Bogenschießen beim mongolischen Naadam-Fest#
vonG. Jontes, 2016
Obwohl sich in der Äußeren Mongolei (Staat Mongolei, mong. Mongol uls), einem Flächenstaat, sich in der Hauptstadt Ulan Bator (mong. Ulaanbaatar) Ulan Bator, Mogolei der größte Teil der Bevölkerung aufhält, wird die Hochlandsteppe zwischen China und dem russischen Sibirien noch von zahlreichen Nomadensippen durchzogen, die von Pferde-, Schaf- und Ziegenzucht leben und auf ihre mobilen Jurten (mong. ger) gestützt auf traditionellen Routen mit ihren Herden unterwegs sind. Die krassen Gegensätze des kontinentalen Klimas mit heißen Sommern und jäh einsetzendem Hochwinter haben Lebensart, Nahrung und Kommunikation weitgehend geprägt.
Die Mobilität wird durch das Pferd garantiert, das auch mit Milch, Käse und dem alkoholischen Airag, dem „Stutenwein“ (kasachisch kumys, das dem Europäer besser vertraut ist) zum Nahrungsspektrum der Nomaden gehört. Wehrhaftigkeit und Jagd wird durch die traditionelle Waffe Bogen und Pfeil garantiert. Und das Kräftemessen untereinander hat eine eigene Leibesübung hervorgebracht, einen Ringkampf mit sehr spezifischen Regeln, Sieges- und Unterwerfungsritualen und einer besonderen Kleidung.
Die Republik Mongolei feiert ihr Nationalfest vom 10.-13. Juli. Der Name lautet Eriin Gurwan Naadam, kurz Naadam, und bedeutet „die drei Spiele der Männer“. Und gemeint sind damit Ringkampf, Bogenschießen und Pferderennen. Trotz des Namens nehmen heute am Bogenschießen und Reiten auch Frauen teil. Das größte Naadam findet in der Hauptstadt Ulaan Baatar statt, jedoch gibt es auch in den Provinzsiedlungen solche lokalen Kämpfe mit ihren jeweiligen Favoriten.
Am spektakulärsten für den Betrachter ist wohl das Bogenschießen, das auf einem eigenen Gelände am Rande der Stadt abgehalten wird.
In mehreren Durchgängen, die jeweils zum Ausscheiden eines Teils der Bewerber führt, wird auf ein Ziel geschossen, das nicht aus einer Scheibe, sondern aus einer Reihe auf dem Erdboden besonders aufgeschichteter Körbchen (mong. khana) besteht. Der Pfeilschuss erfolgt als Abpraller. Daher krönt den Pfeil (mong. sum) nicht eine Spitze sondern ein hölzernes, derbes Köpfchen. Um das Ziel stehen Schiedsrichter und machen ihr Urteil mit bestimmten Gesängen, Armbewegungen und einem Art Vogeltanz kund. Alle Teilnehmer sind in das traditionelle Gewand (mong. deel) gekleidet.
Die Pfeile werden in einem Köcher (mong. khegenyg) befördert. Beim Wettkampf legt der Schütze einen Teil der Pfeile vor sich auch den Boden und steckt zwei bis drei in den Gürtel. Der Pfeil ist etwa 75 cm lang und wird aus Weidenholz gefertigt. Er hat eine Befiederung (mong. ude khaomon) aus Geierschwungfedern. In der Vergangenheit gab es auch Wettbewerbe im Weitschießen, wobei Weiten bis über 400 m erzielt wurden.
Der mongolische Bogen (mong. nomo) ist ein Reflexkompositbogen mittlerer Länge und hoher Spannkraft. Deshalb müssen Spannfinger, Daumen und linker Unterarm besonders geschützt werden. Er steht in der Tradition asiatischer Reitervölker und damit im Gegensatz zum europäischen Langbogen. Die Herstellung erfordert großes handwerkliches Geschick und gereifte Erfahrung. Er wird aus Horn und Holz verleimt. Besonders stolz sind Schützen, wenn sie ihre Bögen selbst gefertigt hatten.
Auch Frauen und Buben nehmen am Naadam-Bogenschießwettbewerb statt. Für Männer beträgt die Distanz zum Ziel 75 m, für Frauen 60 m und für jugendliche Schützen 40 m.
Alle Bilder aus der Bilderflut Jontes.
Zum Buch "Die Mongolei in ihrer Wahrnehmung in Östereich#