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Kastell Klosterneuburg#

Capella Speciosa, Fundstelle Toranlagen und Kastellbad
Capella Speciosa, Fundstelle Toranlagen und Kastellbad
© FRE-Projekt, Eva Kuttner 2007
Capella Speciosa am Stiftsplatz
Capella Speciosa am Stiftsplatz
© FRE-Projekt, Eva Kuttner 2007

Lage#

Ortschaft: Klosterneuburg

Gemeinde: Klosterneuburg

Katastralgemeinde: Klosterneuburg

Kg-Nr: 1704

Denkmäler#

Die Ausmaße des Kastell sind unbekannt, lediglich Teile der südlichen und westlichen Begrenzung lassen auf eine NO-SW orientierte, rechteckige Anlage eines Steinkastells schließen. Vereinzelte Befunde des späten ersten Jahrhunderts deuten auf eine zweiphasige Anlage eines Holz-Erde-Kastells, dessen Ausmaß unbekannt ist. Unter dem Stiftsplatz liegt das Kastellbad und weitere Baureste, südwestlich davon eine ältere Turmanlage, die von einem spätantiken U-Turm überbaut wurde. Östlich der Albrechtsgasse konnte die gerundete S-Ecke mit innerem Eckturm ergraben werden, die später mit einem Fächerturm überbaut wurde. Kastellinnenbauten des 1. bis 4.Jh. wurden im Kreuzgang des Stiftes ergraben, die teilweise konserviert wurden.

Diese Fundstelle steht unter Denkmalschutz.

Zustand: überbaut.

Kategorie: Kastell
U-Turm; Turmanlage; Eckturm; Fächerturm; Doppelgrabensystem; Innenbauten.

Stationierte Truppen: Legio X Gemina pia fidelis, Cohors II Batavorum, Legio XIIII Gemina Martia victrix, Dux Ursicinus, Cohors I Montanorum, Cohors I Aelia sagittariorum, Legio XIII Gemina

Die Cohors I Montanorum errichtet in spätflavischer Zeit das Lager, um es nach 102 n. Chr. wieder zu verlassen. Der Ausbau in Stein erfolgt durch die Cohors II Batavorum frühestens ab 122 n. Chr. Ihr folgt die Cohors I Aelia sagittariorum nach, eine Bogenschützenkohorte. Ziegelstempel verweisen auf Bauvexillationen der in Vindobona stationierten Legionen (Legio XII Gemina, Legio XIIII Gemina Martia und der Legio X Gemina). Ziegelstempel der Spätantike (OFARN-Gruppe, Dux Ursicinus) lassen Baumaßnahmen erkennen.

Zeitstellung#

Datierung: 90 AD - 400 AD

Phase: Römische Kaiserzeit


Forschungsgeschichte#

Die ersten Münzfunde wurden im 18. Jahrhundert gemacht. Funde von Militärdiplomen, Inschriftsteinen und Ziegelstempel im 19. Jahrhundert verwiesen auf einen militärisch besiedelten Platz. E. Nowotny versuchte 1925 ein Kastell in der Oberen Stadt zu lokalisieren. Erste systematische Grabungen legten am Stiftsplatz (Capella Speciosa) 1952-1953 das Kastellbad, eine ältere Toranlage und einen spätantiken U-Turm der südwestliche Kastellmauer frei. Wesentliche Ergebnisse brachten die Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes (H. Ubl) ab 1976 im Bereich des Stiftes und in der Albrechtsgasse, da man nun Innenbauten mit einer zeitliche Zuordnung und das Südeck des Lagers ergraben hatte.

2002: Dechanteihof (S-Kastellmauer, Südl. Eckturm, Fächerturm)

2000: Rathausplatz (Steinlage einer Straßentrasse, kaiserzeitliche Schichten, Siedlung des 4./5. Jh.)

2000-2001: Schmiedehof (südl. Spitzgräben)

1995: Stiftsplatz Kabelgraben (Mauerzüge der Kastellinnenbauten)

1995: Westportal Stiftskirche (Schicht Holz-Erde-Lager)

1994: Binderstadl (Keramik, Ziegel)

1991: Buchbergstraße 3b (Siedlungshorizont, Straße)

1982-1983: "Kuchelhof" (Brunnen mit Spolien verfüllt)

1982: Kreuzgang NW-Ecke (Kasernenbauten, Backofen)

1982: Leopoldikapelle (Baureste und Horizonte der Kastellbauten)

1977: Grabung Kreuzgarten (Gebäude 1.-4.Jh.)

1977-1978: Grabung Kreuzgarten (Schichten)

1977: Pfalzmauer (Weihesteine der Cohors I Aelia)

1977: Sebastianikapelle (Holzbauten, Steinbauten)

1976-1977: Parz. 34 (Doppelgraben, Graben, Neuinterpretation der Grabung 1953/54)

1966: Stiftsplatz Parz.2/11 (Graben, Gebäude, Brandschicht)

1953-1954: Stiftsplatz Capella speciosa (Kastellbad, Hufeisenturm, älterer Turm)

Literatur#

  • K. Genser, Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht, Der römische Limes in Österreich 33, 1986, 402ff.
  • H. Ubl in: M. Kandler und H. Vetters (Hrsg.), Der römische Limes in Österreich. Ein Führer, Wien 1989, 167.
  • H. Ubl in: H. Friesinger und F. Krinzinger, Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern, Wien 2002², 236ff.


Text und Bearbeitung: Eva Kuttner



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