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Kisch, Egon Erwin#

* 29. 4. 1885, Prag, Tschechische Republik

+ 31. 3. 1948, Prag, Tschechische Republik


Journalist und Reiseschriftsteller


Kisch, Egon
Egon Erwin Kisch. Foto, um 1920
© Bildarchiv der ÖNB, Wien.

Egon Kisch wurde am 29. April 1885 in Prag als Sohn eines deutschsprachigen jüdischen Buchhändlers geboren, besuchte später das Gymnasium und studierte kurz an der Technischen Hochschule Tiefbau und an der Karlsuniversität Literatur.

Nach kurzen, eher improvisierten journalistischen Versuchen besuchte er eine Journalistenschule in Berlin und arbeitete dann bis 1913 als Lokalreporter bei der deutschsprachigen Prager Tageszeitung "Bohemia". Er schaffte sich ausgezeichnete Verbindungen zu Polizei, Feuerwehr, den Spitälern und anderen Nachrichtenlieferanten und war meist der Konkurrenz um Stunden voraus. Dazu gelang ihm die Aufdeckung einiger Verbrechen. Schnell avancierte der begabte Newcomer zum Autor einer Feuilleton Reihe Mit seinem Mitwirken an der Aufdeckung der Spionageaffäre um Oberst Redl 1913 wurde Kisch endgültig zum Starreporter und wagte den Sprung als Schriftsteller nach Berlin.

Im Ersten Weltkrieg wurde Kisch, der als "österreichischer Soldat" im Rang eines Reserveoberleutnants schwer verletzt wurde, ins Pressehauptquartier des Wiener Kriegsministeriums abkommandiert und arbeitete unter dem später weltberühmten Schriftsteller Robert Musil.

In den ersten chaotischen Wochen nach dem Ersten Weltkrieg spielte der Revolutionär Egon Erwin Kisch eine historische Rolle in Wien und der österreichischen Innenpolitik. Kisch führte eine bewaffnete Revolutionsgruppe in Wien an, die sogenannte "Rote Garde", die aktiv in das Geschehen am Beginn der Gründung der Ersten Österreichischen Republik eingreifen wollte, um eine kommunistische Regierung in Wien einzusetzen. Am 3. November 1918, als die königlich-kaiserliche Armee kapitulierte, wurde die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) gegründet. Am 12. November war Kisch führend am geplanten und dann gescheiterten unblutigen und etwas operettenhaften Putsch der Kommunisten beteiligt. Er wurde in Wien verhaftet und drei Monate lang inhaftiert, 1919 dann aus Österreich ausgewiesen.

Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg bereiste und beschrieb er von Berlin aus ganz Europa; seine Sammlung Der rasende Reporter (1925), unter anderem über den Tod Lenins, die Einführung des Schillings als österreichische Währung und die 1. Olympischen Winterspiele in Chamonix, verschafften ihm als "Rasenden Reporter" einen bleibenden Markennamen.

1933 wurde Kisch in Deutschland verhaftet und nach Prag abgeschoben, er lebte bis 1939 in Frankreich, verbrachte ein halbes Jahr bei den Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg und konnte 1939 gerade noch vor den Nationalsozialisten nach New York fliehen. Nach Jahren des antifaschistischen Engagements in Mexiko kehrte Kisch 1946 nach Prag zurück, wo er aber nicht viel von seiner alten Heimat wiederfand.

1948 starb Kisch im Alter von 63 Jahren an einem Schlaganfall.

Seit 1977 wird der vom Stern gestiftete Egon Erwin Kisch-Preis für die beste deutschsprachige Reportage vergeben.

Werke (Auswahl)#

  • Aus Prager Gassen und Nächten, 1912
  • Aus Prager Gassen und Nächten (1912)
  • Der rasende Reporter (Berlin 1924)
  • Hetzjagd durch die Zeit (Berlin 1926)
  • Zaren, Popen, Bolschewiken (Berlin 1927)
  • Marktplatz der Sensationen (Mexiko-City 1942)

Reiseberichte:

  • Kriminalistisches Reisebuch (Berlin 1927)
  • Wagnisse aus aller Welt (Berlin 1927)
  • Paradies Amerika" (Berlin 1930)
  • Asien gründlich verändert (Berlin 1933)
  • Eintritt verboten (Paris 1934)
  • Abenteuer in fünf Kontinenten (Paris 1936)
  • Landung in Australien (Amsterdam 1937)
  • Soldaten am Meeresstrand (Barcelona/Madrid 1938)
  • Entdeckungen in Mexiko (Mexiko 1945)
  • Zaren, Popen, Bolschewiken, 1927
  • Landung in Australien, 1937

Ausgabe:

  • Gesammelte Werke in Einzelausgaben, 10 Bände, 1960-86

Literatur#

  • E. Prolosch, E. E. Kisch. Reporter einer rasenden Zeit, 1985
  • M. G. Patka, Zwischen Literatur, Selbstdarstellung und Widerstand gegen die Staatsgewalt, E. E. Kisch, Dissertation, Wien 1993
  • M. G. Patka, E. E. Kisch. Stationen im Leben eines streitbaren Autors, 1997
  • M. G. Patka (Hg.), Der rasende Reporter E. E. Kisch. Eine Biographie in Bildern, 1998.

Weiterführendes#

Kisch
Artikel in "David" 137/2023

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl