Kommt Mendel zum Rabbiner und sagt:
„Rabbi, jemand hat mir gestohlen meinen schönen Regenschirm, den mit dem wertvollen Goldknauf. Was mich aber viel mehr aufregt als der Verlust ist dies: Ich kann den Gedanken nicht loswerden, dass es einer von der Mischpoche war.“
Der Rabbi denkt nach. Sagt nach einer Weile: „Hör gut zu, Mendel. Lad ein die ganze Mischpoche zu Kaffee und Kuchen. Den Schwager, die Schwiegermutter – was weiß ich – den Vater Gottbehüte und den Bruder.
Und wenn getrunken ist der Kaffee und gegessen der Kuchen holst Du das Buch auf den Tisch und mit schöner Stimme liest Du ihnen vor die Zehn Gebote. Und wenn Du kommst zu dem Siebten Gebot blickst Du zum ersten Mal auf von Deinem Buch und siehst Dir an die Runde, die ganze Mischpoche. So aus dem Augenwinkel, Du verstehst! Den Schwager, die Schwiegermutter – was weiß ich – den Vater Gottbehüte und den Bruder.Und was wirst Du bemerken, Mendel? Der Schuldige wird sich verraten. Geht mit Gott, Mendel und komm wieder, um zu berichten.“
Schon zwei Tage später ist Mendel wieder da. „Nu, was war?“ fragt ihn der Rabbi.
„Was soll ich Dir sagen, Rebbe“, antwortete Mendel mit strahlendem Gesicht. „Es war – es war einfach großartig. Genau wie Du mir hast vorausgesagt, Rebbe!
Nach dem getrunken war der Kaffee und gegessen der Kuchen habe ich angezündet die Kerzen, und mit schöner Stimme, so wahr mir Gott helfe, habe ich vorgelesen die Zehn Gebote: Dem Schwager, der Schwiegermutter – was weiß ich – dem Vater Gottbehüte und meinem Bruder. Und was soll ich Dir sagen, Rebbe: Wie ich komm zu dem Gebot: „Du sollst nicht ehebrechen“, da ist mir eingefallen, wo ich den Schirm hab stehen lassen!“