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Höllerhansl#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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eigentlich Johann Reinbacher


Johann Reinbach- auch 'Höllerhansl' - Portrait
Johann Reinbacher vulgo Höllerhansl im Jahr 1921 als Postkartenmotiv
© K.K.

* 8. 12. 1866, Dörfl (Bad Gams)

† 20. 1. 1935, Rachling (bei Stainz)

Naturheilkundler, "Bauerndoktor"


Johann Reinbacher wurde 1866 in Dörfl in der Gemeinde Bad Gams geboren. 1870 zog die Familie nach Rachling in Rainbach auf den "Höllerhof", der einst seiner Großtante gehörte. Schon sein Vater beschäftigte sich als Naturheilkundler, wurde sogar mehrmals als Kurpfuscher eingesperrt. In die Fußstapfen seines Vater tretend beschäftigte sich Reinbacher schon als Kind mit der Naturheilkunde.

Nachdem er 1905 eine Konzession zum Greißler erwarb, führte er einen Laden und begann nebenbei als Heilkundler zu arbeiten. 1911 heiratete er die Witwe Cäcilia "Cilli" Bruchmann. Sie führte für ihren Mann die Bücher, war zuständig für Werbung und Versand.

Flascherlzug in Stainz
Stainzer Flascherlzug
© Österreich Werbung / Markowitsch

Von 1915 bis 1917 absolvierte Reinbacher den Militärdienst in einer Pioniereinheit. Danach konzentrierte sich der "Höllerhansl" immer mehr auf seine Tätigkeit als Heiler. Viele Patienten reisten mit einem Fläschchen Urin im Gepäck mit der Schmalspurbahn ("Flascherlzug") nach Stainz, um den "Höllerhansl" aufzusuchen. Er untersuchte den Geruch, die Farbe und Sedimente des Urins. Behandelt wurden die Krankheiten mit verschiedenen Kräutertees, die er in großen Bottichen in seinem Keller zubereitete. Geld für die Behandlungen verlangte er offiziell keines. Gewinn erzielte er durch den Verkauf des Tees und von Ansichtskarten. Pro untersuchter Flasche verlangte er aber Spenden.

Spektakulär war sein Gerichtstermin (Anklage als Kurpfuscher) in Graz. Im Juni 1921 fand der Prozess in der Paulustorgasse statt. In den Medien wurde heftig diskutiert. Die christlich-soziale „Tagespost“ und die Kleine Zeitung befürworteten den Wunderheiler, das sozialdemokratische Kampfblatt „Arbeiterwille“ bezog klar Stellung gegen den Höllerhansl. Der Prozess ging für den Angeklagten aber glimpflich aus. Er wurde – wie schon ein Jahr zuvor in einem Prozess in Stainz – zu einer Geldstrafe verurteilt und unter tosendem Applaus auf den Schultern weggetragen.

Die Wirkung um seine Person wurde durch diese Aufregungen nur verstärkt, seine Arbeit immer populärer. Bis in den Orient war er für seine Diagnosen berühmt. Trotz seines dadurch entstanden Wohlstandes lebte er aber immer sehr bescheiden, unterstütze Mitmenschen oder die Kirche.

Ein paar Jahre vor seinem Tod wurde er alkoholkrank. Die Auswirkungen auf seine Arbeit zeigten sich bald im Rückgehen der Patientenzahlen. Dennoch behandelte der Höllerhansl bis zum Schluss, als er schon bettlägrig war. Er starb am 20. 1. 1935. Er wurde in "seiner" Kapelle am Friedhof von Stainz begraben.

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: S. Erkinger-Kovanda