Manker, Gustav#
* 29. 3. 1913, Wien
† 7. 7. 1988, Wien
Bühnenbildner, Regisseur
Schauspieler, Theaterdirektor
Gustav Manker wurde am 29. März 1913 in einer adeligen Familie (Manker Ritter von Lerchenstein) in Wien geboren. Er besuchte das Stiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal (in Kärnten), wo er bei bereits bei Schüleraufführungen als Schauspieler, Bühnenbildner und Regisseur erste Erfahrungen sammelte.
Eigentlich sollte Gustav Manker auf Wunsch der Eltern Rechtswissenschaften studieren, aber er studierte am Reinhardt Seminar von 1933 bis 1935 bei Max Reinhardt Regie sowie gleichzeitig bei Alfred Roller und Oskar Strnad Bühnenbild. Schon während seiner Studienzeit konnte er bei Max Reinhardts Inszenierungen von "Jedermann" und "Faust" bei den Salzburger Festspielen mitwirken.
1935 erhielt er sein erstes Engagement am Avantgardetheater "Kleines Theater in der Praterstraße" in Wien; 1936 bekam er eine Anstellung am einzigen deutschsprachigen Theater in Polen in Bielsko (Bielitz), wo er bis 1938 als Bühnenbildner und Schauspieler tätig war.
1938 wurde er als Bühnenbildner in Wien an das Volkstheater (damals "Deutsches Volkstheater") engagiert, an dem er mehr als vierzig Jahre arbeitete. Hier war er zunächst Bühnenbildner, ab 1942 Ausstattungschef, ab 1946 Regisseur und Oberspielleiter, uns schließlich von 1969 bis 1979 Direktor des Theaters.
Gustav Manker war eine der prägendsten Personen des Wiener Theaterlebens: er entwarf in den vier Jahrzehnten seiner Arbeit am Volkstheater 207 Bühnenbilder und inszenierte 155 Stücke - mit einigen von ihnen schrieb er österreichische Theatergeschichte. (Er brachte 1963 am Volkstheater Bert Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" und bald darauf dessen „Kaukasischen Kreidekreis“ auf die Bühne und setzte damit dem sogenannten Brecht-Boykott ein endgültiges Ende.)
Gustav Manker trug mit seinen legendären 43 Nestroy-Inszenierungen wesentlich zur Renaissance des österreichischen Theaters des 19. Jahrhunderts bei, förderte viele junge Schauspieler (u.a. Karlheinz Hackl, Franz Morak, K. Speiser) und war einer der bedeutendsten Förderer der jungen österreichischen Dramatiker. (Er führte Wolfgang Bauers Stück "Change" ebenso erstmals auf wie Peter Turrinis "Rozznjogd" oder Werke von Helmut Zenker, Herwig Seeböck, Wilhelm Pevny u.a.)
Als Gast arbeitete Gustav Manker u.a. am Theater in der Josefstadt, am Burgtheater, am Akademietheater, bei den Salzburger Festspielen und den Bregenzer Festspielen, an der Volksoper, dem Salzburger und Linzer Landestheater, in München, Berlin, Hamburg, Stuttgart.
1979 zog sich Gustav Manker in den Ruhestand zurück und führte noch sporadisch bei manchen Stücken von Schiller, Kohout oder Nestroy Regie.
Gustav Manker war in zweiter Ehe mit der Schaupielerin Hilde Sochor, mit der er drei Kinder hatte - darunter der Schauspieler und Regisseur Paulus Manker.
Gustav Manker starb am 7. Juli 1988 in Wien.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Josef-Kainz-Medaille, 1964
- Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse, 1964
- Karl Skraup-Preis, 1968
- Girardi-Ring, 1969
- Grillparzer-Ring, 1970
- Johann-Nestroy-Ring, 1978
Literatur#
- H. Schwarz, Gestaltung und Gestalter des modernen Bühnenbilds: Judtmann, Manker, Meinecke, 1950
- E. Schreiner (Hg.), 100 Jahre Volkstheater, 1989
- M. Konschill, G. Manker und das Wiener Volkstheater, Diplomarbeit, Wien 1999
Quellen#
- AEIOU
- Manker.at
- Wien.at
- Literaturhaus Wien
- ORF Wien
- I. Ackerl, F. Weissensteiner, Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, 1992