Schmiedl, Friedrich #
* 14. 5. 1902, Schwertberg (Oberösterreich)
† 11. 9. 1994, Graz
Raketenforscher
Friedrich Schmiedl wurde am 11. Mai 1902 in Schwertberg in Oberösterreich geboren.
Bereits im Mittelschulalter experimentierte er an der Konstruktion von Raketen, was in der revolutionären Idee gipfelte, mit Hilfe von Postraketen die Information und Kommunikation zwischen den Menschen zu erleichtern und zu beschleunigen.
Ab 1924 studierte er an der technischen Hochschule in Graz (eine Kombination aus Naturwissenschaften und Technik), wandte sich bald vom akademischen Bereich ab und arbeitete als Bauingenieur.
Bekannt wurde er freilich für die ersten Postraketenflüge der Welt. 1918 begann er Experimente mit Feststoffraketen, 1928 unternahm er Versuche mit Stratosphärenballons, von welchen er in großer Höhe Raketen starten ließ, um Treibstoff zu sparen. Hier blieben zwar die erwarteten Erfolge aus, aber seine Experimente brachten wichtige Erkenntnisse zur Erforschung der Atmosphäre.
Nach mehreren erfolglosen Anläufen startete er am 2. Februar 1931 seine "Versuchsrakete 7" auf dem Grazer "Schöckl", die 102 Briefe nach St. Radegund (ein Ort in ca. 5 km Entfernung) transportierte. Die Rakete war ferngesteuert und landete mit Hilfe eines Fallschirms.
Weitere erfolgreiche Postraketenstarts folgten in den folgenden Monaten.
Schmiedl schlug die Raketenpost für den Brieftransport zwischen Dörfern in Gebirgsregionen und zwischen den großen Hauptstädten der Welt vor. Schmiedl plante sogar eine eigene Raketenpostlinie Laibach-Graz-Basel zu eröffnen. Er erlangte zwar bei Philatelisten einen hohen Bekanntheitsgrad, doch die österreichischen Funktionäre der Post konnte er nicht von den Vorzügen seiner Entwicklung überzeugen.
Daneben entwickelte er auch eine Wetterrakete, die meteorologische Daten in Wolken erfassen konnte. In anderen Versuchen hat er die Raketen mit Fotoapparaten bestückt, um Luftbilder von Landschaften aufzunehmen.
1934/1935 wurden seine Versuche durch zwei gesetzliche Änderungen in Österreich beendet: Schmiedl hatte zur Finanzierung seiner Versuche die beförderten Poststücke mit eigenen "Wertmarken" (Raketenflugpost-Vignetten) frankiert, die die Haupteinnahmequelle für seine Experimente waren - diese Vorgangsweise wurde von der österreichischen Post durch eine Verordnung unterbunden. Darüber hinaus wurde der Besitz von Sprengstoff verboten (und unter Todesstrafe gestellt), wodurch Schmiedl gezwungen war, seine Treibstoffvorräte zu vernichten.
Ein weiterer Grund, warum sich seine Idee der Raketenpost nicht durchsetzte, war wohl die schnelle Entwicklung der Luftfahrt und daraus folgend die Etablierung von Luftpost-Transportdiensten zwischen den Hauptstädten.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gab es großes militärisches Interesse an der Arbiet Friedrich Schmiedls , doch Schmiedl verweigerte jede Zusammenarbeit mit dem Deutschen Heer und vernichtete alle Unterlagen.
Nach dem 2. Weltkrieg lehnte er auch eine Einladung aus den USA ab, dort die Raketentechnik weiterzuentwickeln. Später beschäftigte er sich mit verschiedenen Bootsantrieben (Raketenantrieb, Lamellenantrieb), ehe er 1956 in den Landesdienst eintrat.
Ing. Friedrich Schmiedl, der 1994 im 92. Lebensjahr verstarb, hinterließ der Stadt Graz ein Vermögen, mit welchem in seinem Sinn im Rahmen einer "Ing. Friedrich Schmiedl - Stiftung" die Möglichkeit geschaffen werden sollte, durch visionäre und unkonventionelle Ideen, Verbesserung und Erleichterung der Kommunikation und Information im Regionalbereich Graz - sowohl in technischer als auch in qualitativer Hinsicht - zu setzen und diese entsprechend zu fördern.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Ehrenring des Landes Steiermark
- Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark
- Hermann-Oberth-Medaille, 1971 (überreicht von Wernher von Braun)
Literatur#
- Trobas, Karl: Raketen - Raketenpost - Postraketen: Friedrich Schmiedl, ein Raketenpionier aus Graz, 1992
Quellen#
Redaktion: P. Diem, I. Schinnerl
Bewundernswert, dass er im Gegensatz zu Gunther Burstyn und Werner von Braun die Zusammenarbeit mit den Nazis verweigerte und auch den USA die kalte Schulter zeigte, da er die militärische Verwendung seiner Erfindung befürchtete. laut Braun war ja auch die V2 eine reine Postrakete,Briefe transportierte sie allerdings nicht...
-- Glaubauf Karl, Montag, 28. November 2011, 23:40