Tobisch, Lotte#
* 28. 3. 1926, Wien
† 19. 10. 2019, Baden bei Wien
Schauspielerin
Lotte Tobisch wurde als Charlotte Tobisch von Labotýn am 28. März 1926 in Wien als Tochter des Architekten Karl Anton Gustav Alfred Ritter Tobisch von Labotýn geboren. (Ihr Großvater war 1912 von Kaiser Franz Josef in den erblichen Adelsstand mit dem Prädikat Ritter von Labotýn erhoben worden.)
Als Tochter aus höheren Kreisen erhielt sie eine sehr gute Ausbildung im Internat Schloss Marquartstein in Oberbayern und im Wiener Sacre Coeur; ihren Schauspielunterricht erhielt sie ab 1943 bei Raoul Aslan und am Horak-Konservatorium.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs flüchtete ihre Familie nach Bayern, Lotte Tobisch blieb allein in Wien. Ihr frühes Theaterdebüt gab sie 1945 am Wiener Burgtheater (im damaligen Ausweichquartier "Ronacher") , wo sie bis 1947 spielte. Hier lernte sie 1945/46 Erhard Buschbeck kennen, den langjährigen Chefdramaturgen und stellvertretenden Direktor der Burg, und ging mit ihm eine - damals skandalträchtige - Beziehung ein. Aufgrund dieser Lebensgemeinschaft löste sie ihren Vertrag am Burgtheater und arbeitete in den folgenden Jahren als freischaffende Schauspielerin an zahlreichen deutschsprachigen Bühnen, u.a. am Wiener Volkstheater, am Theater in der Josefstadt oder an der Komödie Basel.
Lotte Tobisch arbeitete auch für Rundfunk, Fernsehen und Film: besondere Bekanntheit erreichte sie 1955 als Eva Braun im Anti-Hitler-Film "Der letzte Akt" (mit Albin Skoda und Oskar Werner); im Fernsehen trat sie u.a. mit Karl Farkas, Käthe Gold und Adrienne Gessner auf (später in Serien wie "Wenn der Vater mit dem Sohne") und wirkte in zahlreichen Kindersendungen mit.
1960 kehrte sie (nach dem Tod von Erhard Buschbeck) als Ensemblemitglied an das Burgtheater zurück und feierte Erfolge in zahlreichen Rollen. Ab 1962 war sie Mitglied des künstlerischen Betriebsrates des Burgtheaters, von 1974 bis 1987 dessen "stellvertretender Obmann".
In den 1960er Jahre verband sie mit Theodor W. Adorno ein langjährige Freundschaft – der Briefwechsel der beiden erschien 2003 in Buchform.
Der breiten Öffentlichkeit ist Lotte Tobisch besonders als "Ballmutter" des Wiener Opernballs bekannt, dessen Organisation sie 1980 von Christl Schönfeldt übernahm und bis 1996 innehatte.
Seither war Prof. Lotte Tobisch-Labotýn verstärkt karitativ tätig: sie war Ehrenpräsidentin der Österreichischen Alzheimer-Gesellschaft und Schirmherrin des Vereins "Kunst auf Rädern", einer Organisation, die sich um die kulturelle Betreuung von Menschen in Alters- oder Pflegeheimen annimmt. Besonders engagierte sie sich für das Hilde Wagener-Künstlerheim in Baden, dessen Präsidentin sie war und wo sie am 19. Oktober 2019 nach langer schwerer Krankheit starb.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1988
- Goldener Ehrenring des Burgtheaters, 1986
- Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold, 2007
- Vienna Awards for Fashion and Lifestyle - Special Lifetime Icon Award, 2016
Werke (Auswahl) #
Zahlreiche Bühnenrollen
Filme
- Meine schöne Tochter (TV-Film), 2004
- Wie Schnee hinter Glas (Kurzfilm), 2004
- Wenn der Vater mit dem Sohne (TV-Serie, Folgen "Happy End", "Puppi"), 1971
- Leinen aus Irland (TV-Film), 1965
- Das Haus der Vergeltung (TV-Film), 1964
- Briefe eines toten Dichters (TV-Film), 1964
- Das hab ich von Papa gelernt, 1964
- Lumpazivagabundus (TV-Film), 1962
- Brillanten aus Wien (TV-Film), 1959
- Der letzte Akt, 1955
- Don Giovanni, 1955
Bücher
- Alter ist nichts für Phantasielose, 2016
- Langweilig war mir nie, 2013
- Theodor W. Adorno – Lotte Tobisch: Der private Briefwechsel (1962–1969), 2003
Literatur#
- Lucian O. Meysels, Die Welt der Lotte Tobisch. Ed. Va Bene, Wien 2002
Quellen#
- AEIOU
- ORF Wien
- geschichtewiki.wien.gv.at
- Wiener Zeitung
- Kurier
- Künstlerheim Baden
- APA / OTS Presseaussendung