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Koppers, Wilhelm#

* 8. 2. 1886, Menzelen (Niederrhein)

† 23. 1. 1961, Wien


Forscher
Erforscher der Bhil-Stämme in Zentralindien


Koppers, Wilhelm
Wilhelm Koppers. Foto, um 1920.
© Bildarchiv d. ÖNB, Wien, für AEIOU
Er begleitete Martin Gusinde auf dessen Reise zu den Feuerland-Indianern und gilt als Erforscher der Bhil in Zentralindien.

Der Wahlösterreicher Koppers war Priester des Missionsordens Societas Verbi Divini und Universitätsprofessor in Wien, wo er 1928 das Institut für Völkerkunde gründete. 1924-1932 war er Herausgeber der Zeitschrift "Anthropos". 1930 begründete er die "Wiener Beiträge zur Kulturgeschichte und Linguistik". 1921/22 begleitete er Gusinde auf einer Expedition zu den Feuerland-Indianern; 1940-1945 lebte Koppers in der Schweiz.


Seine bedeutendsten Arbeiten befassten sich mit den Bhil-Stämmen in einem Rückzugsgebiet im Nordwesten Zentralindiens, die 1938 ca. 1,5 Mio. Menschen zählten und die Koppers eingehend studierte. Er erkannte als erster, dass es sich bei ihnen um "Altstämme", um ein vorarisches Volk handelt, das mit den drawidischen Ureinwohnern nichts zu hat und dessen ursprüngliche Sprache unbekannt ist. Heute sprechen die Bhil die arische neuindische Sprache Gudscharati, betreiben einfachen Ackerbau, Jagd und Fischfang. Koppers erforschte auch als erster ihre verschiedenen Sippen, deren Totems und Sozialverhalten sowie ihren Glauben an ein höchstes Wesen (Bhagwan). Besonders interessant sind die Riten anlässlich der Geburt eines Kindes:

Einige Tage nach der Geburt wäscht die Hebamme den Kopf des Kindes rituell (Taufe der Christen), und dann folgt im Freien die so genannte "Sonnenverehrung". Die Geburtshelferin zeichnet auf dem Vorplatz des Hauses ein magisches Quadrat, das durchaus mit dem Mandala des Tantrismus im Zusammenhang steht. Dazu wird eine scharfe Pfeilspitze mit Schaft genommen mit welcher die Nabelschnur abgeschnitten wurde. Dieser Pfeil wird nun am Boden hingelegt, mit Maismehl bestreut und der Pfeil dann weggenommen, so dass die Linie seines Schaftes hervortritt. So werden die vier Seiten gebildet, und in der Mitte des Quadrates wird nun jene Maismenge aufgehäuft, welche die Hebamme für ihre Dienste geschenkt erhielt. Daneben wird dann ein kleines Holzfeuer angezündet und ein Rauchopfer dargebracht ...

Ehil
Ein Ehil mit einer Laubblätter-Tasse
© Bildarchiv d. ÖNB, Wien


Darüber hinaus befasste sich Koppers auch mit dem Pferdeopfer und -kult der Indoeuropäer und zog wertvolle Vergleiche zwischen der innerasiatischen Hirtenkultur und den Pferdekulten anderer Völker.

Werke (Auswahl)#

  • Unter Feuerland-Indianern, 1924
  • Geheimnisse des Dschungels, 1947
  • Die Bhil in Zentral-Indien, 1948
  • Der Urmensch und sein Weltbild, 1949
  • Hg.: Anthropos, 1924-32
  • Wiener Beiträge zur Kulturgeschichte und Linguistik, 1930ff (Begründer)

Quellen#

  • AEIOU
  • H.&W. Senft, Aufbruch ins Unbekannte, Stocker Verlag, Graz, 1999


Redaktion: Hilde und Willi Senft