Glöckler#
Im Salzkammergut sind die Glöckler weiß gekleidete Burschengruppen, die große, von innen beleuchtete Aufbauten, "Kappen" tragen. Seit den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Ebensee nachweisbar, sind sie nicht nach den Glocken benannt, die sie an ihre Gürtel hängen, sondern nach dem Anklopfen bei den besuchten Häusern. Vieles spricht dafür, dass Not leidende Salinenarbeiter die Braucherfinder waren. Sie trugen bei ihrem Beruf weiße Kleidung und Grubenlampen auf dem Kopf. Eine Glöcklerkappe besteht aus einem Holzgerüst das mit schwarzem Karton überzogenen ist. Aus diesem sind Motive ausgeschnitten, mit buntem Seidenapier hinterklebt und von innen beleuchtet. Die Burschen treten am Vorabend des Dreikönigstages in Gruppen ("Passen") auf. Vor den Häusern, in die sie anschließend zur Bewirtung gebeten werden, laufen sie im Gänsemarsch Figuren wie Achter oder Kreise. Ein Vorläufer mit einem Stock führt die Gruppe an. Damit schafft er Platz, gibt an, welche Figuren zu laufen sind und klopft an die Türen.
Seit dem ausgehenden Mittelalter ist der Brauch der "Klöckler" oder "Klöpfler" belegt. Der älteste Beleg vom Ende des 15. Jahrhunderts fand sich in einem Augsburger Kloster: "Der Adventt pringet dir hohen mutt / das ein ander zeitt nit tutt / wann die Clöpflinsnächt für ware / pringet dir glück und hayl zu diesem Jare / darumb magst du wol sein frisch und gail / Dann dir wirt vil freud zutayl..." Sebastian Franck schilderte den Brauch 1534 an den drei Donnerstagen vor Weihnachten. Es war ein Heischebrauch der armen Leute, die dadurch Almosen in einem christlichen Sinn erhielten. Dies liess sich mit biblischen Zitaten wie Offb 3,20 oder Mt 25,35-40 argumentieren. Gute Werke sollten Eingang in ein besseres Jenseits verschaffen.
Bis zum 18. Jahrhundert mehrten sich die Missbräuche. Nun gingen Kinder und Jugendliche mit Sprüchen von Haus zu Haus, klopften mit ihren Stecken an und sagten Verse auf, bei denen Strafandrohung bei Gabenverweigerung allgemein üblich waren, wie "Will sie mir koa Küachl geb'n, tua i's Haus auf d' Seiten legen…" Da die Drohungen umgesetzt und oft Fenster eingeschlagen wurdne, blieben behördliche Verbote nicht aus.
1880 zogen im Rauriser Tal (Salzburg) die Anglöckler "schiach vermummt" von Hof zu Hof. Sie kritisierten die Bewohner und wünschten ihnen dann Glück. Nüsse waren ihr Lohn. Im Gasteiner Tal (Salzburg) klopften die unkenntlich gemachten Glöckler noch 1924 mit langen Stöcken an Fenster und Türen. 2011 wurde das Anklöpfeln im Tiroler Unterland in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Zu den traditionellen Liedern zählt das "Wer klopfet an" der Herbergsucher. Der Heischebrauch hat sich mit religiösen Ritualen, wie dem Herbergsuchen, verbunden.
Quellen#
Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur und Geschichte. Wien - Köln - Weimar 2005Siehe auch: