Österreichisches Hospiz in Jerusalem#
Das Österreichische Hospiz in Jerusalem Via Dolorosa, Jerusalem gehört zu den traditionsreichsten Institutionen im Vorderen Orient: gegründet 1857, eröffnet 1863, ist es das älteste nationale Pilgerhaus im Heiligen Land.
Österreich gründete 1848 ein Vizekonsulat in Jerusalem; der erste Vizekonsul (Josef Conte Pizzamano), schlug gleich nach Amtsantritt vor, ein Pilgerspital zu bauen, weil die medizinische Versorgung der Wallfahrer im Heiligen Land unzureichend war. So einigte man sich, ein Pilgerhaus mit Krankenzimmern zu errichten und fand ein geeignetes Grundstück an der Damaskusstraße, Ecke Via Dolorosa, mitten in der Altstadt von Jerusalem.
Zwar ist das Österreichische Hospiz nicht das Einzige seiner Art – auch die Armenische und Lutherische Kirche bieten Pilgern die Möglichkeit, in der Altstadt abzusteigen- aber eines der eindrucksvollsten Gebäude der Altstadt Jerusalems ist das Hospiz bis heute geblieben. Die Dachterrasse des Hauses mit imposantem Panoramablick auf die Dächer der Altstadt ist phantastisch: Felsendom, Al-Aksa-Moschee, Grabeskirche – wie durch eine horizontale Linie verbunden ragen die imposanten Sakralbauten zwischen den antennenbestückten Flachdächern hervor.
Darüber hinaus spiegelt seine 140jährige Geschichte die wechselvolle Entwicklung der Stadt Jerusalem wider.
1869 diente das Hospiz Kaiser Franz Joseph bei seinem Besuch als Aufenthaltsort und wurde zu einem Symbol österreichischer Präsenz in Jerusalem, das die Bedeutung der österreichisch-ungarischen Monarchie als katholische Großmacht manifestieren sollte. In der kunstvoll ausgestatteten Kapelle ist Kaiser Franz Joseph als "König von Jerusalem" mit eine Tiroler Pilgergruppe dargestellt. Sein Besuch galt der Eröffnung des Suezkanals, dessen Pläne bekanntlich von dem Südtiroler Bauingenieur Negrelli stammen.
Der rege Pilgerbetrieb, den das Haus bis 1914 verzeichnete, hörte mit Kriegsausbruch auf und begann erst nach dem (ersten) Weltkrieg wieder zuzunehmen. Bis 1918 diente das Hospiz auch als Residenz des österreichischen Konsuls in Jerusalem, der eine Schutzfunktion für Katholiken und askenasische Juden wahrnahm.
1939 wurde das Hospiz von den Briten als "Deutsches Eigentum" beschlagnahmt, der damalige Rektor und die geistlichen Schwestern wurden interniert, das Haus diente als Internierungslager für österreichische, deutsche und italienische Priester und Ordensleute. Als die Briten 1948 Palästina verließen, empfahlen sie der jordanischen Armee, dort ein Lazarett einzurichten. Das Haus diente im Laufe der Jahre u.a. als Waisenhaus und Offiziersschule; nach dem Unabhängigkeitskrieg wurde es zum arabischen Spital Ostjerusalems.
Erst 1985 wurde das Spital an seinen österreichischen Eigentümer wieder zurückgegeben. 1987 wurde das Haus vollständig renoviert und 1988 der Pilgerbetrieb wieder aufgenommen.
Das österreichische Hospiz - eine Einrichtung der katholischen Bischofskonferenz Österreichs - dient als Gästehaus für Pilger und Touristen (26 Gästezimmer und vier Schlafsäle) und bietet außer einer preisgünstigen Übernachtungsmöglichkeit den idealen Ausgangspunkt, um die Altstadt zu erkunden: zu Fuß erreicht man in wenigen Minuten Tempelberg, Klagemauer und Grabeskirche.
Inmitten der Hektik des Herzens dieser orientalischen Stadt bietet das Hospiz einen Ort der Ruhe; im angeschlossenen Cafe können auch die typische Wiener Kaffeehaus-Kultur mit österreichischen Spezialitäten wie Melange, Apfelstrudel - aber auch Gulaschsuppe und Gösser Bier genossen werden. Kulturelle Veranstaltungen sollen freundschaftliche Kontakte zwischen den verschiedenen Religionen und Kulturen des Landes unterstützen.
Seit einigen Jahren besteht die Möglichkeit, den Zivildienst in den verschiedenen Bereichen des Hospizes, sowohl im Gäste- als auch im Kulturbereich, abzuleisten.
Literatur#
- H. Wohnout Das Österreichische Hospiz in Jerusalem, Böhlau Verlag Wien
- H. Wohnout Geschichte des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, Norka Verlag, 1993
Quellen#
- Österreichisches Hospiz
- Christus Treff Marburg
Weiterführendes#