Tulln / COMAGENIS#
Lage#
Gemeinde: Tulln
Zwischen den Mündungen der Großen und Kleinen Tulln lag das römische Kastell geschützt auf einer alluvialen Schotterterrasse an der Donau. Die Stromenge am östlichen Rand des Tullner Beckens, das in der Antike Überschwemmungsland war, ermöglichte hier einen Übergang.
Denkmäler#
Der nördliche Bereich des Lagerareals wurde durch die Donau abgetragen. Mehrere Bauphasen, die bereits zur flavischen Zeit einsetzen, bezeugen eine Belegung des Kastells bis in die Spätantike. Ab flavischer Zeit bestand ein Holz-Erde-Lager, das 104 n. Chr. in Stein errichtet wurde; zur ältesten Phase gehören Befunde der Porta principalis dextra. Zwei Brandkatastrophen im 3. Jh. lassen sich nachweisen. Spätantike Befestigungsbauten sind als Denkmäler - Fächerturm und "Salzturm" oder "Römerturm" - erhalten. Nach einer Zerstörung um 400 n. Chr. erfolgt im Lagerareal eine zivile Besiedlung bis in die ausgehende Antike. Eine Wiederbesiedlung im späten 8.Jh. ist anzunehmen.
Westlich und südlich des Kastells wurden Befunde eines Vicus ergraben; ein Lagerdorf im Osten wird aufgrund von Streufunden angenommen. Spätantike Gräberfelder breiteten sich im Süden und Südwesten aus, die frühen lagen an einer Gräberstraße im Westen.
Zustand:
Konservierte Mauern der Porta principalis dextra im Marc-Aurel-Parc. Römerturm (früher auch "Salzturm"), ein spätantiker U-Turm, an der Donaulände. Konservierung des südöstlichen Fächerturms (Hauptschule).
Präsentation: Orientierungstafel vor dem Römerturm an der Donaulände. Tafeln in der Bonvicinigasse (Südmauer) und Ländgasse (Porta principalis sinistra)
Tourismus: An der Donaulände führt der Donau-Radweg.
Denkmäler (Fortsetzung)#
Lateinischer Name: Castra COMAGENA, COMAGENIS
Schriftliche Quellen: Tab. Peut. IV,1. Itinerarium Antonini, 234,1 und 248,3. Notitia dignitatum Occ. 34,36 und 34,42. Eugippius, Vita Severini, III,1 und XXXIII,1. Bauinschrift der Ala I Commagenorum.
Spätantike Befestigungsbauten Tulln
Zeitstellung#
Datierung: 50 AD - 488 AD
Phase: Römische Kaiserzeit
Literatur#
- K. Genser, Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht, Der römische Limes in Österreich 33, 1986, 356ff.
- H. Ubl in: M. Kandler und H. Vetters (Hrsg.), Der römische Limes in Österreich. Ein Führer, Wien 1989, 153ff.
- H. Ubl in: H. Friesinger und F. Krinzinger, Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern, Wien 2002², 226ff.
- G. Fleischmann, Das römische Tulln (Comagena), Wien 2003 (Dissertation Universität Wien 2003).
Text und Bearbeitung: Eva Kuttner
www.limes-oesterreich.at