Steinkastell Tulln#
Lage#
Katastralgemeinde: Tulln
Kg-Nr: 20189
Denkmäler#
Die Ausdehnung des Steinkastells wird auf ca. 5 ha geschätzt, da der nördliche Teil durch die Donau weggespült worden ist. Bekannt ist der Verlauf der westlichen, südlichen und östlichen Kastellmauer. Vorgelagert war ein Spitzgrabensystem, das mindestens zwei Bauphasen aufweist. Restauriert wurden die östliche Toranlage nach der Ausgrabung Ubl 1980; durch die Kenntnis der Spinamauer konnte die Ausrichtung des Kastells rekonstruiert werden. Die abgerundeten Südwest- und Südostecken konnten unter den spätantiken Fächertürmen ergraben werden.
Diese Fundstelle steht unter Denkmalschutz.
Kategorie: Kastell
rechteckiger Grundriss, 4,2 bis 4,5 ha. Porta principalis dextra, südl., westl. und östl. Kastellmauer; Kasernenbauten; Grabensysteme
Stationierte Truppen: Ala I Commagenorum
Durch Ziegelstempel, Militärdiplome und Steininschriften ist die Ala I Commagenorum nachgewiesen, die vermutlich ab 100 bis in das 3. Jh. stationiert war.
Zeitstellung#
Datierung: 100 AD - 400 AD
Ausbau in Stein in trajanischer Zeit
Phase: Römische Kaiserzeit
Forschungsgeschichte#
Bereits im 19. Jahrhundert setzte man nach den Funden von Inschriftsteinen und Kleinfunden Tulln mit Comagena gleich. Bis 1950 gab es nur Vermutungen über die Lage des Kastells, als Fundbeobachtungen im Bereich der südlichen Kastellmauer gemacht wurden. 1978 wurden südlich des "Salzturmes" Spitzgräben erkannt.1980/81 erfolgte die Freilegung der Porta principalis dextra durch H. Ubl, wobei auch die Reste eines frühkaiserzeitlichen Kastells festgestellt wurden. Die Grabung in der Bonvicini-Strasse 1991 ließ erkennen, dass die Kastellmauer noch bis in das 15. Jahrhundert bestanden hatte. An der Donaulände 44 konnten in der Ausgrabung 2000 (G. Artner, N. Hirsch) Kasernenbauten dokumentiert werden. 2000 wurden zwei Steinfragmente in der Porta principalis dextra eingemauert aufgefunden, die in einer Bauinschrift die Ala I Commagenorum nennt, die im Jahr 104 n. Chr. unter Kaiser Trajan einen nicht genannten Bau errichtet hat. 2003 wurden Teile der Mannschaftsbaracken (R. Dragan) dokumentiert. 2007 konnten zwei sich überlagernde Gräben vor dem Salzturm erkannt werden.
Forschungsgeschichte (Fortsetzung)#
2008: Wassergasse 4 (Holzgebäude, verstürzte Wand, Portikus, Kanal, spätantiker Lagergraben)
2007: Wassergasse 4 (zwei Gräben, Planierungsschichten, Bruchsteinmauer)
2003: Ländgasse 5 (Kasernenbauten, Kanal, via vallaris)
2000: Donaulände 44 (Kasernenbauten, spätantiker Graben)
1999-2000: ehem. Landeskrankenhaus (Principia?)
1997: ehem. Landeskrankenhaus (früher Graben, Horizonte Kastellinneres)
1994-1995: Ländgasse (Grabensystem, Straße, W-Kastellmauer)
1993-1994: Kerschbaumergasse (Kasernenbauten)
1992: Ländgasse (Grabensystem, W-Kastellmauerfundament, Straße)
1991: Sporthauptschule (S-Mauer, Grabensysteme)
1989: Hauptschule II (SO-Ecke, Fächerturm)
1987-1988: Donaulände 44, Stiegengasse 7 (Grube, Kasernen, Graben)
1980: NÖ. Landeskrankenhaus (Lehmziegelmauer, Toranlage der Porta principalis dextra, O-Kastellmauer)
1978: Beobachtung Nibelungengasse (westl. Kastellgraben)
1978: Nibelungengasse 18 (Graben)
Literatur#
- H. Ubl in: M. Kandler und H. Vetters (Hrsg.), Der römische Limes in Österreich. Ein Führer, Wien 1989, 156.
- H. Ubl in: H. Friesinger und F. Krinzinger, Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern, Wien 2002², 226ff. 228f.
- Bauinschrift, Ausgrabung des BDA
Text und Bearbeitung: Eva Kuttner
www.limes-oesterreich.at