Markthallen in Wien#
1881 bestanden in Wien eine Großmarkthalle und sechs Detailmarkthallen. Die „Zentral-Markthallenanlage“ beim damaligen Bahnhof Hauptzollamt (Wien-Mitte) bestand 1910 aus drei Objekten. An der Vorderen Zollamtsstraße bot die alte Großmarkthalle mit 4450 m² dem Markt für Fleisch, Fleischwaren und Wild Platz. Diese Halle stammte aus dem Jahr 1864/65, wurde um die Jahrhundertwende und in der Zwischenkriegszeit modernisiert, 1972 abgebrochen und durch das Hilton-Hotel ersetzt. Gegenüber, durch eine Eisenbrücke über die Stadtbahngleise verbunden, befand sich an der Invalidenstraße die Halle für importierte Fleischwaren. Sie war 117 m lang, 20 m breit und zweigeschoßig. Fünf elektrische Aufzüge bewerkstelligten den Transport von 300 Tonnen Fleisch stündlich. Die „neue Fleischhalle“ stand von 1899 bis 1982. Im Souterrain war sie mit der 160 m langen Viktualienhalle für Engros- und Detailverkauf von Lebensmitteln. Sie war von 1906 bis 1976 in Betrieb.
Seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde in wien über hygienische Marktanlagen in Hallen, statt der Märkte unter freiem Himmel, diskutiert. Anfangs stand nach Londoner und Pariser Vorbild die moderne Leichtbauweise aus Stahl und Glas zur Diskussion, doch nur eine, die Zedlitzhalle, wurde1874 in dieser Art errichtet. Nachdem man 1877 die Esterhazy-Reitschule zur Markthalle umgebaut und bald auch erweitert hatte, begann das Stadtbauamt selbst mit der Planung von vier Hallen in Ziegelbauweise. Von den neuen Hallen befanden sich zwei in der Inneren Stadt und vier im Bereich der ehemaligen Vorstädte:
1, Zedlitzgasse 6 - 2114 m² - 218 Stände
1, Stadiongasse 11 - 1840 m² - 132 Stände
4, Phorusplatz 5 - 1593 m² - 127 Stände
6, Esterhazygasse 24 - 2013 m² - 234 Stände
7, Burggasse 78 - 2974 m² - 214 Stände
9, Nussdorfer Straße 22 -1186 m² - 117 Stände
Die Zedlitzhalle, bald nur noch als Fischhalle benützt, erhielt 1902 eine neue Funktion als Ausstellungshalle (Hagenbund, Gemeinschaft bildender Künstler). Obwohl sie nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut worden war, riss man sie 1965 nieder. An ihrer Stelle erhebt sich ein Umspannwerk. Die „Detailmarkthalle am Paradeplatz“ (Stadiongasse) wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und nach umfangreichen Umbauten als Forumkino und für Büros des Magistrats umgewidmet. Die Abbruchbewilligung erfolgte 1972, um für ein EDV-Zentrum der Stadtverwaltung Platz zu gewinnen. Die 1913 renovierte Phorushalle behielt bis 1952 ihre ursprüngliche Nutzung. Dann wurde sie zum Blumengroßmarkt umfunktioniert und nach dessen Übersiedlung nach Inzersdorf (1969), einige Zeit leerstehend, 1976 abgetragen. Auch die Detailmarkthalle für den 7. Bezirk steht nicht mehr. Die einzige Überlebende ist die Markthalle auf dem Alsergrund, die sich seit 2002 in privater Nutzung befindet.
Quelle#
- Helga Maria Wolf. Die Märkte Alt-Wiens. Geschichte & Geschichten. Wien 2006
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