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Wie stehen wir trotz Abstand zueinander? #

Die Universität Graz beantwortet Fragen zur Corona-Krise - # 3#

Trotz physischem Abstand füreinander da sein, ist in Zeiten der Krise besonders wichtig.
Trotz physischem Abstand füreinander da sein, ist in Zeiten der Krise besonders wichtig.
Foto: Hans/pixabay.com

Katharina Scherke, Soziologin an der Universität Graz, zum gesellschaftlichen Zusammenhalt trotz „social distancing“#

Unser gesellschaftliches Zusammenleben beruht auch darauf, dass wir aufeinander angewiesen sind. Unabhängig von persönlichen Sympathien oder Antipathien ist ein gewisses Maß an Solidarität nötig, damit die soziale Ordnung funktioniert. Nur wenn wir alle die Regeln des Zusammenlebens einhalten, und zwar auch unbekannten Anderen gegenüber, läuft unsere moderne Gesellschaft am Schnürchen. Wir sehen das am Prinzip der Arbeitsteilung: die Versorgung mit Strom, Wasser und Lebensmitteln sowie das Sichern von Telekommunikation klappt nur durch ein Ineinandergreifen der Aktivitäten vieler AkteurInnen, die sich persönlich zumeist gar nicht kennen.

Die Krise erlaubt es jetzt, dass wir uns wieder bewusst werden, wie viele Abläufe und Tätigkeiten für einen reibungslosen Alltag notwendig sind - und dass wir dieses filigrane Wechselspiel neu wertschätzen. Neue Wertschätzung erfahren auch Grundrechte, etwa unsere Versammlungsfreiheit, die krisenbedingt aktuell stark eingeschränkt wird, deren Wert aber durch den zeitweiligen Verlust für viele neu fassbar wird.

Betroffenheiten variieren#

Moderne Gesellschaften zeichnen sich durch eine Vielfalt der Lebenslagen aus – das gilt gerade auch für Krisen und deren Bewältigung. Nicht alle können mit dieser Situation auf dieselbe Weise umgehen. Soziale Ungleichheit wird hier besonders deutlich: die Betroffenheit variiert etwa mit dem Lebensalter, der Berufstätigkeit oder der Familien- und Wohnsituation. Auch die Kosten der Krise werden unterschiedlich verteilt sein, je nachdem, ob man in einer Branche tätig ist, die nun zum Stillstand gezwungen ist und in der Arbeitsplätze gefährdet sind, oder ob man zu jenen gehört, denen die Krise neue Verdienstchancen einbringt.

Problematisch ist das reflexartige Hochziehen nationalstaatlicher Grenzen. So notwendig aktuelle Quarantäne-Maßnahmen und Beschränkungen des öffentlichen Lebens sind, so wenig sinnvoll ist das Absperren von Landesgrenzen. Dringend benötigte Waren werden so aufgehalten, der Weg zum Arbeitsplatz bleibt zum Beispiel vielen Pflegekräften versperrt. Die Frage, wie globale Abhängigkeiten in der Produktion wichtiger Güter reduziert werden können, sollte nicht zur Fiktion führen, globale Krisen national lösen zu können.