Mit welchem Aufwand befestigt die Wirtschaft 1960 und 2010 ein Hausschild?#
Ein Bauherr äußert den Wunsch, ein Hausnummernschild an einen Holzpfahl zu
nageln.
1960:
Ein Bauarbeiter nagelt das Schild an, bedankt sich für eine dafür erhaltene
Flasche Bier und geht.. Dauer: 20 Sekunden.
1970:
Bauarbeiter geht zu Polier. Der gestattet das Einschlagen des Nagels und
nimmt wohlwollend die Flasche Bier und eine Leberkässemmel in Empfang.
Dauer: 20 Minuten
1980:
Bauarbeiter geht zu Polier; der zum Bauleiter. Dieser bespricht die Problematik mit dem
Bauherrn bei einem Mittagessen, das der Bauherr bezahlt. Dafür verrechnet er dem
Bauherrn nur eine Regiestunde sowie eine Schachtel Nägel. Dauer 2 Stunden.
1990:
Bauleiter holt (nach dem Mittagessen) drei Offerte bei Subunternehmern ein. Vergibt den
Auftrag an den Billigstbieter, schlägt 3% Generalunternehmerzuschlag auf und legt dem
Bauherrn eine Rechnung + 20%Ust. Dauer 2 Wochen
2000:
Bauleiter informiert Firmenchef. Dieser holt fünf Angebote bei Einmanngesellschaften ein.
Den Zuschlag bekommt der Billigste, verrechnet wird der Teuerste plus 7%
Generalunternehmerzuschlag. Dauer 2 Monate
2010:
Gleiche Prozedur wie 2000, jedoch zusätzlich:
Behördenbescheid, in dem ein statischer Nachweis verlangt wird sowie die Zustimmung des
Architekturbeirates. Parallel dazu läuft eine Umweltverträglichkeitsprüfung an. Der Arbeitsvorgang
wird in den Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan der Baustelle eingearbeitet.
Sicherheitsfachkräfte werden tätig. Der Hammer wird CE- zertifiziert, der Nagel aus einer
Liste EU- zugelassener Befestigungsmittel ausgewählt. Der Arbeiter wird akademisch
unterwiesen, wie der Nagel einzubringen ist. Er muss jedoch vorher noch zum Arbeitsmediziner,
der seine geistige und körperliche Eignung für die Tätigkeit "Nagel einschlagen"
attestiert. Wenn alles gut geht, die Umweltverträglichkeitsprüfung positiv ausgeht und die
Bedenken des Architekturbeirates abgeschmettert werden können, darf der Nagel
eingeschlagen werden. Ein Ziviltechniker beobachtet mit Argusaugen den ordnungsgemäßen
Vorgang und siegelt das Abnahmeprotokoll. Nagelstatik und Abnahmeprotokoll
fließen in die "Unterlage für spätere Arbeiten" ein. Der Generalunternehmerzuschlag wird auf
30% nachjustiert. Dauer 2 Jahre.