Engelbert Dollfuß, #
TRABRENNPLATZREDE am 11. September 1933Programmatische Rede des christlich-sozialen österreichischen Bundeskanzlers beim ersten Generalappell der Vaterländischen Front auf dem Wiener Trabrennplatz am 11. September, dem Katholikentag 1933.
Wir wollen das neue Österreich.
Im Zeichen des Stephansdomes und der Türkenbefreiung werden wir an die große Geschichte unserer Heimat erinnert. Dass vor 500 Jahren in der damals kleinen, aber hochbedeutsamen Stadt Wien der Stephansdom als Kunstwerk der christlichen deutschen Kultur erstehen konnte, das beweist doch, dass schon damals wirkliche Kultur in unserem Lande geherrscht hat, und bringt uns mit elementarer Wucht zum Bewusstsein, dass schon vor mehr als vor einem halben Jahrtausend in unserem deutschen Lande die Vermählung von wirklich echtem, kerngesundem Volkstum und nach oben orientierter Weltanschauung erlebten Christentums zu einer Hochblüte der Kultur in Österreichs Landen geführt hat. Die Türkenbelagerung vor 250 Jahren hat die Menschen um den Stephansturm herum und den Mann, der vom Stephansturm aus die Verteidigung leitete, mit banger Sorge erfüllt. Tapfer und treu haben die Wiener unter Führung ihres Verteidigers Starhemberg hier ausgehalten, und wir freuen uns, dass der Name der Familie Starhemberg unserem Heimatlande erhalten geblieben ist und einer der Nachkommen des Rüdiger von Starhemberg zu den Erneuerern Österreichs gehört.
Prinz Eugen, damals im Heere auf dem Kahlenberg noch junger Leutnant, war später der Verteidiger und Mehrer dieses Reiches geworden. Es folgte das große theresianische Zeitalter, in seiner ganzen Macht und gestaltenden Kraft. Und das war alles sogenanntes "Mittelalter", und jene Zeit, in der das Volk berufsständisch organisiert und gegliedert war, war jene Zeit, in der der Arbeiter gegen seinen Herrn nicht aufstand und organisiert war, jene Zeit, wo Wirtschaft und Leben auf der Zusammenfassung aller gegründet war, die in einem Berufe ihr Brot erhalten haben.
Wir wissen genau, warum es der neuen Geistesrichtung, die wohl mit dem Beginn der Französischen Revolution zusammenfällt, möglich war, dieses System gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ordnung wenigstens für anderthalb Jahrhunderte zu überwinden. Damals war in der berufsständischen Ordnung der Bauernstand nicht entsprechend berücksichtigt, ja vernachlässigt worden. Auch Handel und Gewerbe waren in ihren Zünften erstarrt und führten ein formalistisches Leben. Gewiss auch deshalb, weil die Privilegien einzelner Stände allzu sehr in den Vordergrund gerückt waren. So ist das Zeitalter gekommen, wo der einzelne Mensch schutzlos der Macht des anderen unterworfen war und schließlich das Geld die Herrschaft antrat und der ärmere und schwächere Teil des Volkes zurückgedrängt wurde. Wir wollen nicht verkennen, dass die technische Entwicklung in dieser Zeit ungeahnte Fortschritte machte, aber in dieser Zeit, in der man durch wirtschaftliche Kämpfe die Änderung der sozialen Ordnung herbeiführen wollte und glaubte, dass man durch Wissen und Wissenschaft und durch Aufklärung allen Problemen des Lebens beikommen könne, in einer Zeit, in der man die Einstellung des Menschen zur Unendlichkeit, seine Religion vielfach nur duldete, ja sogar belächelte, in einer solchen Zeit materialistischer Einstellung, die den einzelnen zur restlosen Ausnützung seiner Geldmacht berechtigte, musste sich ein großer Teil des Volkes mit Recht unterdrückt fühlen.
So ist dem Zeitalter des Liberalismus ein Zeitalter der Willkür und der reinen Macht, ein Zeitalter gefolgt, das seinem Ideengang nach nicht weniger materialistisch war, das ebenso ohne Gottes- und menschliche Gesinnung einfach rein formalistisch, organisatorisch die Übel der damaligen Zeit heilen wollte. So kam die Epoche des Marxismus, des brutalen Materialismus. In der Zeit ist die Menschheit dank der Erfolge, die sie auf dem Gebiete der Wissenschaft und der Technik genommen hatte, hochmütig und größenwahnsinnig geworden. Als Antwort auf die Zeit, in der man gemeint hat, allen Weltgeheimnissen mit Formeln und logischen Schlüssen bereits nahegekommen zu sein, kam eine der größten Weltkatastrophen der Menschheit, der Weltkrieg.
Nach dem Weltkrieg folgte ein unerhörter wirtschaftlicher und noch viel mehr geistiger und seelischer Zusammenbruch, wie er ärger nicht sein konnte. In dieser Zeit wurde auch in Österreich die neue Heimat aufgebaut, entsprechend der geistigen, seelischen und wirtschaftlichen Verfassung dieses Landes. Mühsam ist es den Vertretern der bodenständigen Bevölkerung gelungen, zu verhüten, dass der Materialismus und der gottlose Marxismus die Alleinherrschaft in unserer Heimat angetreten haben, aber nicht konnte damit verhindert werden, dass diese Geistesrichtung doch durch mehr als ein Jahrzehnt die Entwicklung, die wirtschaftliche und seelische Entwicklung unserer Heimat, faktisch bestimmt hat. Das Volk hat in seinem guten Empfinden sehr bald gespürt: So geht es doch wohl nicht weiter in einem Lande, das so arm geworden ist, dass schließlich nur der Sieger bleibt, der am ärgsten schreit, nur der größte Demagoge die Entwicklung des Landes bestimmen kann. Wir brauchen nur daran zu denken, dass selbst der größte Staatsmann und idealste Mensch im Österreich der Nachkriegszeit, ein Dr. Ignaz Seipel, unerhörten Verleumdungen und Anfeindungen ausgesetzt war.
Ich will heute all das, was insbesondere in unserem Parlament und in der sogenannten Demokratie gesündigt worden ist, nicht im einzelnen anführen. Diejenigen, die die Entwicklung, wie sie jetzt gekommen ist, bedauern, mögen nur selbst im eigenen Schuldkonto nachschauen und ihre Sünden richtig einbekennen, dann werden sie die Entwicklung unserer Zeit schon richtig verstehen. So war es fast natürlich, wenn auch überraschend, was sich am 4. März dieses Jahres in unserem Parlament abgespielt hat: Das Parlament hat sich selbst ausgeschaltet, ist an seiner eigenen Demagogie und Formalistik zugrunde gegangen. Dieses Parlament, eine solche Volksvertretung, eine solche Führung unseres Volkes, wird und darf nie wiederkommen.
Im Kampf gegen den Marxismus, der rascher, als jemand zu hoffen wagte, zurückgedrängt werden konnte, ist uns unter der Fahne des Nationalsozialismus eine Bewegung in den Rücken gefallen, und so war die Regierung gezwungen, in einem Zweifrontenkrieg die Führung des Staates fest in die Hand zu nehmen und aus eigenem Gewissen und eigener Verantwortung die nötigen Vorsorgen zu treffen. Ich glaube, dass die große Masse des braven österreichischen Volkes doch das Empfinden hat, dass in diesen wenigen Monaten, in denen der Regierung fast keine Stunde ruhiger Arbeit gegönnt war, doch auf vielen Gebieten mehr geschehen ist, als früher in Jahren geschaffen werden konnte.
Ich brauche nur andeutungsweise einige Worte zu sagen. Es ist keine Kleinigkeit, in einem kleinen Staate inmitten so ungeheurer Schwierigkeiten sagen zu können: Trotz dieser Kampfeszeit haben wir in Österreich unsere Währung vollständig gesichert, der Volksbetrug einer Inflation darf in unserer Heimat nie mehr wiederkehren. Es ist unser Bestreben, wahrscheinlich im Zusammenhange mit der inneren Anleihe, wenigstens so gut wir können, auch ein bisschen Unrecht gutzumachen, das an den Menschen begangen wurde, die seinerzeit im Vertrauen zum Staate ihr Ersparnis hingegeben haben. Wir haben in Österreich einen geordneten Staatshaushalt; ja, es ist wahr, wir müssen uns einschränken, wir müssen eben sparsam wirtschaften, aber zur Beruhigung unserer Bevölkerung kann ich sagen: Unser Staatshaushalt ist kleiner geworden, aber wir haben unser Haus in Ordnung. Wir haben auf dem Gebiete der Handelspolitik, wo wir nur schrittweise vorwärts kommen können, immer wieder die Verträge erneuert und ergänzt und sind auch hier vom Wege liberaler Wirtschaftspolitik abgekommen, sind zu den Methoden des Präferenzsystems gekommen, das im liberalen Zeitalter unerhört schien.
Eine große Bedeutung kommt bei uns dem Fremdenverkehr, insbesondere in den Gebirgsländern, zu. Österreich ist heute zu einem internationalen Verkehrslande geworden, wie es niemals vorher gewesen ist! Wir haben auch auf dem Gebiet des kulturellen Lebens Übelstände beseitigen müssen und Vorsorge getroffen, dass in der Schule wieder Religion gelehrt wird. Den jungen Menschen zum Materialisten und Egoisten zu erziehen und jeden Hinweis auf die höhere Macht, der er verantwortlich ist, zu unterdrücken, dem jungen Menschen das Gebot "Liebe deinen Nächsten" und "Ehre Vater und Mutter" vorzuenthalten und jedes religiöse Fundament zu nehmen, das ist die größte Untat und das größte Verbrechen, das man an der Jugend begehen kann.
Daneben waren wir reichlich beschäftigt, Ruhe, Friede und Ordnung im Lande aufrecht zu erhalten. Wir wollen keine Gewaltpolitik betreiben, aber wir sind verpflichtet, das ruhig arbeitende brave Volk vor allen Gewalttätigkeiten und Verhetzungen zu schützen. Wir werden auch auf dem Gebiete der Sicherheit konsequent weiterbauen und in der Abwehr gegen Übergriffe so weit gehen, als man uns zwingt.
Darauf aber können Sie sich verlassen: Dass wir uns von gewissen Bewegungen nicht überrumpeln lassen werden und dass wir allen Situationen gewachsen sind. Wir richten nochmals den Appell an alle Österreicher, Einsicht zu bewahren und nicht falschen Hoffnungen nachzulaufen, sondern treu zum Staate zu stehen und Umkehr zu halten, solange es noch Zeit ist. Unsere Politik richtet sich nicht gegen Menschen, mögen sie auch irregegangen sein. Aber wir sind entschlossen, dafür zu sorgen, dass Ruhe, Ordnung und Friede jedermann in diesem Lande gewährleistet ist.
Ich wiederhole: Die Zeit des kapitalistischen Systems, die Zeit kapitalistisch-liberalistischer Wirtschaftsordnung ist vorüber, die Zeit marxistischer, materialistischer Volksverführung ist gewesen! Die Zeit der Parteienherrschaft ist vorbei! Wir lehnen Gleichschalterei und Terror ab, wir wollen den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich auf ständischer Grundlage, unter starker, autoritärer Führung! Autorität heißt nicht Willkür, Autorität heißt geordnete Macht, heißt Führung durch verantwortungsbewusste, selbstlose, opferbereite Männer. So, wie wir vor Jahren im Kriege ohne falsches Heldengefühl bereit waren, unser Letztes zu geben, so wollen wir, besonders wir, die wir der Kriegsgeneration angehören, selbstlos in der Führung des österreichischen Staates nichts als unsere Pflicht erfüllen.
Ständischer Neubau ist die Aufgabe, die uns in diesen Herbstmonaten gestellt ist. Der Berufsstand ist die Ablehnung klassenmäßiger Zusammenfassung des Volkes. Berufsauffassung besagt die gemeinsame Arbeit, die die Menschen einigt. Wir wollen dafür in den Organen des öffentlichen Lebens die Voraussetzungen schaffen. Der Mensch will im Betriebe nicht nur eine Nummer sein, sondern will auch als Mensch gewertet und behandelt werden. Ständische Auffassung berechtigt und verpflichtet den Herrn ebenso wie den Knecht. Wir werden daher wieder zurückgreifen müssen auf ältere Formen, aber nicht nur formalistisch, sondern es muss uns zum Bewusstsein kommen, dass die Arbeit die Menschen einigt. Im Bauernhause, wo der Bauer mit seinen Knechten nach gemeinsamer Arbeit abends am gleichen Tisch, aus der gleichen Schüssel seine Suppe isst, da ist berufsständische Zusammengehörigkeit, berufsständische Auffassung. Und verschönert wird das Verhältnis noch, wenn sie beide noch nach Feierabend zum Rosenkranz sich niederknien. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl muss in uns wieder wach werden. Nur so werden wir den Marxismus, die falsche Lehre vom notwendigen Kampf der Arbeitnehmer und Arbeitgeber, wirklich in unserem Volke überwinden. Die äußeren Organisationsformen der berufsständischen Vertretung neuzugestalten ist die Aufgabe dieser Regierung.
Aber auch auf sozialem Gebiete muss die berufsständische Auffassung und gesellschaftliche Eingliederung des Menschen betont werden. Auch hier stehen uns unmittelbar konkrete Aufgaben gegenüber. Es ist auf die Dauer nicht haltbar, dass die Kosten der notwendigen sozialen Fürsorge nur die tragen, die Arbeiter beschäftigen. Die heutige Form der Aufbringung der Mittel für soziale Zwecke der Arbeiter und Angestellten belasten nur den, der Arbeiter und Angestellte hat, und wer die Arbeiter aus dem Betriebe hinausgeworfen und durch Maschinen ersetzt hat, bekommt eine zehn- bis fünfzehnprozentige Investitionsbegünstigung dafür, dass er statt Menschen Maschinen eingestellt hat. Damit kommen wir dem Problem der sozialen Notwendigkeit auf die Dauer nicht nach, dass wir Löhne kürzen und streichen; das Schwergewicht muss darauf gelegt werden, die Aufbringung der Mittel auf eine gleiche Basis zu legen, und die Einstellung neuer Arbeiter darf nicht Anlass zu neuen Lasten und Belastungen sein. Hier haben wir ganz konkrete Wege vor Augen, und ich hoffe, wenn die sozialen Lasten auf eine andere, gerechtere Weise hereingebracht werden und die Einstellung von Arbeitern nicht mehr schon am nächsten Tage mit Beitragsvorschreibungen bestraft wird, dann wird ein Appell an die kleinen und großen Betriebe: Denk daran, dass Hunderttausende Menschen um Arbeit bitten und beten, nehmt Arbeiter in eure Betriebe, dann wird dieser Appell wirklich gehört werden. Ich bin überzeugt, dass durch diese Maßnahme allein wir ein Drittel unserer Arbeitslosen wieder in reelle Arbeit werden bringen können. Es sind arme Menschen, denen der Staat in erster Linie zu helfen die Pflicht hat, die trotz ernstlichen Wollens nicht die Möglichkeit finden, für ihre Familie Brot zu verdienen. Sie können gewiss sein, dass wir uns dieser Sorge unermüdlich widmen, und ich hoffe, dass der angedeutete Weg der richtige ist. Wir kämpfen gegen den Marxismus, wir kämpfen auch gegen den braunen Sozialismus, aber wir werden niemals die Lebens- und Grundrechte der Arbeiter antasten, im Gegenteil, ein gerechter christlicher Staat muss gerade den Ansprüchen der arbeitenden Menschen in erster Linie gerecht werden. Das wollen wir.
Wir wollen den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich. Wir sind so deutsch, so selbstverständlich deutsch, dass es uns überflüssig vorkommt, dies eigens zu betonen. Dass wir diesem deutschen Volke ehrlich und treu dienen wollen, das erklären wir hier. Wir wollen die guten Charaktereigenschaften des deutschen Volkes pflegen und hüten, wir wollen die dem Deutschtum eigene Mannigfaltigkeit zur Einheit führen und wollen die Tugenden der Ehrlichkeit und der deutschen Treue in unserer Heimat pflegen. Wir wollen uns auch davon nicht abbringen lassen, wenn man uns auch unser wirklich ehrliches Deutschtum abzusprechen versucht. Wir glauben, dass wir ehrliche deutsche Kultur in diesem christlichen Teile Mitteleuropas zu erhalten und zu hüten und in österreichischer Form die christlich-deutsche Kultur in diesem Lande zu gestalten haben. Wir lassen das Urteil, wer schließlich dem Deutschtum besser gedient haben wird - dass wir es ehrlich meinen, kann ich aus tiefster Seele hier vor der ganzen Versammlung beschwören - dem Urteil der kommenden Generationen, da wir nicht hochmütig genug sind, ein Urteil hierüber vorwegzunehmen.
Ich habe bei allen Gelegenheiten, wo ich im Auslande über unsere Heimat zu reden und für sie zu werben hatte, niemals unterlassen zu sagen, dass wir Österreicher sind und dass wir ein deutsches Land sind. Diese Tatsache hat niemanden abgestoßen und war niemandem ein Anstoß. Wir haben uns in aller Welt Freunde erworben, und ich erkläre, manche verstehen nicht, warum wir in dem Kampfe, der in sehr übler Weise von einer Partei über unsere Grenzen hereingetragen wird, nicht schärfer vorgehen. Ich kann nur eines sagen: Wir sind uns immer dessen bewusst, dass wir Deutsche sind. Wenn uns auch der große Bruder heute absichtlich oder unabsichtlich nicht versteht und gewisse Missverständnisse bestehen, so erkläre ich: Wir haben uns immer nur gewehrt und niemals angegriffen. Wir haben auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit immer betont, ich würde es aber bedauern, wenn dieser gute Wille als ein Winseln von Menschen, die sich nicht mehr zu helfen wissen, aufgefasst würde.
Unser deutsches Gefühl hat uns davon abgehalten, Wege zu beschreiten, zum Schutze unserer Ehre und Unabhängigkeit, die wir gegenüber jedermann sonst beschritten hätten. Ich habe in meiner Regierungserklärung vor fünfviertel Jahren festgestellt, dass wir mit Deutschland in bester Freundschaft leben wollen. Wir wünschen weiter nichts, als dass wir unser eigenes Haus in Ruhe und Frieden bestellen können. Die Auseinandersetzung mit den einzelnen Gruppen unseres Volkes ist eine innerpolitische Angelegenheit, die man uns ruhig überlassen soll. Ich will heute in dieser Frage nicht bitter werden. Aber was hier zwischen Brüdern sich abspielt, geht weit über das Maß dessen hinaus, was unter Fremden kaum möglich wäre. Obwohl wir ein kleines und armes Land sind, haben wir doch ein Recht auf Ehre.
Liebe Freunde, heute haben wir den ersten großen Generalappell an die Vaterländische Front gerichtet. In Hunderten von Versammlungen ist das Wort, das ich zuerst in Innsbruck ausgesprochen habe: "Österreich erwache!" aufgegriffen und zur Fahne geworden! Und in hunderten Versammlungen ist über die Parteigrenze hinaus der Gedanke des Gemeinsamen, der Gedanke unseres Vaterlandes, das, was die Menschen einigt, laut geworden. So ist die Vaterländische Front heute eine Bewegung und nicht eine Addition von zwei oder drei Parteien, sondern eine innen unabhängige große vaterländische Bewegung, die alle, die sich zu Österreich als ihrem deutschen Vaterlande bekennen, in sich schließen will, eine Bewegung, die jeden, der das Abzeichen der Vaterländischen Front trägt, dazu verpflichtet, das Einigende zu betonen, das Trennende beiseite zu schieben und keiner Bewegung anzugehören, die den Klassenkampf oder Kulturkampf zum Ziele hat. Das sind die Grenzen, die wir uns stecken, und so soll der Gedanke der Gemeinsamkeit von heute hinausgehen und mit organisatorischer Gewalt über ganz Österreich dahingehen. Tragen wir alle das gemeinsame Bekenntnisabzeichen, weil heute zu leicht die breite Menge oder der Fremde, der zu uns kommt, an Äußerlichkeiten haftet und, wenn die friedliche Bevölkerung sich wenig sehen lässt, einen falschen Eindruck bekommt. Wir wollen uns gemeinsam zur österreichischen Vaterländischen Front bekennen. Die Zugehörigkeit zur Vaterländischen Front ist ein Bekenntnis des Willens zur Mitwirkung am Aufbau unserer Heimat auf christlicher und ständischer Grundlage, ist ein Willensbekenntnis zur Überwindung des Parteienstaates. Wir haben nicht die Absicht, auch in der neuen Verfassung Möglichkeiten für Demagogie und parteipolitische Hegemonie frei zu lassen. Wir wollen alle Menschen, die es mit Österreich ehrlich meinen, für uns gewinnen und wollen nicht wieder in Erscheinungen vergangener Zeiten zurückfallen, dazu führen wir nicht den schweren Kampf. Es geht um eine neue Zeit, eine neue Zeit unserer braven, schönen, österreichischen Heimat und der Kampf geht nicht gegen Menschen, geht nicht gegen arbeitende Menschen, auch wenn sie bisher vielleicht Irrwege gegangen sind. Unser Kampf geht gegen falsche Ideen und gegen falsche Formen. Als bewusste gute Deutsche lehnen wir auch übertriebenen falschen Nationalismus ab.
Und so wollen wir an diesem festlichen Abend, der sich in Wien in den Tagen des großen Bekenntnisses abspielt und im Zeichen historischen Geschehens steht, wieder das Gelöbnis ablegen, alles einzusetzen - und wir als Führer wollen selbstlos mit gutem Beispiel vorangehen - alles einzusetzen, damit die Liebe zu unserer Heimat wieder lebendig wird, damit dieses Österreich unsere und unserer Kinder Heimat bleibe. Unbekümmert um Verdächtigungen und Verhetzung von innen und außen sage ich heute: Wenn ich nicht von dem tiefen Glauben durchdrungen wäre, dass der Weg, den wir gehen, uns von oben als Pflicht vorgeschrieben ist, wenn ich nicht von diesem Gedanken durchdrungen wäre, dass das neu erwachte Gefühl der Heimatliebe wieder so stark ist, dass wir allen Widersachern widerstehen können, so würde ich nicht die seelische Kraft fühlen, so zu Ihnen zu sprechen und diesen Weg Ihnen voranzugehen. Ich bin überzeugt, dass es der Wille einer höheren Macht ist, dass wir unser Heimatland Österreich mit seiner ruhmreichen Geschichte, wenn auch heute in kleinerer Form, erhalten, ich bin überzeugt, dass dieses Österreich in der Gestaltung des öffentliche Lebens beispielgebend sein wird auch für andere Völker, dass wir in diesen Österreich auch dem gesamten Deutschtum gegenüber einen großen, wertvollen Dienst zu erweisen und zu erfüllen haben.
Und so stehe ich vor euch mit der Bitte: Bleibt euch des Ernstes unserer Zeit bewusst, seid euch dessen bewusst, dass wir die Aufgabe haben, die Fehler der letzten 150 Jahre unserer Geistesgeschichte gutzumachen und auf neuen Wegen unserer Heimat ein neues Haus zu bauen, und dass jeder einzelne die Pflicht hat, an diesem Neubau mitzuarbeiten. Wir alle gehen auch heute wieder mit dem Glauben von hier weg, einen höheren Auftrag zu erfüllen. Wie die Kreuzfahrer von dem gleichen Glauben durchdrungen waren, so wie hier vor Wien ein Marco d'Aviano gepredigt hat "Gott will es" - so sehen auch wir mit starkem Vertrauen in die Zukunft, in der Überzeugung: Gott will es!
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