Brno (Brünn)#
von Kurt HauerDie „Hauptstadt“ Mährens, ein Landesteil Tschechiens. Eine quirlige lebendige Universitätsstadt. Wir durften eine Besonderheit der slawischen Schultraditionen, das „Letzte Glockenläuten“, “Poslední Zvonění“ miterleben. Es ist der letzte Schultag vor der Matura. Zum Beginn des letzten Schultags wird das Glockenläuten abgewartet, aber dann geht es hinaus in die Stadt, maskiert und in Themengruppen. Hier in Brno ist das Zentrum dieser Aktivitäten der Náměstí Svobody (Freiheitsplatz).
Ein Festival der Lebensfreude!
Die Show kann beginnen:
Ein häufiges Thema — school is over — die Schule wird zu Grabe getragen.
Das Leben des Brian;
die Akademie für Malerei,
und Mäuse. Übrigens, die selbstgebackenen Lebkuchenmäuse waren sehr gut! Natürlich wird man um eine kleine Geldspende gebeten. Nach bestandener Matura hat man ja großen Durst!
Nun der Tanz der Einhörner. Ein großer Bereich des Freiheitsplatzes wurde zur Bühne für Einhörner.
Ein paar Einzelthemen,
ein Maibaum und mährische Tracht.
Der Freiheitsplatz wird jetzt von Untoten bevölkert. Sie tanzen und bitten um einen Obolus um den Fährmann Charon zu bezahlen, damit er sie über den Styx in das Reich der Toten fährt.
Fährmann Charon und das Reich der Toten ist gar nicht weit vom Freiheitsplatz entfernt unter der Jakobskirche zu finden. Charon, eine Metallplastik von Josef Zahradnik, bewacht ein unterirdisches Reich, in dem die Reste eines Friedhofes untergebracht sind, Gebeine von mehr als 50.000 Toten. Diese Reste wurden in eine neue dekorative Anordnung gebracht.
Zurück zu den Lebenden. Man geht grübelnd über den Freiheitsplatz, denn man macht sich Gedanken über die sogenannte „ewige Ruhe“ und steht vor einer Uhr, vor einer etwas eigenartigen Uhr in Form eines Obelisken. Das Ablesen der Zeit ist etwas mühsam und bedarf einiger Anleitung.
Jede Stadt hat einen Bauernmarkt. Brno hat einen “Zelný trh“ (Kohlmarkt bzw Krautmarkt).. Zum Preisvergleich: 1€ = 25 CZK bzw. Kč (tschechische Kronen).
Oberhalb des Kohlmarktes steht der Dom St. Peter und Paul kurz genannt Petrov. Er ist auch auf der 10 Kronen-Münze abgebildet. In Brno ist bereits um elf Uhr das Mittagsgeläute zu hören. Der Sage nach soll bei der Belagerung Brnos durch schwedische Truppen der Kommandant General Thorstenson gesagt haben dass, wenn er die Stadt bis Mittag nicht erobert hat, weiterziehen würde. Spione gab und gibt es überall und zu jeder Zeit. Die Belagerten läuteten die Mittagsglocken bereits um elf Uhr und General Thorstenson beendete die Belagerung. Seither ist in Brno bereits um elf Uhr “high noon“. Der Dom, das Dominnere und ein paar Relief-Kreuzwegbilder.
Natürlich hat auch Brno eine Burg, die Burg Špilberk. Seit über 1000 Jahren thront sie auf dem Berg über der Stadt und wurde mehrmals umgebaut, erweitert und wechselte auch ihre Funktion — Burg, Gefängnis, Garnison und zuletzt Ausflugsziel. Einzig ist der Blick über die Stadt. Das Panorama nach Südost beherrscht der Dom St. Peter und Paul und — der höchste Wolkenkratzer Tschechiens, der AZ-Tower. 30 Stockwerke und eine Höhe von 111 Metern hat er zu bieten. Es gibt in anderen Ländern um vieles höhere Bauwerke, aber durch seine eigenwillige Architektur und seinem solitären Standort dominiert er jedoch Brno.
Der größere Innenhof wird für Theateraufführungen genutzt. An der Westwand befindet sich ein Glockenspiel, eingestimmt für die Ode an die Freude von Beethoven und erklingt während der Tageszeit jede Stunde.
Im kleineren Innenhof ist der Zugang zur Barock-Apotheke und der Aufgang zum Aussichtsturm.
Oben angekommen, bietet sich ein wunderbarer Ausblick dar. Im Nordpanorama ist die herausragende Position der Vysoké učení technicke v Brně (Technische Hochschule Brünn) zu sehen.
Nachdem wir wieder im Erdgeschoß angekommen sind, bewundern wir das alte Uhrwerk und setzen unseren Rundgang um die Burg fort.
Durch einen wunderschönen Park verlassen wir die Burg Špilberk und die Technische Hochschule übermittelt uns noch ein “na shledanu“ (auf Wiedersehen).