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Drehleier#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Drehleier-Pionier Eberhard Kummer
Der österreichische Drehleier-Pionier Eberhard Kummer
© Alfred Wolf

Drehleier-Pionier Eberhard Kummer
Drehleier
© Alfred Wolf

Die Drehleier ist ein Saiteninstrument. Ein Holzrad, das über die Saiten streicht, erzeugt den Ton, daher auch die Bezeichnung Radleier. Die Melodie entsteht durch Saitenverkürzung. An die Saite werden Holzstäbchen (Tangenten) angedrückt, die durch ihr Gewicht in die Ausgangslage zurückfallen. Die Tangenten sind in Form einer Klaviatur angeordnet. Die anderen Saiten sind Basssaiten (Bordune), die immer den gleichen Ton erklingen lassen, sodass sich eine Art Dudelsackklang ergibt. Eine Bordunsaite läuft über einen beweglichen Steg. Wenn man die Kurbel des Rades schneller dreht, trommelt der Steg auf die Oberfläche des Instrumentes. Dadurch kommt das charakteristische Schnarren zu Stande, das man vor allem zur Rhythmisierung einsetzt.

Die Drehleier, ein altes Instrument, ist seit einem Jahrtausend bekannt, als älteste Darstellung gilt eine Steinskulptur in Kathedrale von Santiago de Compostela (Spanien) aus dem Jahr 1188. Sie zeigt ein "Organistrum", wie es in der Kirchenmusik verwendet und von zwei Spielern (einer bedient die Kurbel, einer spielt die Melodie) bedient wurde. Im 18. Jahrhundert schrieben namhafte französische Komponisten, aber auch Komponisten wie Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart, Tänze, Sonaten und sogar Konzerte für Drehleier. In der Volksmusik war das Instrument in vielen Ländern Europas, wie Böhmen, Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen, Ukraine, Ungarn, bis vor über 100 Jahren verbreitet. Als Hirteninstrument findet man es bei historischen Weihnachtskrippen meist gemeinsam mit dem Dudelsack. Als sich der musikalische Geschmack im 19. Jahrhundert änderte, geriet die Drehleier in Vergessenheit.
Die Drehleier-Renaissance in Österreich ist untrennbar mit dem Wiener Juristen und Sänger Eberhard Kummer (1940-2019) verbunden. (Andere Pioniere waren Paul Angerer, Sepp Gmasz etc.) Ende der 1970er-Jahre erhielt er eine (ungarische) Drehleier, ein Instrument, das um diese Zeit hierzulande fast vergessen war. Er begann sie zu spielen, als Begleitinstrument zu verwenden und eignete sich die französische und die ungarische Kurbeltechnik an. Kummer war damals der erste in Österreich, der die Schnarre als rhythmusgebendes Element wieder einsetzte und den sogenannten Viererschlag beherrschte. Damit gehörte er zu den führenden Drehleierspielern Europas. Seine Technik inspirierte viele jüngere Musiker und seine Erfahrungen beeinflussten die Instrumentenbauer. Inzwischen gibt es in Österreich rund 300 Drehleierspieler.

Quelle#

Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur und Geschichte. Wien 2005

Redaktion: hmw

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