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Filmgeschichte Österreich#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Louis Lumiere
Louis Lumiere in seinem Labor. Photographie. Um 1930
© Imagno/Austrian Archives
Der 28. Dezember 1895 gilt als der Beginn des Kinos in Europa: an diesem Tag führten die Gebrüder Lumiére die ersten Filme vor.

Am 27. März 1896 – knapp 3 Monate nach der Premiere in Paris – erlebte auch Österreich seine erste Kinovorführung: zunächst in der französischen Botschaft, dann öffentlich in Wien 1, Kärntner Str. 45 im "Cinèmatograph".

Die kurzen Dokumentarfilme von ein paar Minuten Länge ("Bubis Frühstück", "die Schmiede" oder "die Eisenbahn") erweckten Aufmerksamkeit beim zahlenden Publikum (darunter am 17. 4. 1896 auch Kaiser Franz Joseph).

Präsentiert wurden die Filme von Wanderkinos (darunter J. Agostini, J. Bläser, L. u. A. Geni, K. Lifka) und einigen ständigen Kinos (1903 gab es 3 in Wien).

Die frühe Phase des Stummfilms in Österreich war von französischen Filmunternehmern geprägt; erste österreichische Kurz- und Dokumentarfilme entstanden ab 1903 (die älteste erhaltene Filmaufnahme ist die Dokumentation "Der Kaiserbesuch in Braunau/Inn"), die ersten Kurzspielfilme erschienen 1906 in den Kinos.

1908 gilt als Geburtsjahr des österreichischen Spielfilms, als der Fotograf A. Kolm gemeinsam mit dem Schauspieler H. Hanus den nicht mehr erhaltenen Streifen "Von Stufe zu Stufe" hergestellt haben soll.

Die von Kolm 1910 gegründete "Erste Österreichische Kinofilmindustrie" (später "Wiener Kunstfilmindustrie Ges. m. b. H.") drehte den ersten österreichischen Dokumentarfilm, die erste österreichische Wochenschau sowie Spielfilme (unter anderen "Die Ahnfrau", 1910; "Der Müller und sein Kind", 1911).

Nun nahm die Filmproduktion rasch zu; im Ersten Weltkrieg profitierte die österreichische Filmindustrie davon, dass "feindliche" Filme und Unternehmen vom österreichischen Markt verbannt waren.

Atelier der Sascha-Film
Atelier der Sascha-Film in Wien-Sievering. Photographie um 1920
© IMAGNO/Austrian Archives

Stars des Stummfilms waren C. Cartellieri, L. Haid, A. Milety und M. Sonja. Der bekannteste Filmpionier war der böhmische Adelige A. Kolowrat-Krakowsky, der 1913 mit seiner "Sascha-Film" in Wien den ersten Großfilm, "Der Millionenonkel" mit A. Girardi (Regie: H. Marischka), produzierte. 1916 ließ er in Wien-Sievering das erste Großatelier erbauen.

Monumentalstummfilms Sodom und Gomorrha
Die Kinokulissen des österr. Monumentalstummfilms "Sodom und Gomorrha" wurden während der 3jährigen Drehzeit am Wiener Laaer Berg unter der Leitung von Julius von Borsody und Emil Stepanek errichtet. Wien X. Glasdiapositiv. Um 1920
© IMAGNO/Öst. Volkshochschularchiv

In seiner Ära kamen unter anderen F. Freisler, K. Hartl, W. Reisch und G. Ucicky zum Film. Inspiriert durch C. B. de Milles Arbeiten in den USA begann Kolowrat in den 1920er Jahren mit einigen Monumentalprojekten, unter anderen "Sodom und Gomorrha" (1922) und "Die Sklavenkönigin" (1924), Regie führte jeweils M. Kertesz.

Die österreichische Filmproduktion ging vermutlich als einziger Wirtschaftsbereich gestärkt aus dem Ersten Weltkrieg hervor - für Jahre wurden österreichische Filme massenhaft ins Ausland exportiert.

Die Sascha-Film bemühte sich um Absatzmärkte in den USA und den Gebieten der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie (Bosna in Belgrad, Radius in Budapest, Petef in Warschau, Slavia in Prag, Doria in Bukarest). Durch die Übernahme einer Vertretung der Paramount in Österreich 1918 bildeten sich die ersten Berufsvereinigungen (Regisseure, Operateure, Darsteller).

1919 wurde die Vita-Film-AG gegründet, im selben Jahr begann der Bau der Rosenhügel-Studios, 1922 entstanden neue Ateliers (Listo Filmatelier, Schönbrunner Atelier, Astoria, Dreamland Atelier). 1923 verhinderte die Inflation den Absatz der Filme, die Vita-Film musste schließen. Der Überflutung des Markts mit ausländischen Filmen (1925 waren es 1200) wurde mit einer Kontingentierung (1926) entgegengetreten. 1925 geriet die Filmindustrie in eine schwere Krise, die durch die Etablierung des Tonfilms zunächst noch verschärft wurde.

Im Juni 1928 wurden in der Wiener Urania erste Kurztonfilme dokumentarischen Inhalts vorgeführt, ein Jahr später hatte am 23. August in Graz die erste österreichische Tonfilmproduktion "G´schichten aus der Steiermark" von H. O. Löwenstein Premiere.

Um die Produktion von Tonfilmen durchzuführen, liierte sich die Sascha 1930 mit der Tobis zur Sascha-Tobis-Film.

Ab den 1920er Jahren wurde Deutschland Anziehungspunkt für österreichische Filmschaffende: Max Reinhardt, Fritz Lang und G. W. Pabst, Josef von Sternberg, Richard Oswald, Fritz Kortner u.a. feierten Erfolge. Österreich zählte in diesen Jahren zu den führenden Filmproduzenten der Welt, mit der Sascha-Film als einem der größten Produzenten Europas.

1933 prägte W. Forst mit "Leise flehen meine Lieder" einen neuen Stil, den Wiener Musikfilm, der dem Tonfilm zur Hochblüte verhalf ("Maskerade", 1934; "Bel Ami", 1939; "Operette", 1940 und viele andere). 1934 wurde die Kontingentierung neu geregelt, danach mussten die Tobis-Sascha-Wochenschau und österreichische Kulturfilme obligatorisch gezeigt werden.

Mit Beginn der Judenverfolgung kehrten zunächst viele Filmschauspieler nach Österreich zurück, wo ihnen aber spätestens mit dem Anschluss von 1938 ebenfalls nur die Flucht blieb.

Louis Lumiere
Der "Vater des Kinos"Louis Lumiere beim 40-jährigen Jubiläum des Kinos in London. Photographie. 1936
© Austrian Archives

Insgesamt gingen in den 1930er Jahren ca. 400 jüdisch-österreichische Filmschaffende in die Emigration, etwa die Regisseure P. Czinner, F. Lang, O. Preminger, J. von Sternberg, E. von Stroheim, W. Reisch, B. Wilder und F. Zinnemann oder die Schauspieler L. Askin, O. Homolka, P. Lorre, C. Mayer, L. Rainer und A. Wohlbrück, der Cartoonist M. Fleischer sowie die Musiker E. W. Korngold, M. Steiner und R. Stolz.

Einigen gelang in Hollywood eine große Karriere (33 von 35 "österreichischen" Oscars gingen an aus Österreich vertriebene jüdische Filmschaffende).

Die eigenständige österreichische Filmproduktion fand im März 1938 durch den Anschluss ein Ende.

Die österreichischen Ateliers wurden in der neu gegründeten Wien-Film zusammengefasst, die zu einer der produktivsten Filmfirmen des Dritten Reichs wurde. Österreichische Themen dominierten, die Handlung spielte zumeist in der Vergangenheit ("Unsterblicher Walzer", 1939; "Brüderlein fein"; "Wen die Götter lieben"; "Wiener Blut", 1942). Mit der alliierten Besetzung Österreichs 1945 wurden die Ateliers beschlagnahmt.

1946 markierte den Neubeginn der österreichischen Filmindustrie. Die Filme bis zum Ende des 2. Weltkriegs waren häufig von Stars wie H. Moser, A. und P. Hörbiger, P. Wessely, H. Holt und anderen getragen und thematisierten zwischenmenschliche Beziehungen und liebenswerte Exzentriker meist in heiterer Form aus dem Blickwinkel der bürgerlichen Welt (nicht selten vergangener Epochen).

Die Nachkriegszeit setzte diese Tradition zunächst fort. Neben einer ausgeprägten Welle von Heimatfilmen, die vom Wald- und Berggenre ("Echo der Berge - Der Förster vom Silberwald", 1954) bis zu historischen Themen in operettenhaftem Schema (E. Marischkas "Sissi-Trilogie", 1955-57 mit R. Schneider und weitere k. u. k.-Filme) reichten, behandelte man auch die aktuelle Zeitsituation, von einer Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit ("Der Engel mit der Posaune", K. Hartl, 1948; "Der letzte Akt", G. W. Pabst, 1955) bis hin zu neuen sozialen Problemen unterschiedlichster Art ("Wienerinnen", K. Steinwendner, 1952; "Flucht ins Schilf", K. Steinwendner, 1953; "Moos auf den Steinen", G. Lhotsky, 1968).

Die späten 1950er Jahre brachten mit der Einführung des Fernsehens erstmals einen ernst zu nehmenden Konkurrenten für das Kino und waren zudem geprägt von einer Hochkonjunktur der Musikkomödien und Heimatfilme.

Eine Reihe von Filmpreisen wurde geschaffen, unter anderen der "Sascha-Pokal" für Spielfilme, der Kulturfilmpreis für Dokumentarfilme, weiters Prämiierungen für Werbefilme und die "Goldene Feder" (ab 1954, ein Kritikerpreis an den Regisseur des "Film des Jahres"). Die Interessen- und Berufsvertretungen wurden neu geordnet, der Unterrichtsfilm wurde ins Leben gerufen.

Rund um Ferry Radax, Franz Novotny, Peter Kubelka u.a. entstand ab Ende der 1950er Jahre eine österreichische Avantgardefilmszene; Georg Lhotskys Moos auf den Steinen (1968) gilt als der Startschuss eines neuen österreichischen Films.

Die Filmkrise in den 1960er Jahren versuchte man in Österreich durch die Gründung der Stadthallen-Produktionsgesellschaft auszugleichen, der Versuch begann 1961, endete 1966 und brachte unterschiedlichste Produktionen hervor, unter anderen "Unsere tollen Tanten" (1961), "Der letzte Ritt nach Santa Cruz" (1964) und "Der Kongreß amüsiert sich" (1966).

Szene aus Exit
Szene aus "Exit II.", 1995. Foto.
© Wega Film, Wien

Nach 1968 setzte in der österreichischen Filmgeschichte eine vielseitige und uneinheitliche Entwicklung ein: neben Franz Antels kommerziellen und populären Unterhaltungsfilmen (zum Beispiel seine "Wirtinnen"-Serie in den 1960/1970er Jahren) etablierten sich österreichische Regisseure (u.a. P. Patzak ("Kassbach", 1979), M. Haneke ("Der 7. Kontinent", 1979), N. List ("Müllers Büro", 1986), P. Harather ("Indien", 1993), F. Novotny ("Exit II", 1995)

Der Avantgardefilm wurde zum Wegbereiter für den "Neuen Österreichischen Film", der sich neben aktuellen Themen (Verwahrlosung der Gesellschaft und Jugend, Benachteiligung von Frauen) auch mit Alltagsfaschismus und Zweitem Weltkrieg beschäftigte ("Jesus von Ottakring", 1976; "Der Bockerer", 1981, "Die Ausgesperrten", 1982, die Trilogie "Wohin und zurück", 1983-1986, "Hasenjagd", 1994).

Peter Patzaks Erstlingswerk "Parapsycho - Spektrum der Angst" (1975) war ein Horrorfilm - ein in Österreich bisher nicht vertretenes Genre; ein erfolgreiches Spielfilmdebüt lieferte der gebürtige Perser Mansur Madavi 1974 in "Die glücklichen Minuten des Georg Hauser", Dieter Berner konnte mit der ORF-Serie "Die Alpensaga" erstmals einen kritischen Heimatfilm etablieren. Weitere wichtige Regisseure jener Jahre waren Fritz Lehner, Mara Mattuschka, Franz Novotny oder Kitty Kino.

Die 1970er waren das Jahrzehnt mit der bisher geringsten Spielfilmproduktion; Dokumentarfilme über Politik und Natur ergänzten die Filmproduktion; im Bereich der Literaturverfilmungen widmete man sich vermehrt anspruchsvollerer Literatur ("Krambambuli", 1972; "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" nach Peter Handke, 1972; "Das Weite Land" nach Arthur Schnitzler, 1973; "Der Fall Jägerstätter", Drehbuch Hellmut Andics / Regie Axel Corti, 1971).

Franz Antel
Der österreichische Regisseur Franz Antel. Wien. Photographie. 2001
© IMAGNO/Didi Sattmann
Eine Reihe von Spielfilmen, die sich mit der österreichischen Geschichte vor dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzen, löste Maximilian Schells Verfilmung von Ödön von Horváths Theaterstück "Geschichten aus dem Wienerwald" (1979) aus; Valie Exports Inszenierungen "Menschenfrauen" (1979) und "Unsichtbare Gegner" (1979) waren der Auftakt zu den so genannten "Frauenfilmen".

1981 sorgte Franz Antel mit einer für ihn ungewöhnlichen Produktion - dem "Bockerer" - für Aufsehen; 1982 kam Peter Hajeks "Sei zärtlich Pinguin" in die Kinos (ein Film zur Gleichberechtigung von Mann und Frau); mit "Karambolage" gestaltete Kitty Kino 1983 einen teils selbstironischen Frauenfilm; Michael Haneke inszenierte 1989 mit "Der Siebente Kontinent" seinen ersten Film fürs Kino.

In den 1990er wurde die Komödienproduktion wurde mit den so genannten "Kabarettfilmen" wiederbelebt. Diese greifen ein Prinzip auf, das es bereits zur Stummfilmzeit gab - das Einsetzen beliebter Kabarettisten als Filmschauspieler (Paul Harathers "Indien" mit Josef Hader und Alfred Dorfer, 1993; Harald Sicheritz' "Muttertag" mit Roland Düringer und Alfred Dorfer, 1993).

Eine andere Variante der Komödien der 1990er Jahre sind satirische Grotesken wie "Die Ameisenstraße" (1990) oder leicht unterhaltsame Gesellschaftslustspiele wie "I love Vienna" (1991) oder "Tafelspitz" (1992).

Die Jahrtausendwende brachte eine Internationalisierung und Spezialisierung eines Teils des österreichischen Films auf Dramen und Dokumentarfilme mit gesellschafts- und sozialkritischem Hintergrund mit sich.

Angesichts der zunehmenden Festivalpräsenz und Auszeichnungen österreichischer Filme in den folgenden Jahren – etwa Michael Hanekes Die Klavierspielerin (2001), Ulrich Seidls Hundstage (2001), Virgil Widrichs Copyshop (2002) - wird Barbara Alberts Melodram "Nordrand" (1999) als Wendepunkt des österreichischen Filmschaffens betrachtet.

Es folgten eine Reihe von kapitalismus- und gesellschaftskritischen Dokumentarfilmen:
Erwin Wagenhofers "We Feed the World", 2004, Michael Glawoggers "Workingman's Death", 2005, und Stefan Ruzowitzky "Die Fälscher", 2007)

Im Gegensatz zu den Dramen, Melodramen und Dokumentarfilmen mit häufig sozial- und gesellschaftskritischem Anspruch gelang dem österreichischen Unterhaltungsfilm kein internationaler "Durchbruch". Der Höhepunkt war zwischen 2000 und 2004 erreicht, als "Komm, süßer Tod" (2000, Wolfgang Murnberger), "Poppitz" (2002, Harald Sicheritz), "MA 2412" – Die Staatsdiener (2003, Harald Sicheritz) sowie "Silentium" (2004, Wolfgang Murnberger) an den gigantischen Erfolg von "Hinterholz 8" (1998, 617.000 Besucher!) anschließen konnten.

Auswahl bedeutender Filme (Meilensteine)#

  • Moos auf den Steinen (Georg Lhotsky), 1968
  • Jesus von Ottakring (Wilhelm Pellert), 1976
  • Kassbach (Peter Patzak), 1979
  • Exit...nur keine Panik (Franz Novotny), 1980
  • Der Schüler Gerber (Wolfgang Glück), 1981
  • Die Ausgesperrten (Franz Novotny), 1982
  • Raffl (Christian Berger), 1984
  • Donauwalzer (Xaver Schwarzenberger), 1984
  • Praxis der Liebe (Valie Export),1985
  • Schmutz (Paulus Manker), 1985
  • Echo Park (Robert Dornhelm), 1986
  • Müllers Büro (Niki List), 1986
  • Welcome in Vienna (Axel Corti), 1986
  • Benny's Video (Michael Haneke), 1992,
  • Ich gelobe ( Wolfgang Murnberger), 1994
  • Hasenjagd – Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen (Andreas Gruber), 1994
  • Nordrand (Barbara Albert), 1999
  • Komm, süßer Tod (2000, Wolfgang Murnberger)
  • Caché (2005, Michael Haneke)
  • In 3 Tagen bist du tot (2006, Andreas Prochaska)
  • Die Fälscher (2007, Stefan Ruzowitzky)

Weiterführendes#

Literatur#

  • W. Fritz, Kino in Österreich. Der Stummfilm 1896-1930, 1981
  • W. Fritz, Kino in Österreich 1945-83, 1984
  • W. Fritz, Kino in Österreich. Der Tonfilm 1896-1945, 1991

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl