael Hainisch
Marianne Hainisch wurde am 25. März 1839 als Marianne Perger in Baden bei Wien in einer gutsituierten Kaufmannsfamilie geboren.
Mit 18 Jahren heiratete sie Michael Hainisch, den Mitbesitzer einer Spinnerei bei Gloggnitz, mit dem sie zwei Kinder bekam (darunter Michael, der später der erste österreichische Bundespräsident werden sollte).
Als Gattin eines Textilindustriellen erkannte sie bald, wie schwierig die Lage der Arbeiterinnen war (zu dieser Zeit gerieten viele Familien von Baumwollspinnern auf Grund des amerikanischen Bürgerkrieg bzw. das dadurch ausgelöste Ausbleiben der Baumwolle auf europäischen Märkten in große Notlage).
Auf Grund ihrer Einblicke und Einsichten setzte sie sich für die Verbesserung der Erwerbsvoraussetzungen von Frauen ein, die sie vor allem in gleichberechtigten Bildungsmöglichkeiten sah. Sie trat dem "Frauen-Erwerbsverein" bei, der 1866 gegründet worden war. Ihren ersten großen Erfolg feierte sie 1870, als sie in ihrer Schrift "Zur Frage des Frauenunterrichts" Realgymnasien für Mädchen und den Hochschulzugang für Frauen forderte.
Nach langen und erbitterten Kämpfen (u. a. sprach sich auch Theodor Billroth gegen die Notwendigkeit einer höheren Bildung für Frauen aus!) bekam sie am 12. März 1870 die Bewilligung eines eigenen Realgymnasiums für Mädchen - dies gilt als Geburtsstunde der Österreichischen Frauenbewegung. Aus privaten Mitteln gründete sie ein sechsklassiges Lyzeum, das 1891 Öffentlichkeitsrecht erhielt.
Die folgenden Jahrzehnte waren geprägt von einem unermüdlichen Kampf gegen frauenfeindliche Strukturen. Marianne Hainisch war in allen Frauenbestrebungen um Bildung (vollwertiges Mittel- und Hochschulstudium, Zulassung zu den Gewerbeschulen) und um das Wahlrecht etc. führend tätig.
[1897 durften Frauen an der Universität Wien Philosophie studieren, 1899 Medizin (Karl Kraus setzte noch 1907 den Wunsch von Frauen, Medizin zu studieren, mit Hysterie gleich) und erst 20 Jahre später Rechtswissenschaften!]
1902 gründete sie den Bund Österreichischer Frauenvereine, dessen Vorsitz sie bis 1918 führte. 1904 schloss sie diesen Bund dem "International Council of Women" an, 1909 wurde sie zur Vizepräsidentin des Frauenweltbundes gewählt.
Bis zum 1. Weltkrieg arbeitete sie für die Fürsorge und die Friedensbewegung zusammen mit Bertha von Suttner, nach deren Tod 1914 sie die Leitung der Friedenskommission im Bund Österreichischer Frauenvereine übernahm. Nach dem Ersten Weltkrieg widmete sie sich verstärkt der Friedensbewegung und war aktiv in der Fürsorge tätig.
Ihr Sohn Michael Hainisch wurde 1920 der erste Bundespräsident der Republik Österreich.
1924 initiierte sie nach amerikanischem Vorbild den Muttertag, der seit 1926 in Österreich gefeiert wird.
Marianne Hainisch zählt zu den großen Frauengestalten des 19. bzw. 20. Jahrhunderts. Die bedeutende Kämpferin für Frauenrechte starb am 5. Mai 1936 im Alter von 97 Jahren in Wien.
An sie erinnert seit 1927 eine Wohnhaushausanlage der Stadt Wien - der "Marianne-Hainisch-Hof" in Wien 3 - und seit 2002 auch die Marianne-Hainisch-Gasse in Wien-Landstraße.
Werke (Auswahl)#
- Zur Frage des Frauenunterrichts, 1870
- Die Brotfrage der Frau, 1875
- Ein Mutterwort zur Frauenfrage, 1893
- Seherinnen, Hexen und die Wahnvorstellungen über das Weib im 19. Jahrhundert, 1896
- Die Mutter, 1913
Weiterführendes#
Literatur#
- H. Laessig, M. Hainisch und die österreichische Frauenbewegung, Dissertation, Wien 1949
- L. Perger (Hg.), Begegnung mit M. Hainisch, 1986
- Ch. Teschl-Hofmeister, Marianne Hainisch (1839-1936) als Publizistin, Diplomarbeit, Wien, 2009
Quellen#
- AEIOU
- Frauen in Bewegung: 1848-1938 (ariadne/Österreichische Nationalbibliothek)
- Wider das Vergessen
- Universität Klagenfurt
- alo austrian literature online (ÖNB)
- NÖ Landesmuseum
- Weblexikon der Stadt Wien
- Wiener Frauen.at
- Österreichisches Biographisches Lexikon
- Neue Deutsche Biographie
Redaktion: I. Schinnerl