Maleta, Alfred#
* 15. 1. 1906, Mödling (Niederösterreich)
† 16. 1. 1990, Salzburg
Jurist und Politiker (ÖVP)
Da sein Vater sehr früh verstorben war, wurde er vom zweiten Ehemann seiner Mutter adoptiert und nahm auch dessen Namen an.
Nach dem Besuch der Volksschule in Wien und des Gymnasiums in Linz absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Graz, das er 1932 mit der Promotion zum Dr.iur. abschloss. Anschließend absolvierte er sein Gerichts- und Anwaltspraktikum in Linz.
Während seiner Studienzeit in Graz wurde er Mitglied der Carolina und kam dadurch in Kontakt mit dem Katholisch-Deutschen Akademikerausschuss (KDAA).
1932 wurde er für die soeben gegründete Vaterländische Front (VF) tätig und war 1933 für kurze Zeit Geschäftsführer der VF für Österreich.
Nach Ausschaltung der Sozialdemokratie 1934 wurde er erster Sekretär der Arbeiterkammer Oberösterreich und des Landeskartells des Gewerkschaftsbundes. Maleta war aber auch in der "Sozialen Arbeitsgemeinschaft" aktiv und verfasste u.a. die Broschüre "Als Sozialist im Dollfuß-Österreich", was das Mißtrauen der Staatspolizei erregte. Über alle ideologische Grenzen hinweg wurde sein Wirken immer von starkem sozialpolitischem Engagement geprägt. Er galt als Sozialreformer und machte sich als christlichsozialer Arbeitnehmervertreter einen guten Namen.
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde Alfred Maleta verhaftet und im Juni mit dem "3. Österreicher-Transport" nach Dachau gebracht. Hier (im KZ Dachau) und im KZ Flossenbürg war er bis 1941 interniert, wurde gleich darauf zur Wehrmacht eingezogen und musste Kriegsdienst an der Ostfront leisten. (In den Jahren seiner Inhaftierung im Konzentrationslager plante er bereits mit inhaftierten Sozialdemokraten die Wiederrichtung der Zweiten Republik).
Nach Kriegsende wurde Maleta rehabilitiert und zum stellvertretenden Leiter des oberösterreichischen Landesarbeitsamtes ernannt. Bald jedoch wurde er in das Sozialministerium übernommen, dem er bis zu seiner Penionierung (zuletzt als Sektionschef) angehörte.
Er engagierte sich auch politisch: er half mit, die oberösterreichische Volkspartei zu gründen, war von 1945 bis 1955 Landesobmann des ÖAAB und wurde bei den ersten Wahlen 1945 als Abgeordneter für die ÖVP in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1975 – also fast 30 Jahre lang – angehörte (von 1962 bis 1970 als dessen Präsident).
Die Meinung von Alfred Maleta, dem "Mann der ersten Stunde", hatte in der Volkspartei großes Gewicht; 1948 organisierte er in seiner Villa in Oberweis die erste (skandalumwitterte) Aussprache Julius Raabs mit ehemaligen NS-Größen – als Versuch, die Ex-Nazis von der Gründung einer eigenen Partei abzuhalten oder sie womöglich in die ÖVP zu integrieren.
1952 wurde er von der ÖVP als Generalsekretär nach Wien geholt - eine Funktion, die er bis 1960 innehatte; von 1953 bis 1962 war er außerdem Klubobmann. Von 1955 bis 1960 war er Vizepräsident der "Nouvelles Equipes Internationales" (NEI), der Vereinigung der christlich-demokratischen Parteien Europas, und von 1960 bis 1971 war er Bundesobmann des ÖAAB.
Alfred Maleta war neben Julius Raab, Leopold Figl, Bruno Kreisky, Anton Benya und Rudolf Sallinger ein Mitbegründer der Zweiten Republik und war in den 1960er und 1970er Jahren eine innenpolitische Schlüsselfigur - er befasste sich mit ideologischen Problemen und politikwissenschaftlichen Fragestellungen. Auch als Verfasser (vorwiegend) zeitgeschichtlicher Publikationen machte er sich einen Namen und leitete nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik die "Politische Akademie" der ÖVP. Darüber hinaus war er jahrelang Herausgeber der "Oberösterreichischen Nachrichten".
Alfred Maleta, der stets als Anhänger der großen Koalition galt, starb am 16. Jänner 1990 in Salzburg. Er wurde in Gmunden beigesetzt und ruht seit 2011 in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof.
Historische Bilder zu Alfred Maleta (IMAGNO)
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Großes Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich,1955
- Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1967
- Goldenes Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich, 1975
- Verleihung des Titels "Professor", 1975
Werke (Auswahl)#
- Entscheidung für morgen. Christliche Demokratie im Herzen Europas, 1968
Quellen#
- AEIOU
- Alfred Maleta Archiv
- Republik Österreich / Parlament
- ORF Wien
- Österreichischer Cartellverband
- Nachlassverzeichnis, ÖNB
- Die PRESSE
- Versöhnungsfonds
- I. Ackerl, F. Weissensteiner, Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, 1992
Redaktion: I. Schinnerl