West, Franz#
* 16. 2. 1947, Wien
† 25. 7. 2012, Wien
Bildhauer, Objekt- und Aktionskünstler
Nach einigen Schulbesuchen (bzw. -abbrüchen) folgten Reisen, Gefängnisaufenthalte und nicht zuletzt prägende Freundschaften wie jene mit dem Schriftsteller Reinhard Priessnitz; 1970 begann Franz West künstlerisch zu arbeiten.
Nach dieser Zeit der autodidaktischen Studien studierte West von 1977 bis 1982 bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Seiner ersten Ausstellung 1970 in der Wiener Galerie Hamburger folgten unzählige wichtige Einzelausstellungen und Beteiligungen an Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt. Zu den bedeutendsten Personalen zählten etwa jene im New Yorker Museum of Modern Art im Jahr 1997, in den Hamburger Deichtorhallen (2002), im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) im Jahr 2008 oder jene in der Riehener Fondation Beyeler vor drei Jahren.
1974 entstanden die ersten "Paßstücke" (für den menschlichen Körper), tragbare Gebilde aus Papiermache und Gips, die beliebig benutzt werden konnten. Als Reaktion gegen den passiven Besuch einer Kunstausstellung stellte er dem Besucher die weißen, meist organischen Formen aus Gips, Papiermaché oder Metall zur Verfügung - transportable Formen, mit denen aktiv eine körperliche Verbindung eingegangen werden sollte - um eine neue, aktive Beziehung zwischen Betrachter und Kunstwerk zu fördern.
Seine Auslotung der physischen, psychischen, kultischen und nicht zuletzt auch profanen Gebrauchsdimensionen der Skulptur an sich trieb West mit seinen "Möbeln" weiter voran - gegen Ende der 1980er Jahre erweiterten er sein Prinzip der archetypischen Skulptur zu Möbel-Skulpturen.
Er erregte große Aufmerksamkeit mit zusammengeschweißten Stühle und Sofas, die sowohl als Skulpturen betrachtet als auch als Sitzmöbel benutzt werden konnten: 1987 zeigte er seine Sitzskulptur "Eo Ipso", 1989 stellte er im Kunsthistorischen Museum Wien aus Altmetall angefertigte Liegen und Stühle vor ausgewählte Gemälde und Skulpturen, 1993 zeigte er im österreichischen Pavillon auf der Biennale di Venezia neben "Passstücken" die mehrteilige Skulptur "Revision". Legendär waren seine Eisenbänke mit orientalischen Teppichen für das Freiluftkino auf der Documenta IX.
Daneben entstanden Installationen, Möbel, Plakate, Bilderwände und großformatige Skulpturen im öffentlichen Raum. 1992/93 hatte Franz West einen Lehrauftrag an der Städelschule Frankfurt am Main.
Franz West gehörte zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern, er arbeitete mit unterschiedlichen Medien und Materialien und pflegte stets enge Kontakte zu Literaten und Musikern, die gemeinsam mit der Psychoanalyse sowie der Philosophie Wittgensteins für ihn prägend waren.
Die Liste der Publikationen zu einzelnen Werkgruppen ist fast so lang wie die Liste der Museen und Sammlungen, die Kunstwerke von ihm besitzen. 1992 und 1997 nahm er an der documenta in Kassel teil, 1993 gestaltete er den österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig.
Franz West starb am 25. Juli 2012 in Wien.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Otto Mauer-Preis, 1986
- Skultpuren-Preis of the EA Generali Foundation, 1993
- Wolfgang Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig, Köln, 1998
- Goldener Löwe der Biennale Venedig, 2011
Austellungen (Auswahl):
Einzelausstellungen
- Galerie Hamburger, Wien, 1970
- Verblödung und Semantik, Galerie Nächst St. Stephan,, 1977
- Legitime Skulptur, Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz, 1986
- Kunsthistorisches Museum, Wien 1989
- Rijksmuseum Kröller-Müller, Otterlo, 1996
- In & Out, Museum für Neue Kunst - ZKM Karlsruhe, Karlsruhe, 2000
- Appartement, Deichtorhallen, 2001
- Außenskulptur, Galerie Hauser & Wirth & Presenhuber, Zürich, 2002
- Franzwestite, Whitechapel Gallery, London,, 2003
- Mostly West, Recent Sculpture, Lincoln Center and Doris C. Freedman Plaza, New York, 2004
- Sit in, Galerie Ghislaine Hussenot, Paris, 2006
- Die Macht der Frauen, Galerie Meyer Kainer, Wien, 2007
- Passstücke, Gagosian Gallery, New York, 2008
- Autotheater, Museum Ludwig, Köln, 2009
- Im Garten der Lüste, Kammergarten/Unteres Belvedere, Wien, 2010
- Furniture, Gagosian Gallery, Athen, 2011
Gruppenausstellungen
- Yokohama Triennale, Yokohama, J, Katalog, 1981
- Trigon 85 – Synonyme für Skulptur, steirischer herbst ’85, 1985
- documenta IX, Kassel, 1992
- Hors Limites: L'Art et la Vie 1952–1994, Centre Georges Pompidou, Paris, 1994
- Carnegie International 1995, The Carnegie Museum of Art, Philadelphia, 1995
- Biennale di Venezia, 1997
- Roteiros. Roteiros. Roteiros. Roteiros. Roteiros. Roteiros. Roteiros. Biennale Sao Paulo, 1998
- Yokohama Triennale, Yokohama, 2001
- Outlook. International Art Exhibition, Athen, 2003
- Camere, RAM Radioartemobile, Rom, 2005
- The Uncertainty of Objects and Ideas: Recent Sculpture, Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington D.C., 2006
- Soufflé, Eine Massenausstellung, Kunstraum Innsbruck, Innsbruck, 2007
- Leben? Biomorphe Formen in der Skulptur, Kunsthaus Graz, Graz, 2008
- Sculpture in Color, Skulpturengarten, Museum of Modern Art, New York, 2009
- Move: Kunst und Tanz seit den 60ern, Haus der Kunst, München, 2010
- Austria Davaj!, MUAR-Schusev Staatsmuseum für Architektur, Moskau, 2011
- Terre Vulnerabili III, Fondazione Hangar Bicocca, Mailand, 2011
Literatur#
- E. Badura-Triska (Redaktion), F. West, Ausstellungskatalog, Wien 1996
- F. West, 1999
Weiterführendes#
- Borchhardt-Birbaumer, B.: (Essay)
- Wiener Zeitung: Franz West erhält Goldenen Löwen von Venedig (Essay)
- Historische Bilder zu Franz West (IMAGNO)
- Sondermarke Franz West (Briefmerke)
- Franz West (Austria-Wiki)
Quellen#
- AEIOU
- Franz West
- Generali Foundation
- Universalmuseum Joanneum Graz
- http://www.kunstaspekte.de
- Museum Ludwig, Köln
- Wiener Zeitung
Redaktion: I. Schinnerl