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Wachtturm (?) Heiligenstadt#

Ausgrabung 1952/53 in der Kirche St. Jakob
Ausgrabung 1952/53 in der Kirche St. Jakob
© Stadtarchäologie Wien
Dokumentation des Befundes 2002, Ostmauer
Dokumentation des Befundes 2002, Ostmauer
© Stadtarchäologie Wien

Lage#

Ortsteil: Pfarrplatz, Heiligenstadt

Ortschaft: 19. Bezirk

Gemeinde: Wien

Parzelle: St. Jakob

Denkmäler#

Bau I: Das N-S orientierte Gebäude hatte eine Größe von 10,5 x 5,5 m. Die gemörtelten, aus Bruchsteinen in Opus spicatum ausgeführten, bis 85 cm starken Mauern waren außen durch Stützpfeiler verstärkt. Der Eingang des N-S quer zum Kirchenraum ausgerichteten Gebäudes lag im Westen. Die Fundamentbasis fiel gegen Süden um 70 cm ab; hier war das Mauerwerk 1,1 m hoch. Der Lehmfußboden war gegen die Mitte bis 30 cm gemuldet.

Bau II: Über diesem Befund liegt ein jüngeres, zweiräumiges Gebäude, das dem Verlauf des älteren nicht exakt folgt. Das Mauerwerk war unregelmäßig in Trockenbauweise aus Hausteinen oder Bruchsteinen in Lehmbindung ausgeführt und mit Kalkmörtel verputzt worden. Rechteckige spätere Einbauten, die auf Grund der sekundären Verwendung von Ziegeln nach Valentinian I. datieren, werden vom Ausgräber als Gräber interpretiert.

Diese Fundstelle steht unter Denkmalschutz.

Kategorie: Wachtturm

rechteckiger Bau mit Außenstützen. (wahrscheinlich ein Wachtposten); zweite Bauphase zweiräumig (Zeitstellung?)

Stationierte Truppen: Legio X Gemina pia fidelis
unbekannt; Ziegel der Legio X Gemina und OFARN-Gruppe.


Zeitstellung#

Datierung: 100 AD - 370 AD
unsicher; aufgrund Ziegelfunde muss hier ein Gebäude des 2.Jh. und der valentinianischen Zeit bestanden haben.

Phase: Römische Kaiserzeit

Forschungsgeschichte#

Bei der Renovierung der Kirche St. Jakob wurde durch das Bundesdenkmalamt 1952/1953 eine Ausgrabung veranlasst, die von der Abteilung für Ur- und Frühgeschichte des Historischen Museums Wien durchgeführt wurde. Eine Grabung im Pfarrhof im Jahr 1985 wurde noch nicht publiziert.

Der Befund wird allgemein als Wachtturm gesehen. Für eine Interpretation (Bau II) als Totenhaus tritt R. Egger ein. Die späteren Einbauten werden auch als Taufbecken und als eine Bestattung (Grab des Hl. Severin) gedeutet.

2002 wurden die sichtbaren Befunde (sogenanntes Taufbecken, sogenanntes Severin-Grab) von der Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie untersucht, wobei der Aufarbeiter der Ausgrabung A. Neumanns für die Interpretation zweier spätantiken Gräber eintritt, die in nachvalentinianischer Zeit gesetzt worden waren.

1985: Pfarrgarten (leeres Grab)

1952-1953: St. Jakob (zweiphasiges Mauerwerk)

Literatur#

  • A. Neumann, Die Ausgrabungen in der Jakobskirche von Wien-Heiligenstadt 1952/53, Bonner Jahrbücher 162, 1962, 480ff.
  • A. Neumann, Forschungen in Vinobona 1948 bis 1967. II. Teil Zivilstadt und Landbezirk, 1968 (Der Römische Limes in Österreich; 24), 78-84.
  • O. Harl, Vindobona. Das römische Wien, 1979 (= Wiener Geschichtsbücher; 21/22), 174f.
  • K. Genser, Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht, Der römische Limes in Österreich 33, 1986, 517 und 748.
  • O. Harl in: M. Kandler und H. Vetters (Hrsg.), Der römische Limes in Österreich. Ein Führer, Wien 1989, 173ff.
  • W. Börner in: H. Friesinger und F. Krinzinger, Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern, Wien 2002², 251f.
  • Museum St. Jakob
  • Renovierungsarbeiten der Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie


Text und Bearbeitung: Eva Kuttner



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