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Ausseer Lederhosen#

Das Geheimnis der Lederhosen des Christian Raich#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Ein Geheimnis muß es ja geben, sonst müßte man nicht bis zu drei Jahre auf eine warten...


Lederhose
Klassische Altausseer Lederhose mit "Bürsel" und schwarzen Hornknöpfen.
© Hilde und Willi Senft
Meister Raich
Meister Raich bei der Arbeit.
© Hilde und Willi Senft
Lederhose
Mit besonders schönen Jagdmotiven kunstvoll "ausgenähte" Lederhose.
© Hilde und Willi Senft

Das wichtigste Kleidungsstück der Männer des Salzkammerguts - und im besonderen des Ausseerlandes - ist die Lederhose.

Zu allen Anlässen wird sie getragen: zur Arbeit, zum Jagen, zu sämtlichen festlichen Freignissen - und selbstverständlich auch am Sonntag in der Kirche. Wo sonst noch kann man Männer mit kurzen Hosen beim Kirchgang sehen als im Salzkammergut? Allerdings handelt es sich nicht um hautenge Shorts, sondern um hübsch ausgenähfe Lederhosen, die das Knie gerade noch spannbreit freigeben.

Hirsch, Garns und Reh liefern das Rohmaterial. In der Weißgerberei wird das Leder aufbereitet und gefärbt. Früher war das Färben ebenfalls Sache der Lederhosenmacher - ein komplizierter Vorgang, dem die heutigen Erzeuger nicht nachweinen.

Vor allem wird Leder vom weiblichen Hirsch, dem „Tier", verwendet, dessen Decke am geschmeidigslen ist. Gamsleder weist oft natürliche Risse auf und ist eher gröber, seine Oberfläche im Velour rauher. Das weiche Rehleder wird praktisch nur für das Futter verwendet.

Für eine Lederhose sind ein bis höchstens zwei Hirschtiere, jedoch bis zu vier Gams erforderlich. Auch hier zeigt sich wieder der Vorleil des Hirschleders: Je weniger Einzelstücke notwendig sind, desto einheitlicher ist das Ausgangsmaterial.

Kurze Leder- und Bundhosen werden fast zu gleichen Teilen in den Farben braun oder schwarz nachgefragt: die kurzen eher in Schwarz, die Bundhosen vornehmlich in Braun. Hierzu muß aber angemerkt werden, daß die schwarze Lederhose in erster Linie auf das Ausseerland beschränkt ist und hier mehr als Festtagshose getragen wird.

In den Details gibt es kleine, aber wichtige Unterschiede: So weist die Altausseer kurze Hose am unteren Rand ein sogenanntes „Bürsel", einen ungefärbten hellen Rand, auf. Die Grundlseer hingegen tragen sie gerne schwarz, die Bad Ausseer gelblich eingefaßt.

Die Bundhose wird unter dem Knie entweder durch Knöpfe (die „Altsteirerhose" weist vier Knöpfe auf) oder durch ein Lederbaud geschlossen. Die Ausseer verwenden gerne schwarze Knöpfe aus Hirschhorn, im übrigen Salzkammergut sind durchwegs solche aus hellem Hörn üblich.

Jede Lederhose hat natürlich ein „Knicker-taschl", was ihren Träger - so er kein Waidmann ist - ein wenig in Jagdstimmung versetzt...

Erst durch das „Ausnähen" unterscheidet sich eine Lederhose vom reinen Gebrauchs-Kleidungsstück. Es erfolgt mittels grüner oder beiger Seide (im Salzburgischen wird auch gerne weiß ausgenäht). Die Ziernähte weisen die unterschiedlichsten Muster auf: Da gibt es die „Eckblume", die „Latzblume", dazu kommen Auerhahn, Hirsch, Gams usf. Die Ziernaht besteht aus dem sogenannten „Schlangl, Strich und Espenlaub". - Auch die Hosenträger werden dazu passend ausgenäht.

Ja, welches ist nun wirklich das Geheimnis des Christian Raich in Bad Aussee? Wohl vieles wirkt zusammen, weswegen seine Lederhosen so berühmt sind: einmal das Wissen und die durch Generationen weitergegebene Erfahrung, dann die gediegene Ausführung und das „G'spür" für das Passende.

Wichtig ist vor allem das Anmessen - und zwar nicht nur mit dem Maßband, sondern vor allem mit den Augen - wie Meister Raich selbst sagt. Er vermag die Statur und gesamte Persönlichkeit des Kunden offensichtlich so zu erfassen, daß aus Lederhose und Träger eine Einheit wird...

--> Lederhosen-Säckler

Quellen#

  • Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.


Redaktion: Hilde und Willi Senft