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Strohschab#

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Strohschab
Strohschab im Hinterbergtal
© Willi Senft

In Bad Mitterndorf (Steiermark) tritt am 5. Dezember eine Nikolausgruppe in verschiedenen Lokalen mit einem Umzugsspiel auf. Vorboten sind die Strohschab , die mit Peitschen den Weg frei machen. Es folgen Polizist, Nachtwächter, Schimmelreiter und der Bartl mit der lächelnden Maske und einem Korb voll Süßigkeiten. Mesner mit den Klingelbeuteln, Engeln und der Rollenträger mit einer Rute bilden die zweite Gruppe. Dann erscheinen Nikolaus, der Pfarrer, Bettelmann, Tod, Habergeiß und Schmied. Das Spiel umfasst mehrere Szenen, u.a. vom unbußfertigen Bettler und vom Eheteufel. Die Strohschab mit ihren langen Hörnern wirken besonders archaisch, haben aber nur die Funktion, mit ihrem Peitschenknallen im Sechser- und Achtertakt den Weg für die anderen Mitspieler zu bereiten.

Solche Figuren gibt es auch bei Nikolausumzügen in Krungl, Kainisch, Tauplitz und Obersdorf . Ihre Kostüme, aus händisch gedroschenem Roggenstroh, bestehen aus Kittel, Oberteil, Kopfteil, der das Gesicht ganz verhüllt und von langen Stangen bekrönt wird. Die Strohschab ziehen auch zu den Häusern, um dort zu schnalzen, die bewohner bewirten sie. Schab bedeutet eigentlich Bündel, auch beim Dachdecken sprach man früher von Strohschaben. Ein Kindervers sagt: "Sei so glücklich, sei so froh wie die Maus im Schaberl Stroh".

Häufig wurde Stroh bei Wintermasken, z.B. im Fasching, verwendet. Da man früher im Winter das Getreide droschen, war das Material frisch und ausreichend vorhanden. Im Alltag fand das Nebenprodukt vielfältige Verwendung, bei Bräuchen spielte es eine ambivalente Rolle. Im Weinviertel warfen die Burschen vor Allerheiligen Strohzöpfe auf Häuser, in denen Mädchen wohnten. Aus Stroh geflochtene Heurigenzeiger und die Weinbeergeiß aus diesem Material sind positive Symbole. Hingegen musste die schwangere Braut bei der Hochzeit einen Strohkranz statt eines Blumenkranzes tragen. Im mittelalterlichen Rothenburg ob der Tauber (Deutschland) war es üblich, dass die "leide" Braut mit einem Strohzopf vor der Kirchentür stehen und ihr Verführer an drei Sonntagen den Gottesdienst mit einem Strohmantel bekleidet besuchen musste. Eine weit verbreitete Schandstrafe für ledige Mütter war, mit dem Strohkranz aus dem Ort gejagt zu werden. Ein Strohmann oder eine Strohgretel personifizierte den Fasching, der am Ende verbrannt oder begraben wurde. Als "Hexe" fand die Strohpuppe beim Sonnwendfeuer oder an der Spitze des Funken-Scheiterhaufens in der Fastenzeit ein trauriges Ende.

Quelle#


Helga Maria Wolf: Österreichische Feste und Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003


Redaktion: hmw