Manker, Paulus#
* 25. 1. 1958, Wien
(Film-)Schauspieler und Regisseur
Paulus Manker wurde am 25. Jänner 1958 in Wien als Sohn der Regisseurs und Theaterdirektors Gustav Manker und der Schauspielerin Hilde Sochor geboren.
Nach einem Schauspielstudium am Max-Reinhardt-Seminar in Wien (bei Susi Nicoletti) hatte Paulus Manker 1979 sein erstes Engagement am Wiener Burgtheater. Nach Engagements bei den Wiener Festwochen und am Schauspielhaus in Frankfurt am Main begann in den frühen 1980er-Jahren Mankers Theaterkarriere, die ihn mit klassischen und modernen Rollen in das Münchner Residenztheater, Hamburger Schauspielhaus, Schauspielhaus Frankfurt und Hamburger Thalia-Theater zu Regisseuren wie Peter Zadek, Claus Peymann und Luc Bondy führte.
Von 1986 bis 1989 gehörte er dem Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg an, wo man ihn 1986 erstmals in der Hauptrolle des antisemitischen Juden Otto Weininger in "Weiningers Nacht" von Joshua Sobol sah, das er 1988 am Wiener Volkstheater in der Doppelfunktion Regisseur/Hauptdarsteller auch sehr erfolgreich selbst inszenierte.
Mit dem israelischen Autor Joshua Sobol verbindet Paulus Manker seither eine intensive Zusammenarbeit: unter ihrer gemeinsamen Theaterregie entstanden u.a. "Grottenbahnfahrt ins Grauen" (1995, über Hans Frank, Generalgouverneur von Polen im Weltkrieg), "Alma" (1996, 50 Szenen an mehreren Schauplätzen über Alma Mahler-Werfel), "F@lco - A Cyber Show" (2000, über den Rocksänger Falco) und "iWitness" (2003, über israelische Kriegsdienstverweigerer).
Als Filmregisseur debütierte Paulus Manker 1985 mit dem Film "Schmutz" und konnte 1989 mit "Weiningers Nacht" seinen Durchbruch feiern; es folgten das Multi-Media-Spektakel "Das Auge des Taifun" (1992) und "Der Kopf des Mohren" (1995). Paulus Manker war der Uraufführungsregisseur des Theaterstücks "Alma – A Show Biz ans Ende" von Joshua Sobol, bei dem verschiedene Szenen aus dem Leben von Alma Mahler-Werfel simultan in verschiedenen Stockwerken und Zimmern eines Gebäudes gespielt werden; er setzte dieses Stück 1999 in einen dreiteiligen Fernsehfilm um.
Als Schauspieler debütierte Paulus Manker 1979 in Michael Hanekes "Lemming" (TV) und spielte unter Haneke ebenfalls in "Code inconnu" und "Das Schloss". Er war in Josef Vilsmaiers "Schlafes Bruder", Pepe Danquarts Gaunerkomödie "C(r)ook - Basta. Rotwein oder Totsein", Carlo Rolas TV-Thriller "Die schöne Braut trug schwarz", in Jo Baiers "Wambo" und im tschechischen Film "König der Diebe" zu sehen.
Einige von Mankers Projekten und Filmen sind in Buchform ("Weiningers Nacht") dokumentiert, er schreibt auch kulturkritische Essays. 2008 spielte er bei den Salzburger Festspielen, 2011 veröffentlichte er ein Buch über Walter Bruno Iltz.
Als Schauspieler liebt er die Darstellung extremer Charaktere; als Regisseur, Darsteller und Impresario des "Simultandramas" Alma feierte er von Venedig bis Los Angeles Triumphe und wurde dafür 2010 mit dem Nestroy-Publikumspreis ausgezeichnet.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Regiepreis des Filmfestivals Flandern (für "Schmutz"), 1987
- Romy (beste Regie für "Weiningers Nacht"), 1990
- Interfilm-Preis des Max Ophüls Festivals (für "Der Kopf des Mohren"), 1996
- Nestroy-Publikumspreis (für "Alma"), 2010
Werke (Auswahl)#
zahlreiche Theaterrollen
Theater / Regie
- Weiningers Nacht (Joshua Sobol), Deutsches Volkstheater Wien, 1988
- Liliom (Franz Molnar), Burgtheater Wien, 1993
- Der Vater (Niklas Frank/Joshua Sobol), Wiener Festwochen, 1995
- Die Dreigroschenoper (Bertolt Brecht/Kurt Weill), Burgtheater Wien, 1996
- Alma - A Show Biz ans Ende (Joshua Sobol) Wiener Festwochen, 1996-2001
- F@lco - A Cyber Show (Joshua Sobol) Ronacher Wien, 2000
- Alma a Venezia (Joshua Sobol) Palazzo Zenobio Venedig, 2002
- Alma em Lisboa (Joshua Sobol) Convento dos Inglesinhos Lissabon, 2003
- iWitness (Joshua Sobol) Cameri theatre Tel Aviv, 2003
- Alma in Los Angeles (Joshua Sobol) LA Theatre Los Angeles, 2004
- Alma in Berlin (Joshua Sobol) Kronprinzenpalais Berlin, 2006
- Alma am Semmering (Joshua Sobol) Kurhaus, 2007
- Alma in Jerusalem, 2009
- Alma in Wien - Post- und Telegrafenamt, 2008-2013
- Alma in Prag, 2011
Filme / Schauspieler
- Lemminge, 1979
- Der Schatten (TV-Film), 1979
- Exit – nur keine Panik, 1980
- Die Ausgesperrten (TV-Film), 1982
- Wer war Edgar Allan? (TV-Film), 1984
- Baumeister Solness (TV-Film), 1984
- Fraulein - Ein deutsches Melodram (TV-Film; auch Regieassistenz), 1986
- Das weite Land, 1987
- Sternberg – Shooting Star, 1988
- Mein 20. Jahrhundert (My 20th Century), 1988
- Weiningers Nacht (auch Regie), 1989
- Landläufiger Tod (TV-Film, 2 Teile), 1990
- Mörderische Entscheidung (TV-Film), 1991
- Die Sturzflieger, 1993
- Schlafes Bruder, 1995
- Das Schloß, 1996
- Alma – A Show Biz ans Ende (auch Regie), 1998
- Code: unbekannt, 1999
- Figaro läßt sich scheiden (TV-Film), 1999
- Wambo (TV-Film), 2000
- Kommissar Rex (TV-Serie, Folge "Telefonteror"), 2000
- Die schöne Braut in Schwarz (TV-Film), 2002
- Polterabend (TV-Film), 2003
- Basta – Rotwein oder Totsein, 2004
- König der Diebe, 204
- Slumming, 2006
- Henri 4, 2010
- Die verrückte Welt der Ute Bock, 2010
- Tatort (TV-Serie, Folge "Im Namen des Vaters"), 2012
- Die Seelen im Feuer (TV-Film), 2014
- Jack, 2015
- Der Staat gegen Fritz Bauer, 2015
- Die Ketzerbraut (TV-Film), 2017
Filme / Regie
- Schmutz, 1986
- Weiningers Nacht, 1990
- Das Auge des Taifun, 1993
- Der Kopf des Mohren, 1995
- Alles ist Architektur: Portrait Hans Hollein (TV-Dokumentation), 1996
- Alma - Die Witwe der 4 Künste (3-teiliger TV-Film), 1997
- Hollein in Lima (TV-Dokumentation), 2001
- Where Blade Runner meets Batman: Downtown LA (TV- Dokumentation), 2004
- Die Seele brennt heut wieder sehr: Porträt H. Sochor zum 80. Geburtstag (TV- Dokumentation), 2004
- Mozart in America (Mozart Minute, (Kurzfilm), 2005
Bücher
- Walter Bruno Iltz. Die Enttarnung eines Helden, 2014
- 20 Jahre "Alma". Erinnerungen und Photos um Jubiläum der Theateraufführung "Alma – a Show Biz ans Ende", 2015
Quellen#