Papiertheater#
Papiertheater folgen den Ideen der Romantik, erfreuten sich im Biedermeier und Historismus bei Kindern großer Beliebtheit und waren bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg üblich. Seit 2003 erweckt "Ulrich Chmel's Papiertheater" diese Form zu neuem Leben. Der Wiener Künstler spielt mit historischen oder selbst angefertigten Figuren und Kulissen.
Papiertheater-Hauptstadt in Österreich war Wien, wo Matthias Trentsensky in seiner "Artistischen Anstalt" eine große Auswahl bot. 1814 eröffnete er seine Steindruckerei, die u. a. "Mandlbogen" für Kinder herstellte, bei denen sie Soldaten, Trachtenfiguren oder Berufsgruppen ausschneiden konnten. 1820-1825 druckte er "Kindertheater" oder "Große Theater" in dieser Art. Die Entwürfe stammten von namhaften Künstlern. Schließlich bestand ein Theater aus 120 großformatigen Bogen und enthielt Figuren, Kulissen, Versatzstücke usw. Konversations-, Ritter- und Feenstoffe wurden ebenso angeboten wie Opern. Während andere Verlage ebenfalls Figuren druckten, blieb die Trentsensky-Bühne als "Aufführungsort" bis zum Tod des Gründers (1868) konkurrenzlos.
Im letzten Viertel des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eroberte der Verlag Schreiber aus Esslingen bei Stuttgart auch den österreichischen Markt. Auch in Deutschland kamen Papiertheater und Mandlbogen aus denselben Druckereien, wobei die "Neuruppiner Bilderbogen" besonders erfolgreich waren. Auch in Berlin und Nürnberg beschäftigten sich einige Lithographische Anstalten damit.
Zu den Papiertheatern erschienen Textbücher, nach denen man spielen konnte. Das Aufstellen und die Ausstattung der Figurentheater besorgten die Familien selbst, nachdem zumeist das Christkind die Bogen gebracht hatte. Die Figuren - in verschiedenen Positionen vorhanden - wurden meist von oben an Fäden geführt. Es gab aber auch Drehbühnen, bewegliche Versatzstücke, Licht- und akustische Effekte. Diese bewährten sich besonders bei dramatischen Szenen und Geisterstücken. Das Papiertheater war ein pädagogisches Spielzeug. Es suchte die Vermittlung "höherer Werte" und sollte die Kinder zum richtigen Theaterbesuch hinführen.
Quelle#
- Werner Galler: Papiertheater. Ausstellungskatalog Wien 1974
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