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Passionsspiel
Passionsspiel, 1930
© IMAGNO, Austrian Archives

Wie auch andere geistliche Schauspiele entstanden Passionsspiele in den Klöstern, zuerst in lateinischer, ab dem 14. Jahrhundert in deutscher Sprache. Durch das Jesuitentheater angeregt, lebten sie in der Barockzeit auf. Ähnlich in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, als in vielen Pfarren Laienspielgruppen entstanden. Sie versicherten sich oft professioneller Hilfe bei Text und Regie, nach dem Zweiten Vatikanum wurden die Stücke umgearbeitet. Manche Passionsspiele gehen auf Gelübde zurück und finden, in mehrjährigen Abständen, unabhängig von der Fastenzeit statt.

Aus Dorfstetten (Niederösterreich) fuhren einige Bewohner 1984 zu den Passionsspielen nach Oberammergau (Deutschland). Nach ihrer Rückkehr beschlossen sie, ähnliches in ihrem Ort zu veranstalten. Die ersten Aufführungen fanden 1990 statt, seither im 6-Jahres-Rhythmus. 150 Laiendarsteller spielen im Pfarrhof.

Im Weinviertler Dorf Eibesthal gab es bereits zwischen 1898 und 1911 Passionsspiele. Sie erfuhren 1999 im Rahmen der internationalen Puppentheatertage Mistelbach eine Revitalisierung. Seit 2000 wird jedes fünfte Jahr von der Fastenzeit bis Ostern die Leidensgeschichte mit Marionetten dargestellt. Nächstes

In Erl (Tirol ) reicht die Tradition der ältesten Passionsspiele im deutschsprachigen Raum bis 1613. Sie stehen auf der nationalen Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Man spielt alle sechs Jahre (wie 2019) zwischen Mai und Oktober. Seit 2013 kommt die Neufassung der Passionsgeschichte von Felix Mitterer zur Aufführung. Dabei stellt der Autor Jesus vor allem als Menschen dar. Maria Magdalena wird als Apostelin angesprochen, Jüngerinnen nehmen mit den 12 Aposteln am letzten Abendmahl teil. Ein halbes Jahr lang probten 500 der 1.450 EinwohnerInnen intensiv für die Aufführungen, viele weitere waren im Hintergrund tätig. 1500 Premierengäste zeigten sich begeistert.Das moderne Passionsspielhaus wird in den anderen Jahren für Opernaufführungen verwendet.

In Feldkirchen bei Graz (Steiermark) gibt es im Pfarrsaal seit knapp drei Jahrzehnten Passionsspiele. 150 Ausführende wirken mit.

In Großgmain (Salzburg) wird seit 1983 (zuletzt 2018) in der Wallfahrtskirche alle fünf Jahre die Loferer Passion aufgeführt. Den Komponisten Cesar Bresgen (1913-1988) haben das "Loverleed" aus dem Jahr 1593 ("Ach fasse zu Herzen"), die Handschrift einer barocken Salzburger Passion und wohl auch autobiographische Gründe zu diesem Werk inspiriert.

Kirchschlag in der Buckligen Welt (Niederösterreich) hat als Aufführungsort seit 1932 Tradition. Hier wird derzeit in 5-Jahres-Intervallen gespielt. Ein eigenes Passionsspielhaus fasst an die 1.200 Besucher, 400 Laienschauspieler und Sänger wirken mit. 2010 wurden Bühnenbild und Inszenierung erneuert.

In Mettmach(Oberösterreich) begann eine Laienspielgruppe 1950 mit der "Heimkehrer-Passion", zum Dank für die Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg. Seit 1960 findet sie, in einer eigenen Halle, in mehrjährigem Abstand statt.

Sankt Margarethen (Burgenland) ist seit 1926 Passionsspielgemeinde. Damals sahen der Pfarrer und der Obmann des Burschenvereins in Großhöflein bei Eisenstadt ein "Leiden-Christi-Spiel". Sie waren davon so beeindruckt, dass sie binnen eines Monats in ihrem Ort etwas Ähnliches zustande brachten. Seit 1961 bildet der Römersteinbruch - mit 4.260 Sitzplätzen Europas größte Naturbühne - die Kulisse für die alle fünf Jahre stattfindenden Spiele. 2021 ist eine Neuinszenierung geplant.

In Thiersee (Tirol) gibt es seit 1799 Passionsspiele. Damals gelobten die Bewohner, um die Kriegsnot von ihrem Ort fernzuhalten, alljährlich in der Fastenzeit ein Mysterienspiel. Das Festspielhaus stammt aus dem Jahr 1927 und wurde im Jubiläumsjahr 1999 modernisiert. 2005 wurden die Texte, gemeinsam mit Theologen der Universität Salzburg auf das Markus-Evangelium zurückgeführt, 2011 die Figur des Judas neu interpretiert. An den alle sechs Jahre stattfindenden Spielen nehmen 250 ehrenamtliche Laiendarsteller teil.


Quellen:

Leopold Schmidt: Das deutsche Volkschauspiel.Berlin 1954
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 52 f.
UNESCO

Redaktion:hmw

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