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Die Internationale der faschistischen Symbole#

von Peter Diem

Buchtext S. 255ff.

--> Beachte: Der Autor distanziert sich ausdrücklich von jeglicher Absicht, das Gedankengut autoritärer, faschistischer, nationalsozialistischer und anderer antidemokratischer oder unmenschlicher Systeme zu verherrlichen oder zu propagieren. Die Aufnahme der folgenden Texte, Abbildungen und Tonbeispiele in das Austria-Forum dient einzig und allein wissenschaftlichen und aufklärerischen Zielen und einem vertieften Verständnis der österreichischen Zeitgeschichte. Insbesondere gilt dies auch für über das Internet verfügbare Filme, die historische Personen, Fakten oder Perioden wie etwa jene des Faschismus oft verklärt oder gar in reaktionärer Absicht darstellen.

Dollfuß und Innitzer
Dollfuß und Innitzer - Foto: ONB
Zunächst ist die Frage zu beantworten, warum unter der Überschrift "Die Symbole Österreichs" ein Beitrag über den Faschismus aufscheint. Die Antwort ist einfach: Der Untergang der Ersten Republik hing nicht zuletzt mit dem fatalen Versuch des autoritären Ständestaates zusammen, "den Teufel mit Beelzebub auszutreiben" - sprich, durch Nachahmung von Symbolen des italienischen Faschismus und des reichsdeutschen Nationalsozialismus darzutun, dass die Österreicher ebenfalls Deutsche seien (noch dazu bessere, weil "christliche") und ebenso "straff organisiert". In einer Einheitspartei (der "Vaterländische Front") mit eigener Symbolik und eigenem Gruß (zwei Schwurfinger und der Ruf "Österreich!") zusammengeschlossen, gestärkt durch uniformierte Wehrformationen (Heimatschutz, Ostmärkische Sturmscharen etc.) und eine Imitation des Horst Wessel-Liedes ("Dollfuß-Lied") auf den Lippen, wollte man den ideologischen Kampf gegen die Anschlussbewegung im Land und den äußeren Feind gewinnen. Das ging nicht zuletzt deshalb schief, weil der dem Nationalsozialismus zugeneigte Bevölkerungsteil sehr aggressiv agierte und durch das Verbot der Sozialdemokratie die Unterstützung des Regimes durch die Arbeiterschaft fehlte. So war der sogenannte "Austrofaschismus" in Wirklichkeit nur ein schwacher Aufguss jener Ideologie, die sich in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts über ganz Europa verbreitete, eine typisch österreichische Zwischenlösung, ein "Faschisterl".

Der Rahmen dieses Beitrags erlaubt es nicht, mehr als nur eine kursorische Übersicht über Entwicklung und Symbolik des Faschismus zu geben. Wir setzen voraus, dass der Leser um die ideologischen Kennzeichen des Faschismus, wie etwa Führerkult und blinden Gehorsam, Verherrlichung des Krieges und Expansionsdrang, Pseudosozialismus und Antibolschewismus, Antiparlamentarismus und Antisemitismus Bescheid weiß. Hier soll vor allem auf die einander sehr ähnliche Farb- und Zeichensymbolik der faschistischen Bewegungen eingegangen werden, die sich von Italien nach Deutschland ausbreitete und bis 1941 in fast alle europäische Staaten vordrang. Sie strahlte damit auch auf die Symbolik der beiden autoritären Bewegungen im Österreich der Zwischenkriegszeit aus, auf die Nationalsozialisten und die mit ihnen teilweise sympathisierenden, sie in manchem zu imitieren versuchenden, dann aber auf das heftigste bekämpfenden „Vaterländischen".

Nach Ernst Nolte, Der Faschismus in seiner Epoche, München, 1963) können ja alle Bewegungen faschistisch genannt werden, die ihre Sympathie für Mussolini und Hitler nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch bekunden: Ein diffuses Wohlwollen ist höchstens philofaschistisch, eine noch so prononcierte Doktrin ist allenfalls faschistoid: aber der Wille zum farbigen Hemd, bildlich gesprochen, das heißt zum militanten Kampfverband ist ein unverwechselbares Merkmal des Faschismus.

--> siehe auch Ernst Nolte, Faschismus von Mussolini zu Hitler. München 1968, 157

Italien: Schwarzhemd und Rutenbündel - Eine Mode für ganz Europa
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Die Bezeichnung „Faschismus" leitet sich nicht direkt von den altrömischen „fasces", den Rutenbündeln der Liktoren, ab, sondern von den bereits Ende des 19. Jahrhunderts bestehenden „fasci dei lavoratori", einer auf spontanen Zusammenschlüssen beruhenden Bewegung der Landarbeiter. Mit dem Emblem der Fasces direkt verbunden wurden erst die „fasci di combattimento" (Kampfbünde), deren erster am 23. 3. 1919 in Mailand gegründet wurde. Diese faschistischen Rollkommandos zogen in den zwanziger Jahren durch Italien, wodurch ihre Symbolik im ganzen Land bekannt wurde.

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Bild 'fasces_107h'
Die Liktorenbündel, von einer Verschnürung zusammengehaltene Stäbe oder Ruten, die sich um ein Beil gruppierten, waren im römischen Altertum Zeichen der richterlichen Gewalt und wurden deshalb den hohen Beamten des Reiches vorangetragen. Dabei symbolisierte die Rute die Strafe des Auspeitschens und das Beil die Enthauptung. In der Neuzeit war das Liktorenbündel vorerst ein republikanisches Freiheitssymbol. Es findet sich noch heute in der 1803 angenommenen grünen Wappenflagge des Schweizer Kantons St. Gallen und im Hoheitszeichen der französischen Republik (Frankreich führt seit 1870 kein Wappen im eigentlichen Sinn).

Mussolini in Mailand, Aus: Wikicommons unter CC
Mussolini in Mailand
Aus: Wikicommons unter CC
Wahrscheinlich unter dem Einfluss von Gabriele d'Annunzio (siehe den Artikel "Fiume oder der Tod") wählte der ehemals sozialistische Ideologe und Redakteur Benito Mussolini die Fasces als Parteisymbol. Sie unterschieden sich von den republikanischen Liktorenbündeln dadurch, dass das Beil nicht aus der Mitte herausragte, sondern an der Außenseite befestigt war. Die Fasces Mussolinis wurden noch durch ein Band mit der Aufschrift „Einigkeit macht stark" versehen - eine Devise, die an die nationalen Gefühle der Italiener appellieren sollte. In seiner Schrift „Philosophie des Faschismus in ihren Grundgedanken", Kapitel 13, bezeichnete der „Duce" (diese Bezeichnung ist ein Rückgriff auf das Ursymbol des römischen Diktators) das Liktorenbündel ausdrücklich als ein „Symbol der Einheit, der Kraft und der Gerechtigkeit".
Mit Gesetz vom 12. 12. 1926 wurden die Fasces offizielles Staatssymbol Italiens. Die Liktorenbündel wurden später auch außerhalb Italiens bekannt. 1936 eroberten sie Äthiopien, 1939 mussten sie in das Wappen und die Flagge des besetzten Albanien aufgenommen werden. Sie tauchten auch in nicht von Italien besetzten Gebieten auf, so in Spanien und Griechenland (Abzeichen der Jugendorganisation „Falanga" unter Metaxas, 1936-1941), ja sogar in Großbritannien, wo sich die Gruppen um Oswald Mosley ihrer bedienten. Rede Mussolinis in Taranto über YouTube abspielen

"Römischer Gruß" und "Giovinezza"#

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Das Schwarzhemd der italienischen Faschisten, das zum Vorbild der Uniformierung vieler faschistischer und nationalistischer Bewegungen in ganz Europa werden sollte, leitete sich von der Adjustierung der sogenannten „Arditi" ab. Diese„Verwegenen" oder „Draufgänger" waren eine Eliteeinheit im Ersten Weltkrieg, die zur offen getragenen Uniformjacke ein schwarzes Hemd und einen schwarzen Fez trugen (die Ableitung des Schwarzhemdes von der italienischen Bauernkleidung dürfte eine nachträgliche Romantisierung sein). Auf die „Arditi" und auf die Ideenwelt des Dichters Gabriele d'Annunzio gehen auch die anderen Symbole des italienischen Faschismus zurück: schwarze Wimpel und Standarten, häufig mit dem Totenkopf, sowie der „römische Gruß"("saluto romano"). Im Gegensatz zu dem mit gestrecktem Arm geleisteten „deutschen Gruß" wurde der Faschistengruß mit abgewinkeltem rechtem Arm, die Handfläche nach außen, geleistet, wohl in Anlehnung an die von antiken Denkmälern her bekannte Gebärde des Kaisers Augustus, den rechten Arm (zur Sonne?) auszustrecken. Anfänglich bestand der „römische Gruß" im Emporrecken eines Dolches mit dem rechten Arm, wozu die Wechselrede „A chi l'onore?" - „A noi!" gehörte. Später wurde daraus der Sprechchor "A qui Italia?" - „A noi!", ergänzt um den schon in d'Annunzios Fliegertruppe verbreiteten „griechischen Siegesruf" „Eia, eia, alala" bzw. die Bemerkung „Me ne frego" („Ich pfeife darauf). Schließlich kam noch ein 1909 in Turin entstandenes und danach etwas modifiziertes Studentenlied, die „Giovinezza", als faschistisches Kampflied hinzu.

Dieses Lied erinnert sentimental an das Schwinden der Jugend. Wir zitieren hier den vollen Text, weil das Lied von  Rudolf Henz und Adolf Dostal ausdrücklich als Vorbild für ihr „Dollfußlied" herangezogen wurde.

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--> Giovinezza abspielen

Es ist interessant, dass sich die Symbolik des italienischen Faschismus wie ein Modediktat über ganz Europa verbreitete. Die Erklärung dafür liegt in der starken psychologischen Wirkung, die diese Symbolik unter den besonderen sozialen und ökonomischen Bedingungen ihrer Epoche auf das Individuum, die Gruppe und die „Masse" auszuüben imstande war. Die Schwarzhemden Mussolinis hatten - wie bald darauf die Braunhemden der Nationalsozialisten - die Funktion, kleine Rollkommandos und Schlägertrupps von den Umstehenden abzuheben, sie zahlreicher erscheinen zu lassen, den Zusammenhalt zu stärken und eine generelle Identifikation mit der „Bewegung" zu erzielen. Uniformen haben ja die Eigenschaft, dass sie einen sonst vielleicht völlig unbedeutenden (z. B. arbeitslosen) Jugendlichen, einen aus der Armee entlassenen Bauernburschen, vor allem auch den typischen „Kleinbürger" größer und stärker erscheinen lassen, als er dies allein und in Zivil wäre. Durch die Uniform wird der einzelne aus der Masse der „einfachen Bürger" herausgehoben, wird Gleicher unter Gleichen, Teil einer Männergemeinschaft, einer Sippe, ja Mitglied einer „heroischen" Elite.

--> K. H. Brackmann/R. Birkenhauer, NS-Deutsch. Straelen 1988, 70
--> Weißmann, Karlheinz: Schwarze Fahnen, Runenzeichen. Düsseldorf 1991, 149

„Duce" und „Führer" trugen in der Regel bewusst schlichte Uniformen, wodurch dem einzelnen der Gehorsam gegenüber dem „princeps inter pares" erleichtert wurde. Daneben sollte man nicht übersehen, dass das Tragen einer Uniform - selbst nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges (den ja auch Italien nicht wirklich gewonnen hatte) - auch noch dazu beitrug, dass einem die Mädchen nachblickten. Die jungen Faschisten in ihren todesfarbigen „camicia nera" wurden zum Schrecken vor allem ihrer Hauptgegner, der Kommunisten. Vielleicht liegt hier der farbpsychologische Schlüssel: dem politisch äußerst aggressiven Rot, der Farbe des blutvollen Lebens, kann man nur mehr die „ultima ratio" der Farbskala, nämlich Schwarz, die Todesfarbe, gegenüberstellen.
In der Mandschurei gab es in den Dreißigerjahren eine russische faschistische Partei, deren Mitglieder ebenfalls das Schwarzhemd trugen.

Deutschland: Braunhemd, Adler und Totenkopf#

Adolf Hitler hat einige Elemente der von Mussolini wiedererweckten römischen Symboltradition übernommen, so die typische Verwendung des Adlers, die Standarte, den Totenkopf und den faschistischen Gruß. Diese Symbole wurden in der Folge allerdings gern in altgermanische Überlieferungen uminterpretiert. Das am 27. 2. 1925, dem Tag der Wiedergründung der NSDAP, erstmals eingeführte Braunhemd war wohl das in der Welt am häufigsten getragene Parteikleid. Gaben die Schlägertrupps der Nazis mit ihrem Sturmlied „Wir sind des Führers braune Haufen" unbewusst eine Selbstdefinition als unkultivierte Randaliererhorden ab? A. Rabbow (dtv-Lexikon politischer Symbole, München, 1970, 46) ging dieser Frage nach und kommt zu dem überraschenden Schluss, dass die Annahme der Farbe Braun vielleicht nichts weiter als ein Zufall war: Während der Festungshaft Hitlers warf Ernst Röhm in einer Besprechung mit dem Freikorpsführer Gerhard Rossbach und mit Hermann Göring 1924 in Salzburg die Frage der Uniformierung der SA auf. Rossbach zeigte auf das von ihm getragene khakifarbene Hemd, worauf Röhm geantwortet haben soll: „Das sieht gut aus!" Das Braunhemd wurde somit eigentlich für die österreichische SA geschaffen, damit sich diese als „Vaterländischer Schutzbund" von anderen Wehrverbänden und deren grauen Jacken unterscheide. So soll es mit nachträglicher Billigung Hitlers zum Braunhemd gekommen sein, das sich überdies relativ preiswert und leicht herstellen ließ. (Weißmann, a. a. O., 164)

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Aufmarsch der SA 1932 - Foto ONB/Rübelt
Aufmarsch der SA 1932 - Foto ONB/Rübelt
Das bald massenweise getragene braune Hemd der Nazis diente zur Kennzeichnung Gleichgesinnter und vervielfachte ihre optische Wirkung bei Aufmärschen und gewaltsamen Aktionen. Es wurde zu schwarzen Hosen und mit einem "Überschwung" - so nannte man damals den Schulterriemen - getragen. So füllte die „braune Flut" mit den Hakenkreuzarmbinden immer öfter die deutschen und österreichischen Straßen und Plätze, was besonders in kleinen Gemeinden seine Wirkung nicht verfehlte. Die Weimarer Republik konnte sich erst relativ spät (1930/31) zu einem Uniformverbot durchringen. Die SA reagierte darauf mit weißen Hemden („Verbotshemd") oder mit Aufmärschen ohne Hemd, was sich in seiner Art ebenfalls als wirksam herausstellte. (Ähnlich war die Situation in Österreich: als die Naziuniform verboten wurde, machten sich die „Illegalen" durch weiße Stutzen und Bundhosen kenntlich, manchmal trugen sie dazu auch ein Hakenkreuz am Hut.)Mit der Machtergreifung 1933 war der Weg frei, das Braun auch zur Uniformfarbe der Beamtenschaft zu machen. Im Bild: der Stellvertreter des "Führers" Rudolf Heß, in Nürnberg zu lebenslangem Kerker verurteilt.

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Schwarz, die eigentliche Farbe des Faschismus, wurde von den Nationalsozialisten gewissermaßen als „Farbe der Elite" übernommen. Es kam in den mit einer weißen Sig-Rune versehenen Wimpeln und Fahnen des Deutschen Jungvolks (Organisation der 10-14jährigen) und in den Uniformen von HJ-Führern (14-18jährige) vor.

Die nachhaltigste und grauenvollste Wirkung zeitigte das faschistische Schwarz jedoch bei der Elitetruppe der NSDAP, der SS (Schutz-Staffel). Die SS trug eine schwarze Uniform, dazu schwarze Lederriemen und schwarze Stiefel. Die Uniform, die Millionen von KZ-Opfern wie ein Alptraum begleitete und die in ihrer raffinierten psychologischen Wirkung auf ihren Träger und dessen Opfer ein singuläres Phänomen verbrecherischer Symbolik darstellt, war mit dem SS-Zeichen, zwei silbernen Sig-Runen, geschmückt. Die geschwungene Tellerkappe war mit dem Parteiadler und einem silbernen Totenkopf versehen.

Bild 'ss_kappe'
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Bild 'ss_tuch'
Symbole und Zeichen sollten die SS zusammenschweißen. Diese exklusive und Gemeinschaft stiftende Bedeutung zeigt sich etwa am Beispiel des Totenkopfringes, der in der Wewelsburg als Aufbewahrungsort gezeigt wird. Dieser Ring wurde von dem aus Wien stammenden SS-Okkultisten Karl Maria Wiligut (1866-1946) entworfen und diente als hohes Ehrenzeichen der SS. Der Ring sollte als Zeichen der Treue gegenüber dem „Führer“ Adolf Hitler sowie den Vorgesetzten und Kameraden in der eigenen Organisation SS getragen werden. Er „ist die Mahnung, jederzeit bereit zu sein, das Leben unseres Ichs einzusetzen für das Leben der Gemeinschaft“, heißt es im Text der Urkunde zur Verleihung des Rings, die ebenfalls zu sehen ist.

Himmler wollte die Totenkopfringe gefallener und verstorbener SS-Führer zum Gegenstand des verehrenden Gedenkens in der Wewelsburg machen. Die Erinnerung an ihre Vorgänger sollte SS-Gruppenführer der Zukunft ermahnen, mit der gleichen menschenverachtenden Radikalität gegen die Gegner des Nationalsozialismus vorzugehen, wie es die SS zu Lebzeiten Hitlers und Himmlers tat. Ungefähr 16.000 Totenkopfringe wurden bis 1945 an SS-Offiziere verliehen. Der Schriftzug auf der Innenseite mit dem Datum der Verleihung drückte das persönliche Treueverhältnis aus, das zwischen dem Reichsführer -SS und dem Träger des Rings bestehen sollte. Nach der Einnahme Wewelsburgs Ostern 1945 sollen amerikanische Soldaten zahllose SS-Totenkopfringe in der ausgebrannten Burg an sich genommen haben.

--> Quelle: Gedenkstätte Wewelsburg

Der „Deutsche Gruß", der flach nach rechts oben ausgestreckte rechte Arm und die Formel „Heil Hitler" (bei persönlicher Begegnung: „Heil mein Führer") wurde in Weiterführung des „römischen Grußes" wahrscheinlich beim Parteitag 1926 bei der SA eingeführt. Für die im militärischen Zeremoniell nicht geübte SA eignete sich der ausgestreckte Arm besser als das Salutieren mit an die Mütze gelegter Hand. Bald stellte sich auch die suggestive Massenwirksamkeit dieser meist mit Sprechchören verbundenen Gebärde heraus, wenn man sich im Norden Deutschlands auch noch lange gegen die Formel „Heil Hitler" wehrte. Der „Heil"-Ruf war schon bei der DAP und bei anderen völkischen Gruppen als „Deutscher Gruß" verbreitet gewesen, der „Hitler-Gruß" wurde daher auch oft als altgermanische Grußform interpretiert. (Weißmann, a. a. O., 165 f.)

Zehn Jahre später, bei den Olympischen Winter- und Sommerspielen des Jahres 1936, hatte sich der „Deutsche Gruß" bereits voll durchgesetzt. Als die britische in Garmisch und die französische Mannschaft in Berlin den Arm zum „olympischen Gruß" erhoben, wurde das von den Zuschauern mit frenetischem Jubel begrüßt. Für die österreichischen Sportler war der Hitler-Gruß wohl nichts Besonderes mehr, kam er doch in der Zeit vor dem "Anschluss" immer wieder in der Öffentlichkeit vor.

Österreich: Austrofaschismus, autoritärer Ständestaat oder Kanzlerdiktatur?

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Kruckenkreuzflagge
Kruckenkreuzflagge
Staatswappen
Staatswappen
Fahne für Amtswalter
Fahne für Amtswalter

Deutschnationales Wahlplakat
Wahlplakat 1919
Foto: ONB
Wahlaufruf 1938
Wahlaufruf für den 13.3.1938
Foto: ONB
Schon seit Karl Renner hatte die junge Republik versucht, sich der Hilfe und des Schutzes Italiens zu versichern. Dies gelang auch bis zu jenem Punkt, an dem Mussolini das Zusammenwirken mit Hitler wichtiger wurde als das Zusammengehen mit Österreich. Aus dem faschistischen Italien bezog Österreich nicht nur Waffen für seine Privatarmeen, sondern - genauso wie Hitlerdeutschland - auch Elemente der faschistischen Ideologie und Symbolik.

Ursprünglich vom Gedanken des Anschlusses an Deutschland beseelt, besann sich die Erste Republik nach der Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß am 25. Juli 1934 zwar immer mehr auf ihre Eigenständigkeit, suchte diese aber durch den Einsatz einer Symbolik zu bewahren, die jener des Nationalsozialismus analog war. Selbst die für den 13.3.1938 geplante Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs waren auf ein "deutsches" Österreich ausgerichtet: Die Frage sollte lauten, ob das Volk ein „freies und deutsches, unabhängiges und soziales, ein christliches und einiges Österreich“ wolle oder nicht. Kurt Schuschnigg hatte mit diesem Vorhaben sein Kabinett nicht befasst, wie es die Verfassung vorgesehen hätte. Die Stimmauszählung sollte allein von der Vaterländischen Front vorgenommen werden. Die Angehörigen des Öffentlichen Dienstes sollten am Tage vor der Wahl in ihren Abteilungen geschlossen unter Aufsicht zur Wahl gehen und ihre ausgefüllten Wahlzettel ihren Vorgesetzten offen übergeben. Außerdem sollten in den Wahllokalen nur Stimmzettel mit dem Aufdruck „JA“ ausgegeben werden, was ein „Ja“ zur Unabhängigkeit bedeutet hätte. Der Plan veranlasste Hitler, sofort Vorbereitungen für eine Okkupation Österreichs zu treffen. Aufgrund eines deutschen Ultimatums sagte Schuschnigg jedoch am 11.3.1938 die Volksabstimmung ab. Noch am 9. März 1938 hatte Kurt Schuschnigg bei seiner berühmten Rede vor Amtswaltern in Innsbruck ("Mander, 's ischt Zeit!") die seit 1920 von der NSDAP verwendete Anrede verwendet :"Darum, Volksgenossen, zeigt, dass es euch ernst ist mit dem Willen, eine neue Zeit der Eintracht im Interesse der Heimat zu beginnen; die Welt soll unseren Lebenswillen sehen."

Engelbert Dollfuß - Foto ONB
Engelbert Dollfuß - Foto ONB

Idee, Gesellschaftsaufbau und Symbolik des autoritären Ständestaats folgten faschistischen Vorbildern:#

  • Der autoritäre Ständestaat wurde nach den „Korporationen" des italienischen Faschismus konstruiert. Dabei wurde auch auf das Gedankengut der katholischen Soziallehre zurückgegriffen.
  • Abschaffung des Mehrparteiensystems und eines unabhängigen Parlaments
  • Gesellschaftsordnung nach dem Führerprinzip
  • Paramilitärische Organisationen mit (halb)militärische Uniformierung
  • Der faschistische Gruß, in der Regel mit der erhobenen Hand, manchmal auch mit gezogenem Dolch
  • Der Gruß: "Front Heil", später "(Heil) Österreich" mit den zwei Schwurfingern der erhobenen Rechten
  • Der „Korneuburger Eid", mit dem der westliche demokratische Parlamentarismus und der Parteienstaat verworfen werden.
  • Das Kruckenkreuz als Rückgriff auf ein Kreuzritter-Symbol zur Abwehr des aggressiven Hakenkreuzes und als Ausdruck einer „christlich-deutschen Ostmarkmission" Österreichs.
  • Das Dollfußlied als Kampfgesang neben der Staatshymne - ganz nach dem Muster des Horst Wessel-Liedes

  • Das „Freiwillige Sturmkorps" (FS) als Ordnertruppe Schuschniggs mit Imponiergehabe (dunkelblaue   Uniformen, Stiefel, Sturmkappen mit Kinnriemen) nach dem Vorbild von SA und SS


Führerschule
Plan einer Führerschule - Foto: ONB
Das 'Freiwillige Schutzkorps' (FS) von Kurt Schuschnigg
Das "Freiwillige Schutzkorps" (FS) von Kurt Schuschnigg
Plakat
Plakat - Foto: ONB

Der sogenannte "Austrofaschismus" (auch "Klerikofaschismus" - wegen seiner engen Bindung an die katholische Kirche) des autoritären Ständestaats (1934-1938) unterscheidet sich trotz seiner Symbolik wesentlich vom italienischen Faschismus und vom Nationalsozialismus, denn es fehlten folgende Elemente:
  • Wirksame Massenbasis
  • Nationaler Expansionsdrang
  • Rassenhass als Staatsdoktrin
  • Überwachungsstaat

Ohne eine wirksame Massenbasis, ohne einen charismatischen Führer blieb die österreichische Form des autoritären Regimes ein "Halbfaschismus" - wie so vieles in Österreich (vergleiche Grillparzers berühmtes Zitat über die "halben Wege"). Jedenfalls war der "Bundesstaat Österreich" - der Idee nach "christlich-deutscher Ständestaat" ein autoritäres Regime, also eine Diktatur. Sie wird wegen der Konzentration vieler Kompetenzen beim Bundeskanzler auch als "Kanzlerdiktatur" bezeichnet. Umgekehrt rechtfertigen die Ausschaltung des Parlaments, die Schaffung einer Einheitspartei (VF) und einer "Staatsjugend", der Einsatz paramilitärischer Verbände sowie die Internierung oder sogar Hinrichtung politisch unliebsamer Personen die Eindordnung in den europäischen Faschismus.

Kruckenkreuz - Kundgebung auf der Schmelz
Großappell auf der Schmelz am 18.10.1036 - Foto: ONB
Ostmärkische Sturmscharen
Ostmärkische Sturmscharen - Foto DÖW
Plakat Sturmscharen
Sturmscharen - Foto ONB
Abzeichen VF (Schüler?)
Abzeichen der VF (Schüler?)
Foto: P. Diem
Abzeichen des Sturmkorps im Schutzkorps der VF
Abzeichen des Sturmkorps - Foto: P. Diem
Abzeichen der Vaterländischen Front ('Gwissenswurm')
Abzeichen der Vaterländischen Front (VF)
Foto: P. Diem
'Chi-Rho' oder Chritusmonogramm
"Chi-Rho" oder Chritusmonogramm
Die im Mai 1933 von Engelbert Dollfuß ins Leben gerufene "Vaterländische Front" diente zunächst als Plattform für all diejenigen, die sich zum Regierungskurs bekannten, der nicht nur das Bekenntnis zur Selbstständigkeit Österreichs, sondern auch "zur Überwindung des Parteienstaates" einschloss. Am Ende des autoritären Transformationsprozesses 1933/ 34 fungierte sie als De-facto-Staatspartei, die auch an die Stelle der die Regierung Dollfuß unterstützenden Koalitionsparteien des Jahres 1933 getreten war. Ihre Implementierung von oben und ihre politische Monopolstellung bewirkte eine starke Zunahme ihrer Mitglieder, vor allem im öffentlichen Dienst, die schließlich Anfang des Jahres 1938 die drei-Millionen-Grenze erreichte. Diese imponierenden Zahlen korrespondierten jedoch nicht mit der politischen Wirklichkeit. Die doppelte Frontstellung gegen die Sozialdemokratie und den Nationalsozialismus verhinderte die Bildung einer notwendigen breiten Basis im Kampf gegen den immer bedrohlicher werdenden Nationalsozialismus.

Die Ostmärkischen Sturmscharen waren eine am 7. 12. 1930 in Innsbruck gegründete, aus der Katholischen Jugend, später aus Gesellen- und Lehrerorganisationen rekrutierte politische Wehrformation, die im Gegensatz zur Heimwehr stand. "Reichsführer" war Dr. Kurt Schuschnigg. 1933 wurden die Ostmärkischen Sturmscharen auf ganz Österreich ausgeweitet, hatten nach eigenen Angaben 15.000 Mitglieder, genossen aber geringes Ansehen. In Niederösterreich nahmen sie die "Niederösterreichische Heimwehr" auf und wurden vom Bauernbund gefördert, Landesführer war Bauernbunddirektor Leopold Figl. Am 11. 4. 1936 erklärten sich die Ostmärkischen Sturmscharen als Kulturorganisation, sodass sie die Auflösung aller Wehrverbände im Oktober 1936 nur mehr formal betraf.

Abzeichen höherer Ränge der VF
Abzeichen höherer Ränge der VF - Foto: P. Diem
Jung Vaterland
Jung Vaterland (Jugendorganisation der VF)
- Foto: ONB
Ständezeichen Wien
Ständezeichen Wien - Foto: P. Diem

Zunftzeichen, entworfen von Clemens Holzmeister , reproduziert von Barbara Guggenberger
Zunftzeichen, entworfen von Clemens Holzmeister,
reproduziert von Barbara Guggenberger
Jugendorganisation der VF - Bild: ONB
Jugendorganisation der VF - Bild: ONB

Flagge vor Parlament
1933 mussten die Flaggen vor dem Parlament niedergeholt werden
Foto: ONB
verhülltes Republikdenkmal
Verhülltes Republikdenkmal 1934
Foto: ONB/Hilscher
Propaganda Volksabstimmung
Propaganda zur für den 13.3.1938 geplanten Volksabstimmung
Foto: ONB

--> Zu den Abzeichen der VF vergleiche den Beitrag von Peter Hauser

--> Ansprache von Engelbert Dollfuß mit Darstellung von Symbolen des Ständestaates über YouTube abspielen

--> Text der Trabrennplatzrede vom 11. September 1933

--> Sammlung von Zitaten über Dollfuß und den autoritären Standestaat

Literatur:#

  • Spann, Othmar: Gesellschaftslehre, Leipzig 1923
  • Winter, Ernst Karl: Mythos und Staat, Wien 1934
  • Huebmer, Hans Österreich 1933-1938. Der Abwehrkampf eines Volkes. Wien 1949
  • Schuschnigg, Kurt von: Dreimal Österreich, Wien 1938
  • Brook-Sheperd, Gordon: Engelbert Dollfuss, Graz/Wien 1961
  • Brook-Shepherd, Gordon: Der Anschluss.
  • Zentner, Christian: Heim ins Reich. Der Anschluss Österreichs 1938.
  • Tomkowitz, Gerhard /Wagner, Dieter Ein Volk, ein Reich, ein Führer. München, 1968
  • Drimmel, Heinrich: Vom Kanzlermord zum Anschluss. Österreich 1934-1938.
  • Andics, Hellmut: 50 Jahre unseres Lebens. Österreichs Schicksal seit 1918, Wien 1968
  • Schuschnigg, Kurt von: Im Kampf gegen Hitler. Die Überwindung der Anschlussidee, Wien 1969
  • Starhemberg, Ernst Rüdiger: Memoiren, Wien/München 1971
  • Meysels, Lucian O.: Der Austro-Faschismus Das Ende der ersten Republik und ihr letzter Kanzler, Wien 1972
  • Emmerich, Talos/Neugebauer Wolfgang:"Austrofaschismus". Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934-1938, Wien 1984
  • Weinzierl, Ulrich: Februar 1934 - Schriftsteller erzählen. Wien 1984
  • Veiter, Theodor: Das 34er Jahr. Bürgerkrieg in Österreich. Wien 1984
  • Maimann, Helene/ Siegfried Mattl (Hrsg.): Die Kälte des Februar. Österreich 1933-1938. Wien 1984
  • Reichhold, Ludwig: Kampf um Österreich - Die Vaterländische Front und ihr Widerstand gegen den Anschluss 1933 - 1938, Wien 1984
  • Meysels, Lucian O.: Der Austrofaschismus. Das Ende der ersten Republik und ihr letzter Kanzler. Wien/ München 1992
  • Kriechbaumer, Robert: Zwischen Kruckenkreuz und Hakenkreuz : Schule im autoritären und totalitären Staat, dargestellt am Beispiel Pongauer Schulchroniken 1934 - 1945, Salzburg 1993
  • Dollfuß, Eva: Mein Vater. Hitlers erstes Opfer. Wien 1994
  • Weinzierl, Erika : Der Februar 1934 und die Folgen für Österreich, Wien 1994
  • Kriechbaumer, Robert: Ein vaterländisches Bilderbuch. Propaganda, Selbstinszenierung und Ästhetik der Vaterländischen Front 1933 - 1938, Wien 2002
  • Kindermann, Gottfried-Karl: Österreich gegen Hitler - Europas erste Abwehrfront 1933-1938 München 2003
  • Walterskirchen, Gudula: Engelbert Dollfuß. Arbeitermörder oder Heldenkanzler Wien 2004
  • Kriechbaumer, Robert (Hg.) Österreich! und Front Heil! Aus den Akten des Generalsekretariats der Vaterländischen Front. Salzburg 2005
  • Scheuch, Manfred: Der Weg zum Heldenplatz - Eine Geschichte der österreichischen Diktatur 1933-1938, Wien 2005
  • Jezussek, Roland: Der "Austrofaschismus" - ein Modell autoritärer Staatsfor, VDM 2009
  • Maaß, Sebastian: Dritter Weg und wahrer Staat: Othmar Spann - Ideengeber der Konservativen Revolution, 2010
  • Reiter-Zatloukal, Ilse / Rothländer, Christiane / Schölnberger, Pia (Hg.): Österreich 1933-1938. Interdisziplinäre Annäherungen an das Dollfuß-/Schuschnigg-Regime. 2012
  • Tálos, Emmerich: Das austrofaschistische Herrschaftssystem, Wien 2013
  • Florian Wenninger, Florian (Hrsg.) und Lucile Dreidemy, Lucile (Hrsg.) Das Dollfuß/Schuschnigg-Regime 1933-1938: Vermessung eines Forschungsfeldes, Wien 2013
  • Dreidemy, Lucile: Der Dollfuß-Mythos. Eine Biographie des Posthumen. Wien, 2014



Redaktion: P. Diem

Die Niederlande: Schwarzhemd und Wolfsangel#

Adrian Mussert, Aus: Wikicommons unter CC
Adrian Mussert
Aus: Wikicommons unter CC
Neben einer katholischen „Schwarzen Front" und zahllosen faschistischen Splittergruppen wurde in Holland nur die Nationalsozialistische Bewegung der Niederlande (N.S.B.) bedeutsam. Sie wurde am 14. 12. 1931 durch Ing. Anton Adriaan Mussert (1894-1946) und C. van Geelkerken (1901-1976) in Utrecht gegründet. Ihr Programm orientierte sich stark an den Grundsätzen der NSDAP, ohne anfangs antisemitische Züge zu tragen. Das von Mussert angenommene Schwarzhemd hatte vor allem beim „Landdag" von Utrecht am 7. 1. 1933 Furore gemacht, doch erließ die niederländische Regierung 1934 ein Uniformverbot. Als die Anhänger der N.S.B. nach 1940 unter deutscher Besetzung wieder im schwarzen Uniformhemd auftraten, stempelten sie sich damit selbst zu Kollaborateuren. Der aus Österreich abkommandierte Reichsstatthalter Arthur Seyss-Inquart (niederländischer Spitzname: "Scheiß ins Quadrat") ließ im übrigen Mussert und seine Leute immer links liegen, um die Bevölkerung nicht unnötig zu provozieren.

Ein typisches Beispiel für den Einsatz akustischer Symbole im Faschismus war der Gruß und Kampfruf der N.S.B., „Hou Zee" (seemännisch für „Halte Kurs"). Diese bewusst an den Volkscharakter appellierende Grußformel klang entfernt an „Hoezee" (holländisch für „Hurra") und an „Hou en Trouw" („Liebe und Treue") an. Viel hat das nicht genützt, der Ruf verklang im Endeffekt ungehört. Neben dem niederländischen Löwen wurde von der N.S.B. die Wolfsangel (auch: Donnerkeil) verwendet und auch auf dem Schwarzhemd getragen. Wie die meisten faschistischen Symbole war auch dieses Parteizeichen aus dem altgermanischen Symbolschatz entlehnt.



Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Bild 'wolfsangel'
Bild 'leider_200h'
Bild 'nsb'







--> Filmdokument (52 Min.) über Mussert auf YouTube abspielen

Großbritannien: im Schwarzhemd zur Schlägerei#

Bild 'Fascists_flag'
Oswald Mosley Foto: Philpot, Aus: Wikicommons unter CC
Oswald Mosley Foto: Philpot
Aus: Wikicommons unter CC
Der ehemalige Labour-Abgeordnete Oswald Mosley (1896-1980) gründete im Jahr 1932 die British Union of Fascists.Mosley sah sich in einer dem italienischen "Duce" Mussolini ähnlichen Rolle und bildete die BUF den faschistischen Bewegungen in Italien und anderen Ländern Europas nach. Sie forderte die Abschaffung der parlamentarischen Demokratie und die Schaffung eines Ständestaats. Nach eigenen Angaben hatte die BUF bis zu 50.000 Mitglieder. In den ersten Jahren wurde sie von der Tageszeitung Daily Mail unterstützt; diese Unterstützung ging bis zur Schlagzeile "Hurrah for the Blackshirts!" Nach italienischem Vorbild und dem Vorbild der deutschen SS entwickelte Mosley eine Parteiuniform, durch deren schwarze Farbe die Anhänger der Bewegung als Blackshirts bekannt wurden. Die Blackshirts waren häufig in gewalttätige Konflikte verwickelt, insbesondere mit kommunistischen und jüdischen Gruppen in London. Nicht zuletzt durch die Aufmärsche der Blackshirts erntete die Partei jedoch von vielen Seiten nur Hohn und Spott. Die Hymne der BUF wurde wie das nationalsozialistische Horst-Wessel-Lied intoniert. Im Lauf der Jahre wurde die BUF immer brutaler und auch antisemitische. Die Zahl der Mitglieder schrumpfte bis 1936 auf unter 8.000. Die hauptsächlichte Tätigkeit der BUF waren in der Folgezeit Aufmärsche und Demonstrationen. Die britische Regierung erließ darauf ein Uniformverbot und schränkte das Demonstrationsrecht ein. In einer rassistisch motivierten Schlägerei, der sogenannten Battle of Cable Street im Oktober 1936, wurden Mosley und seine Anhänger von einer Überzahl von Gegnern zum Rückzug gezwungen. Mosley und 740 andere faschistische Funktionäre wurden im Zweiten Weltkrieg interniert, die BUF im Mai 1940 verboten. Nach dem Krieg wanderte Mosley nach Irland und später Frankreich aus.

Ungarn: Grünhemd und Pfeilkreuz #

Bild 'pfeilkreuz_s'
Bild 'pfeilkreuzfahne'
Ferenc Szálasi, Foto: Faupel - Aus: Wikicommons unter CC
Ferenc Szálasi
Foto: Faupel - Aus: Wikicommons unter CC
In Ungarn konnte sich der Faschismus erst relativ spät gegen das konservative Establishment durchsetzen - schon 1934 war das Hakenkreuz als ausländisches Symbol verboten worden. Die Pfeilkreuzlerpartei wurde am 1.3. 1935 als radikal antisemitische „Partei des Willens der Nation" von Ferenc Szálasi gegründet. 1937 kam es zur Vereinigung mit der vorwiegend aus ländlichen Proletariern bestehenden ebenfalls stark antisemitischen Sammlungsbewegung von Z. Böszörmenyi, der Sichelkreuzpartei. Bei der Parlamentswahl 1939 erhielt die Pfeilkreuzler-Partei zwar ca. 25 Prozent der Stimmen, war jedoch bis zum 15. Oktober 1944 nie an einer Regierung beteiligt. Erst nach dem gescheiterten Versuch von Reichsverweser Horthy, einen Separatfrieden mit den Alliierten zu schließen, konnte sich eine Koalitionsregierung unter der Führung der Pfeilkreuzler-Partei bilden, mit deren Hilfe die zweite von den Deutschen geplante Deportationswelle der ungarischen Juden im November 1944 durchgeführt wurde. 

Mitglieder und Anhänger der Pfeilkreuzler überzogen das Budapester Getto mit Terroraktionen und ermordeten bis zur Befreiung durch die sowjetische Armee im Januar 1945 noch mehrere tausend Budapester Juden. Das namensgebende Kennzeichen der Partei war ein grüne-weißes Pfeilkreuz kombiniert mit den altungarischen rot-weißen Streifen oder ein weißes Pfeilkreuz, oft auch mit dem H, auf schwarzem Grund. Das H im Zentrum stand für das Wort "Hüseg" (Treue). Das grüne Pfeilkreuz soll auf das Heereszeichen von König Ladislaus I. (Lázló dem Heiligen) (1077-1095) zurückgehen.

Reminiszenzen an die Symbolik des ungarischen Faschismus erwecken Bilder der in jüngster Zeit auftretenden rechtsextremen  "Ungarischen Garden". Über die abenteuerliche Flucht Szálasis mit der Heiligen Stephanskrone nach Österreich 1945 siehe den Beitrag.

--> Filmdokument zu F. Szálasi auf YouTube abspielen

Kroatien: das grauenvolle "U" der Ustascha#

Ante Pavelić, Aus: Wikicommons unter CC
Ante Pavelić
Aus: Wikicommons unter CC
Einer der Schützlinge Mussolinis war der Zagreber Rechtsanwalt Ante Pavelic (1889-1959), der in Wien Jus studiert hatte und 1929 die aufständische Ustascha-Bewegung gegründet hatte. Nach seiner Emigration nach Italien organisierte er den Widerstand gegen die großserbischen Bestrebungen des Königs Alexander. Mit Hilfe der Achsenmächte wurde er während des Zweiten Weltkriegs „Poglavnik", Führer des selbständigen Kroatien. 1945 gelang ihm die Flucht über Österreich, Italien und Argentinien nach Spanien, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Es ist unmöglich, auch nur ansatzweise zu schildern, welche Greueltaten die unter dem „U" verschworenen und von der katholischen Kirche unterstützten Angehörigen der Ustascha begangen haben (über 600.000 ermordete Serben) und welche ebenso grausamen Vergeltungsakte seitens der Tito-Partisanen (mehr als 400.000 Opfer) sie nach ihrer Niederlage damit heraufbeschworen haben. Bei der Analyse der heutigen Probleme im ehemaligen Jugoslawien sollte man diese Umstände nicht außer acht lassen.

Bild 'hr'


Details sind u. a. folgenden Quellen zu entnehmen:

--> Werner Brockdorff, Kollaboration oder Widerstand. München-Wels 1968
--> Friedrich Heer, Der Glaube des Adolf Hitler. Frankfurt 1989
--> Vladimir Dedijer, Jasenovac - das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan. Freiburg 1993 (besonders detailreich)

--> Filmdokument auf YouTube abspielen

Slowakei: eine zweite SS#

Andrej Hlinka, Aus: Wikicommons unter CC
Andrej Hlinka
Aus: Wikicommons unter CC
Jozef Tiso, Aus: Wikicommons unter CC
Jozef Tiso
Aus: Wikicommons unter CC
Die von dem slowakischen Priester Andrej Hlinka (1864-1938) bereits im Jahre 1905 (!) begründete separatistische Slowakische Volkspartei (HSL) geriet unter Hlinkas Nachfolger, dem katholischen Theologen Jozef Tiso (1887-1947), Anfang desw Jahres 1939 unter starken deutschen Einfluss. Er proklamierte als Ministerpräsident der bereits seit einem Jahr autonomen Slowakei am 14. März 1939 deren Unabhängigkeit. 1938 war nach dem Muster der SA die radikale paramilitärische Hlinka-Garde gegründet worden. Sie trug  schwarze Uniformen, Tellermützen mit großen, widersehenden Adlern und eine rote Armbinde, auf der sich das Zeichen der Slowakischen Volkspartei, ein schwarzes Doppelkreuz in einem weißen Kreis, befand - die Ähnlichkeit der Symbolik mit der SS war frappant. Gegrüßt wurde mit „Na straz!" („Habt acht!"). Ab 1940 dominierte die nationalsozialistische und antisemitische Richtung unter Ministerpräsident Vojtech Tuka. 1945 wurde die Slowakische Volkspartei verboten, Tiso und Tuka wurden hingerichtet.







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Bild 'hlinkasymbol_120h'
Abzeichen der Hlinka-Garden
Mütze

--> Vergleiche: "Viel Lärm um den Urslowaken" - Reiterstandbild von König Svätopluk in: Wiener Zeitung, 22.7.2010
--> Denkmal Svätopluks
--> Hlinka-Garden
--> Filmdokument auf YouTube abspielen

Spanien: Joch und Pfeile - die Falange

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Bild 'falange'
Bild 'flechas'

Die faschistische Bewegung Spaniens Falange (dt. Phalanx - Schlachtreihe) wurde 1933 von Antonio Primo de Rivera (1903-1936) u.a. nach italienischem Vorbild gegründet. 1937 folgte ihm Francisco Franco (1892-1975) als "Caudillo" (Führer). Die neue Partei übernahm von der rechtssyndikalistischen Partei JONS das auf die Reyes Católicos zurückgehende Symbol von Joch und Pfeilen sowie die schwarzrote Fahne, welche die JONS ihrerseits den Anarchisten abgesehen hatte. Parteihymne wurde das von José Antonio Primo de Rivera gedichtete Lied Cara al Sol (dt. „Gesicht zur Sonne“). Ähnlich wie in der "Giovinezza" wird auch hier der Frühling besungen. Die Falange wurde von Franco in eine Einheitspartei mit der Bezeichnung Movimiento Nacional eingegliedert. Bis zum Ende der Franco-Diktatur (Tod des Diktators 1975) blieb sie die einzige zugelassene Partei in Spanien.

--> Filmdokument mit dem Kampflied Cara al Sol auf YouTube abspielen

Norwegen: "nationale Sammlung" unter V.A.Quisling#

Vidkun Quisling Foto: National Archives, Aus: Wikicommons unter CC
Vidkun Quisling Foto: National Archives
Aus: Wikicommons unter CC
Bild 'no_nat_slg'

Vidkun Abraham Lauritz Jonssøn Quisling (1887 -1945) begann seine politische Laufbahn 1922 als Mitarbeiter Fridtjof Nansens in der Sowjetunion während der Zeit der Hungersnot. Von 1927 bis 1929 war er Diplomat in Moskau. In den 1930er Jahren näherte er sich den Faschisten ideologisch an. Am 13. Mai 1933 gründeten Quisling und der Generalstaatsanwalt Johan Bernhard Hjort die faschistische Partei Nasjonal Samling („Nationale Einheit“, NS). Die Partei war strikt antidemokratisch nach dem Führerprinzip aufgebaut. Quisling war der Fører („Führer“) der Partei. Die Partei konnte nur bescheidene Erfolge verzeichnen. Als sich ab 1935 die Parteilinie weg von einer religiös geprägten hin zu einer pro-deutschen und antisemitischen Politik hin wandelte, nahm die Unterstützung durch die Kirchen ab. Die Partei wurde zu einer extremistischen Splittergruppe. Unter der deutschen Besatzung waren bis 1945 jedoch 45.000 norwegische Kollaborateure in die Partei eingetreten. So hat sich das Wort "Quisling" als Synonym für Kollaborateur eingebürgert. 

--> Video über Quisling über YouTube abspielen

Griechenland#

Obristen
Signet der griechischen Obristen 1967 bis 1974
Griechische Rechtspartei 'Goldene Morgenröte'
Signet der griechischen Rechtspartei "Goldene Morgenröte"

Russland#

Russische Faschisten im Schwarzhemd (1934), Aus: Wikicommons unter CC
Russische Faschisten im Schwarzhemd (1934)
Aus: Wikicommons unter CC
Emblem der RFP
Foto: Wikipedia

Die Russische Faschistische Partei (RFP; russisch Российская фашистская партия; Manchmal auch All-Russische Faschistische Partei) war eine von russischen Emigranten gegründete faschistische Kleinpartei mit Sitz in Mandschukuo während der 1930er und 1940er Jahre. Bei einem Geheimtreffen verschiedener rechtsgerichteter Gruppierungen wurde unter dem Vorsitz des ehemaligen Generalmajors der Zaristischen Armee Wladimir Kosmin die RFP gegründet. Mit der Ernennung von Konstantin Rodsajewski zum Generalsekretär des Zentralkomitees der Partei am 26. März 1931 wurde dieser somit faktisch zu deren „Führer“. Mit ihrem Wahlspruch „Gott, Nation, Arbeit“ und der Veröffentlichung der Zeitschrift Nazija („Die Nation“) forderte die Partei eine am italienischen Faschismus orientierte Politik.
Quelle: Wikipedia

Schweiz#

Schweizer Nationale Front
Foto: Wikipedia
Schweizer Nationale Front
Die Nationale Front war die einflussreichste Partei der sogenannten Frontenbewegung, die Anfang der 1930er Jahre das politische System der Schweiz mit einer neuen völkischen Ideologie herausforderte. Beeinflusst von faschistischen Ideen, die im Nachbarland Italien 1923 bereits an die Macht gekommen waren und die in dieser Zeit in ganz Europa aufblühten, organisierten sich auch in der Schweiz ab 1930 zwei Hochschulgruppen an der Universität Zürich. Der geistig überragende Kopf der Frontenbewegung war Paul Lang. Er entwickelte ab 1931 die staatspolitischen Theorien des Frontismus. Die eher akademisch-elitär geprägte, aus dem Jungfreisinn hervorgehende Neue Front mit Robert Tobler und die proletarisch-völkische Nationale Front mit Rolf Henne schlossen sich im April 1933 zum Kampfbund Neue und Nationale Front zusammen, aus dem dann im Mai die Partei Nationale Front entstand.

Ihren grössten Zulauf erhielt die Nationale Front im Herbst 1933, als sie bei den nationalen Wahlen in Zürich deutlich den Sprung in den Schweizer Nationalrat schaffte und auch in Schaffhausen grosse Gewinne erzielte. Diese grenznahen Gebiete waren auch die Hochburgen der Partei. In anderen Regionen, vor allem der französischsprachigen und italienischsprachigen Schweiz, konnte die Nationale Front nie wirklich Fuss fassen.

Ideologisch lehnte sich die Nationale Front immer deutlicher an das nationalsozialistische Vorbild der NSDAP an. Während die Partei anfänglich noch einen Sonderweg der Schweiz betonte, bekannte sie sich ab 1936 offen zur (deutsch-)nationalsozialistischen Weltanschauung. Dies stieß auf den Widerstand der meisten Schweizer und leitete den schleichenden Niedergang der Partei ein.

Spätestens seit Mitte der 1930er Jahre bildete die Partei geheime paramilitärische Einheiten, in denen sie zu einem offenen Kampf gegen das System überging. Sie beging verschiedene kleinere Anschläge in Zürich und Bern und veranstaltete im Sommer 1937 einen nicht angemeldeten Marsch auf Bern, bei dem Parteimitglieder für einige Stunden den Parlamentsplatz besetzten und sich gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten.

Seit 1938 wurde die Nationale Front verstärkt von polizeilichen Behörden überwacht. Dies führte im Frühjahr 1940 zur Verhaftung des Parteiführers Robert Tobler und zur Selbstauflösung der Partei, was jedoch nicht das Ende der Bewegung bedeutete, sondern lediglich deren Neuetikettierung: Fast alle alten Mitglieder setzten ihre Aktivitäten unter dem neuen Namen Eidgenössische Sammlung fort.
Quelle: Wikipedia

Abschließend sei nochmals betont:
Der Autor distanziert sich ausdrücklich von jeglicher Absicht, das Gedankengut autoritärer,faschistischer, nationalsozialistischer und anderer antidemokratischer oder unmenschlicher Systeme zu verherrlichen oder zu propagieren. Die Aufnahme der folgenden Texte und Abbildungen in das Austria-Forum dient einzig und allein wissenschaftlichen und aufklärererischen Zielen und einem vertieften Verständnis der österreichischen Zeitgeschichte. Insbesondere gilt dies auch für über das Internet verfügbare Filme, die historische Personen, Fakten oder Perioden wie etwa jene des Faschismus oft verklärt oder gar in reaktionärer Absicht darstellen.


In Ungarn wurde am 15. Oktober 1944 die legitime Regierung von der SS-Einheiten des Deutschen Dritten Reichs gestürzt. Dieser Putsch war in Berlin unter den Decknamen Panzerfaust geplant worden. Einen Marionetten-Regierung wurde pro forma eingesetzt, aber in Wirklichkeit hatte die SS das Sagen.
Da Ribbentrop Veesenmayer in einer Anweisung befohlen hatte, alles zu unterstützen, was Ungarn in der Augen der Alliierten schaden würde, kann man nicht ausschließen, dass viele der in Pfeilkreuzlerunifor Agierenden in Wirklichkeit Mitglieder der Waffen-SS waren. Deutschstämmigen ungarische Staatsbürger (Volksbund-Mitglieder)durften auf Hitlers Befehl nicht in die Ungarische Armee einbezogen werden, sondern mussten in der Waffen-SS dienen. Das waren nicht die einzigen solchen Tricks seitens der Dritten Reiches.

--de Rakovszky Stephan, Mittwoch, 22. September 2010, 21:32