Lindenthal, Gustav#
* 21. 5. 1850, Brünn (Brno, Tschechische Republik)
† 31. 7. 1935, Metuchen, New Jersey (USA)
Brückenbauingenieur
Gustav Lindenthal wurde am 21. Mai 1850 in Alt-Brünn geboren.
Er erhielt nicht nur eine gute Schulbildung, sondern wurde auch von seinem Vater angehalten, das Maurer- und Zimmermannshandwerk zu erlernen; außerdem musste er in der Ferienzeit in der Waniek-Maschinenfabrik als Volontär arbeiten - diese reiche praktische Erfahrung kam ihm dann später beim Bau vieler großer Brücken zugute.
Er begann in Brünn Technik zu studieren und setzte seine Studien an der Technischen Hochschule in Wien fort, wo er 1870 bis 1874 lebte.
Als Bauleiter bei der Drahtseilbahn auf den Leopoldsberg (1873-1875 in Betrieb), Ingenieur bei der Kaiserin-Elisabeth-Bahn (Westbahn) und beim Bau der schweizerischen Eisenbahnlinie Seuzach-Andelfingen sowie auf ausgedehnten Studienreisen durch Deutschland und Frankreich erweiterte er sein allgemeines und fachliches Wissen, ehe er 1874 in die Vereinigten Staaten auswanderte.
Hier arbeitet er zuerst als Maurer, dann als technischer Angestellter beim Bau der Weltausstellungsbauten in Philadelphia. 1877 ließ er sich als freischaffender Ingenieur in Pittsburgh nieder, wo schon bald sein erstes größeres Brückenprojekt – eine stählerne Fachwerkbogenbrücke über den Monogahela-Fluss ausgeführt wurde.
1890 übersiedelte Lindenthal nach New York, trat in den öffentlichen Dienst und wurde in kurzer Zeit Leiter der städtischen Bauabteilung. Während seiner Amtszeit wurden u.a. die Brooklyn-Bridge verstärkt, die Williamsburg-Brücke fertiggestellt und zahlreiche andere Verkehrsbauwerke New York's in Angriff genommen.
Da man bis dahin in Amerika zur Verbindung der stählernen Brückenkonstruktionen fast ausschließlich Schrauben verwendet hatte, stellt die Ohio-Brücke bei Sciotoville - von Lindenthal als genietete Fachwerkbrücke über 2 Felder von je 236 m Stützweite gebaut - eine technische Pionierleistung dar, die zu ihrer Zeit nur noch von Lindenthals bedeutendstem Brückenbauwerk, der 1917 eröffneten Hellgate-Brücke über den East-River in New York übertroffen wurde: diese war damals mit 300 m Spannweite die größte stählerne Bogenbrücke der Welt.
Im Laufe der Jahre wurden ihm viele Ehrungen aus der ganzen Welt zuteil - er war zum bekanntesten Brückenbauer der Welt geworden.
In reifem Alter fand Lindenthal ein Heim in Metuchen bei New Brunswik (New Jersey) und lebte hier im Kreise seiner Familie.
Lindenthal war belesen, vielseitig interessiert, befasste sich auch mit volkswirtschaftlichen Problemen und philosophischen Studien.
Seine Studien über Währung und Wirtschaftssysteme erregten das Aufsehen der amerikanischen Finanzwelt. 1924 erschien in deutscher Sprache die Schrift über ein wissenschaftliches Geldsystem und eine Weltwährung.
Am 31. Juni 1935 starb Gustav Lindenthal in New Jersey.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Roland-Preis für den Entwurf der Smithfield Street Bridge in Pittsburgh, American Society of Civil Engineers, 1883
- Ehrendoktorat Dresden, 1911
- Ehrendoktorat der Technischen Hochschule in Brünn, 1921
- nach ihm ist eine Auszeichnung für Brückenbauingenieure benannt
Quellen#
- Österreichische Naturforscher und Techniker. Hg. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Wien 1950
- Österreichisches Biographisches Lexikon
- Architekturnetzwerk nextroom
- nycroads.com
- Südmähren Kulturdatenbank
Redaktion: H.M. Wolf, I. Schinnerl