Hantsch, Hugo#
* 15. 1. 1895, Teplitz-Schönau (Teplice, Tschechische Republik)
† 6. 8. 1972, Wien
OSB, Benediktiner der Abtei Melk
Historiker
Hugo Hantsch wurde am 15. Jänner 1895 in Teplitz-Schönau in Böhmen (heute Teplice in der Tschechischen Republik) geboren, wo er auch aufwuchs und die Schule besuchte.
Nach der Matura 1913 trat er in das Benediktinerkloster Stift Melk ein (wo zur damaligen Zeit sein Großonkel Abt war).
Von 1914 bis 1918 absolvierte er ein Studium der Theologie – zuerst an der deutschen Universität Prag und ab 1915 an der Universität Innsbruck. 1918 wurde er in St. Pölten zum Priester geweiht. Anschließend studierte er Geschichte, Germanistik und Geographie an der Universität Wien, wo er 1921 zum Doktor der Philosophie promovierte und 1922 die Lehramtsprüfungen für Gymnasien ablegte.
Zunächst war Hugo Hantsch als Archivar tätig (1922 im Bayerisches Staatsarchiv, 1923/24 im Hausarchiv der Grafen Schönborn); 1930 habilitierte er sich an der Universität Wien mit einer Arbeit über die österreichische Geschichte vom 18. bis zum 20. Jahrhundert.
1935 wurde er als "Extraordinarius" (außerordentlicher Universitätsprofessor) für österreichische Geschichte an die Universität Graz berufen. 1937 erschien der erste Band seiner "Geschichte Österreichs", der bald wegen seiner dezidiert österreichischen Sichtweise von den Nationalsozialisten verboten wurde. 1938 wurde Hugo Hantsch aus dem Staatsdienst entlassen und von der Gestapo verhaftet. Bis 1939 war er in verschiedenen Konzentrationslagern, u.a. in Buchenwald, interniert. Nach seiner Entlassung trat er eine Pfarrstelle im niederösterreichischen Ravelsbach an, da ihm die wissenschaftliche Tätigkeit verboten war.
Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges konnte Hugo Hantsch wieder als Professor tätig sein - 1945 wurde er als Universitätsprofessor in Graz rehabilitiert und 1946 nach Wien berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1965 Professor für allgemeine Geschichte der Neuzeit war. Er widmete sich vor allem Forschungen auf dem Gebiet der österreich-ungarischen Monarchie (1848–1918).
Hugo Hantsch war von 1947 bis 1967 Vorsitzender der "Kommission für Neuere Geschichte Österreichs" und gab ab 1953 die "Wiener historischen Studien" und 1962 "Gestalter der Geschicke Österreichs" heraus.
Die Akademie der Wissenschaften ernannte ihn zum wirklichen Mitglied und die Internationale Stiftung Mozarteum, Salzburg, wählte ihn 1955 zu ihrem Präsidenten.
Hugo Hantsch, der durch sein Wirken und seinen Schülerkreis eine große Zahl von Historikern geprägt hatte - starb am 6. August 1972 in Wien. Pater Hugo Hantsch OSB ist im Stift Melk beigesetzt. Die Verwirklichung eines Sammelwerks über die "Geschichte und Kultur der Monarchie", der er sich seit 1966 intensiv gewidmet hatte, erlebte er nicht mehr.
Während seines Studiums wurde er 1913 Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Ferdinandea Prag; von 1935 bis 1938 war er Leiter des Amtes für Grenz- und Aulandsdeutschtum im Österreichischen Cartellverband.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften, 1965
- Europäischer Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft
- Wiener Ehrenmedaille in Gold, 1970
- Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, 1964
- Ehrendoktorat der Universität Innsbruck, 1970
Werke (Auswahl)#
- Der deutsche Bauernkrieg, 1925
- Jakob Prandtauer. Der österreichische Klosterbaumeister, 1926
- Reichsvizekanzler Friedrich Karl Graf Schönborn, 1929
- Die Entwicklung Österreich-Ungarns zur Großmacht, 1933
- Die Geschichte Österreichs, 2 Bände, 1937/50 (Neuausgabe 1994)
- Die Nationalitätenfrage im alten Österreich, 1953
- Leopold Graf Berchtold, 2 Bände, 1963
- Prinz Eugen. Staatsmann und Mäzen, 1963
Literatur#
- Österreich und Europa, Festgabe zum 70. Geburtstag, 1965
- Buchmann: Das Leben und die Werke von Hugo Hantsch, Universität Wien, 1996/97
- J. Holeschofsky, Hugo Hantsch. Dissertation, Universität Wien, 2012
Quellen#
- AEIOU
- H. Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, 1974
- W. Kleindel, Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten, 1987
- I. Ackerl, F. Weissensteiner, Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, 1992
- Biographia Benedicta
- Wien.at
- Landesmuseum Niederösterreich
- Kommission für Neuere Geschichte Österreichs
- Österreichischer Cartellverband / Biolex