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Neuwirth, Olga#

* 4. 8. 1968, Graz (Steiermark)

Komponistin


Olga Neuwirth
Die österreichische Komponistin Olga Neuwirth in ihrer Wohnung. Wien. Photographie. 2008
IMAGNO/Didi Sattmann

Olga Neuwirth wurde am 4. August 1968 als Tochter des Jazzpianisten Harald Neuwirth geboren (Nichte von Gösta Neuwirth).


Ab ihrem siebenten Lebensjahr erhielt sie Trompetenunterricht.


Sie begann ihr Kompositionsstudium in San Francisco (1985/86, Conservatory of Music: Komposition und Theorie bei Elinor Armer, Art College: Malerei und Film).


Von 1987 bis 1993 absolvierte sie ein Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien (Komposition bei Erich Urbanner; Diplom und Magisterarbeit zum Thema: "Über den Einsatz von Filmmusik in 'L’amour à mort' von Alain Resnais") sowie ein Studium am Elektroakustischen Institut. Anschließend studierte sie noch ein Jahr bei Tristan Murail in Paris.


Szene aus der Oper 'Bählamms Fest' von Olga Neuwirth
Das Bild zeigt eine Szene aus der Oper Bählamms Fest von Olga Neuwirth. Die Darsteller sind von links nach rechts Dominik Maringer Jan Buchwald Aleksandra Kurzak und Maite Beaumont. Das Bühnenbild ist von Stefan Heyne. Regie führte Vera Nemirova. Deutsches Schauspielhaus Hamburg. Photographie. 19.06.2002.

Olga Neuwirth erhielt wesentliche Anregungen durch die Begegnungen mit Adriana Hölszky, Tristan Murail und Luigi Nono.


Sie selbst beschreibt ihre Musik auch als "Katatrophenmusik", ihren Ruf verdankt sie ihrer geheimnisvollen, rätselhaften Musiksprache, bei der auch die Elektronik eine wesentliche Rolle spielt.


So verbindet sie in ihren Werken elektronische mit Instrumental- und Vokalmusik und setzt sich mit moderner Literatur auseinander. Olga Neuwith ist seit längerem auch mit Elfriede Jelinek befreundet und gemeinsam haben sie auch etliche Projekte realisiert (z.B. "Bählamms Fest" bei den Wiener Festwochen 1999 oder "Lost Highway" im "Steirischen Herbst 2003)


Neuwirths Werke wurden bei den Wiener Festwochen, dem Steirischen Herbst und bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt.


Sie genießt als eine der führenden Komponistinnen ihrer Generation, die mit filmischen Projekten und Klanginstallationen aus die musikalischen Grenzen überschreitet, höchstes internationales Ansehen.



Kunst-Staatspreis für Komponistin Olga Neuwirth#

Text freundlicherweise von der Wiener Zeitung,, Freitag, 29. Jänner 2010, zur Verfügung gestellt


Jüngste Preisträgerin der höchsten Auszeichnung

Olga Neuwirth
Olga Neuwirth
© Foto: apa / Jäger

Wien. (eb)

Olga Neuwirth erhält den Großen Österreichischen Staatspreis 2010. Die 41-jährige Komponistin ist die bisher jüngste Preisträgerin der höchsten künstlerischen Auszeichnung der Republik. Und sie ist die erste Frau in der Sparte Musik.

Die Musik der am 1968 in Graz geborenen Komponistin nützt filigrane Linien, aufgeraute Flächen und verbeulte Reminiszenzen an die Vergangenheit.

"Überglücklich" über die Zuerkennung des Preises ist die österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Mit ihr hat Olga Neuwirth mehrere Projekte erarbeitet, darunter die Oper "Bählamms Fest".

Olga Neuwirth selbst sieht die Zuerkennung allerdings "zwiespältig": "Ich muss in Österreich, wahrscheinlich weil ich eine Frau bin, jedes Mal wieder beweisen, dass ich komponieren kann."


Wiener Zeitung, Freitag, 29. Jänner 2010


Endlich Olga Neuwirth#

von Edwin Baumgartner

Text freundlicherweise von der Wiener Zeitung,, Samstag, 30. Jänner 2010, zur Verfügung gestellt

Lang hat’s gedauert! Nämlich, um genau zu sein, 60 Jahre. Nach diesen 60 Jahren hat endlich eine Komponistin, ja: eine richtige echte Frau, den Großen Österreichischen Staatspreis für Musik zuerkannt bekommen. Olga Neuwirth ist die absolut erste Preisträgerin in der Sparte Musik.

In solchen Fällen wird stets der Symbolcharakter bemüht. Eine Zeichensetzung sei das für alle musikalisch tätigen Frauen in Österreich.

Genau damit fängt jedoch die Misere nach der Misere an. Hatte die Frau als Komponistin zuvor kaum Chancen, wahrgenommen zu werden, wird nun zwischen den Zeilen suggeriert, Olga Neuwirth habe die Auszeichnung nicht für ihr konstant hochwertiges Schaffen zugesprochen bekommen, sondern für ihr Geschlecht. Im Grunde ist ja auch, bleibt man bei diesem Symbolcharakter, nicht einmal Olga Neuwirth selbst für ihr Frausein ausgezeichnet worden, sondern sie ist ausgezeichnet worden als Vertreterin einer Gruppe. Eine Alibi-Aktion, die mit dem tatsächlichen Können Olga Neuwirths nichts zu tun hat.

Das ist der Mechanismus, der die Diskriminierung der Künstlerin verstärkt. Denn als beispielsweise 2006 Georg Friedrich Haas den Großen Österreichischen Staatspreis für Musik zugesprochen bekam, sprach niemand von einem symbolischen Preis für alle komponierenden männlichen Österreicher. Haas hat den Preis für sein Schaffen und ganz für sich allein bekommen.

So ist es auch bei Olga Neuwirth zu sehen: Sie hat den Preis – hoffentlich, denn es wäre zu Recht – für ihr Schaffen bekommen. Sie ganz persönlich. Sie nicht als Symbolfigur der komponierenden Frauen, sondern sie als die hervorragende österreichische Komponistin Olga Neuwirth.

Erst wenn eine Komponistin nicht mehr als komponierende Frau bestaunt, sondern einzig und allein über die Qualität ihres Schaffens wahrgenommen wird, hat die Diskriminierung wirklich ein Ende.


Wiener Zeitung, Samstag, 30. Jänner 2010

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • 1994 "Publicity Preis" der austro mechana für eine CD-Produktion
  • EU-Preis für Komposition 1996
  • 1999 Förderpreis der Ernst von Siemens-Stiftung, München
  • 1999 Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals
  • 1999 Ernst Krenek-Preis
  • 2006 zum Mitglied der Akademie der Künste Berlin gewählt
  • 2008 Heidelberger Künstlerinnenpreis
  • 2009 "South Bank Show Award" für "Lost Highway"
  • 2010 Großer Österreichischer Staatspreis
  • 2023 Ehrenring der Stadt Graz

Werke (Auswahl)#

  • Die Schamlosen oder Ein Spektakel in einem Akt, 1990 (Kurzoper für vier Sänger)
  • Der Wald - ein tönendes Fastfoodgericht, 1991 (Mini-Oper nach E. Jelinek)
  • Körperliche Veränderungen, 1991 (Musiktheater für acht Sänger,nach einem Hörspiel von E. Jelinek)
  • Lonicera Caprifolium, 1993 (für Ensemble und Zuspielband)
  • Sans Soleil, 1994 (Zerrspiegel für zwei Ondes Martenot, Orchester und Live-Elektronik)
  • Punch und Judy, 1994 (Hörstück für Sopran und kleines Ensemble, nach H. C. Artmann)
  • Todesraten, 1997 (Hörstück nach zwei Monologen aus "Ein Sportstück" von Elfriede Jelinek)
  • Photophorus, 1997 (für zwei E-Gitarren und Orchester)
  • Hommage à Klaus Nomi, 1998 (Sieben Songs für Countertenor und kleines Ensemble)
  • Clinamen / Nodus, 1999
  • Bählamms Fest, 1999 (Musiktheater nach Leonora Carringtons Theaterstück "Baah-Lamb's Holiday", Libretto: Elfriede Jelinek)
  • The Long Rain, 2000 (Film-Musik-Projekt von Micheal Kreihsl und Olga Neuwirth für vier Solisten)
  • locus...doublure...solus, 2001 (für Klavier und Ensemble)
  • Lost Highway,2002/2003, Steirischer Herbst, CD
  • ...ce qui arrive..., 2003/2004 (Musik u.Konzept Olga Neuwirth nach Texten von Paul Auster mit Film- und Raumkonzept von Dominique Gonzales-Foerster)
  • miramondo multiplo, 2006 (für Trompete und Orchester)
  • Lost Highway Suite, 2008
  • Remnants of Song An Amphigory, 2009
  • Un posto nell’acqua – Melville-Skizze 2, 2009

Literatur#

  • S. Drees (Hg.), O. Neuwirth, 1999 (mit Werkverzeichnis)
  • B.D. Auer, O. Neuwirth, Diplomarbeit, Wien, 2002


Hörprobe#


Hörprobe Österreichische Mediathek


Todesraten Hörstück nach zwei Monologen von Elfriede Jelinek;
Interpretin: Marianne Hoppe (Stimme); © col legno WWE 1CD 20033, 1999 (Ausschnitt)

Musik spielen

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl