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Vogelsang, Karl Freiherr von#

* 3. 9. 1818, Liegnitz (Legnica, Polen) Legnica

† 8. 11. 1890, Wien

katholischer Sozialpolitiker und -reformer, Publizist


Karl Freiherr von Vogelsang
Karl Freiherr von Vogelsang. Foto
© Bildarchiv d. ÖNB, Wien, für AEIOU

Vogelsang wurde im niederschlesischen Liegnitz geboren. Er studierte in Bonn, Rostock und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften und trat dann in den preußischen Staatsdienst ein. Nach der Märzrevolution 1948 erbte er ein landwirtschaftliches Gut nahe Rostock in Mecklenburg und wurde dort zum ritterlichen Amtsdeputierten in die mecklenburgische Ständevertretung gewählt.

Er lernte in Berlin den Domprobst der größten katholischen Kirche Berlins, der St. Hedwigs-Kathedrale und späteren Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler kennen. 1850 fasste er den Entschluss, vom Protestantismus zum Katholizismus zu konvertieren. Er beschäftigte sich seit dieser Zeit als Publizist mit aktuellen religiösen Fragen und dem Problem einer gerechten sozialen Gesellschaft.

Da Katholiken die Ausübung ständischer Ämter untersagt wurde, ging er im Jahre 1864 mit seiner Familie nach Österreich, wo er wieder mit schriftstellerischer Tätigkeit hervortrat. Er wurde 1875 Redakteur der Wiener katholisch-konservativen Zeitung "Das Vaterland", 1878 gründete er die „Österreichische Monatsschrift für Gesellschaftswissenschaft und Volkswirtschaft“, die sich später „Monatsschrift für christliche Sozialreform“ nannte. Durch diese Artikel und vor allem durch seine Schrift „Die materielle Lage des Arbeiterstandes in Österreich“ löste Vogelsang eine christlich-soziale Volks- und Reformbewegung mit der Forderung nach sozialen Reformen aus, welche dazu führte, dass unter der Regierung von Eduard Graf Taaffe gegen den Widerstand der liberalen Partei eine Reihe von Sozialgesetzen beschlossen wurden: Arbeitszeitbegrenzung, Sonntagsruhe, Unfall- und Krankenversicherung und das Genossenschaftsgesetz. Diese galten teilweise als vorbildlich in Europa und bildeten die Grundlage der österreichischen Sozialgesetzgebung.

Vogelsang organisierte ab 1888/89 einen Diskussionskreis für Sozialreformer, bekannt geworden als die „Entenabende“ und koordinierte die internationale Kooperation der Sozialreformer bei einer Tagung in Haid (heute Bor, Tschechische Republik). Vogelsang gilt als der geistige Begründer der „Christlichsozialen Bewegung“, aus der 1893 die Christlichsoziale Partei hervorging. Seine Ideen beeinflussten den späteren Wiener Bürgermeister Karl Lueger, den Programmatiker der jungen Christlichsozialen Partei Franz Martin Schindler und Prinz Aloys von Liechtenstein. Scheinbar widersprüchlich vertrat er gewisse Ideen des Marxismus, wie die Ablehnung von freien Kapital und Freihandel. Durch seine bedeutende Tätigkeit in der „Union de Fribourg“ regte er auch die Enzyklika Rerum Novarum an, welche 1891, ein Jahr nach seinem Tod in Wien, von Papst Leo XIII. herausgegeben wurde.

Vogelsang strebte eine christliche Sozialreform unter Betonung berufsständischer Gesichtspunkte an; sein Hauptanliegen war die Erhaltung des Mittelstandes. Seine Schrift "Die materielle Lage des Arbeiterstandes in Österreich" (mit E. Schneider, 1884) hatte großen Einfluss auf die sozialpolitische Gesetzgebung. Sein sozialpolitisches Programm wurde von K. Lueger übernommen. K.-Vogelsang-Bund in Wien.


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Werke (Auswahl)#

  • Die Bauernbewegung in den österreichischen Alpenländern, 1881
  • Zins und Wucher, 1884
  • Gesammelte Aufsätze, 12 Hefte, 1886

Literatur#

  • A. Orel, Vogelsangs Leben und Lehren, 1922
  • W. Klopp, Leben und Wirken des Sozialpolitikers K. Vogelsang, 1930
  • J. C. Allmayer-Beck, Vogelsang. Vom Feudalismus zur Volksbewegung, 1952
  • G. Silberbauer, Österreichs Katholiken und die Arbeiterfrage, 1966
  • E. Bader (Hg.), K. Vogelsang. Die geistige Grundlegung der christlichen Sozialreform, 1990

--> Karl von Vogelsang-Institut

Redaktion: P. Diem