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Perchten#

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Krampuspercht
"Krampuspercht"
© Alfred Wolf

Das Wort „Percht“ deutet auf den Festtermin Epiphanie (6. Jänner) hin, wobei die Maskengestalt sowohl die leuchtende Personifikation des Festes wie seine Verkehrung ins dunkle Gegenteil bedeuten kann. Der Begriff bezeichnet unterschiedlichste Gestalten: Frau Percht, die stille, schwarz-weiß verhüllte Frau, die am Perchtenvorabend (5. Jänner) im Salzburgischen die Häuser kontrolliert, mit ihren rügenden Varianten wie Schnabelpercht oder Luzelfrau, und zahlreiche dem Fasching zuzurechnende Schönperchten wie Tresterer, Stelzentänzer, Glöckler, Schemenläufer oder Tafelperchten. Diese erinnern an die Tiroler Figuren der Schemenläufe im Fasching, die erstmals 1597 Erwähnung fanden.

Im Perchtenbrauch finden sich viele europäische Verwandtschaften, Einflüsse höfischer Tänze, des italienischen Karnevals und Theaters, Volksschauspiels, Kostüme der Handwerker, die sich in der Renaissance in allen großen Städten ähnelten. Man muss mit Ulrike Kammerhofer-Aggermann von einer „Vernetzung vielschichtiger Einflüsse unterschiedlichster Herkunft mit deutlichen Wandlungen“ sprechen, denen eindimensionale oder ideologische Deutungen nicht gerecht werden.

In den "Schiachperchten" (hässliche Masken) lassen sich Relikte der Katechese des Mittelalters erkennen. Frau Perchta mit der langen Nase erscheint - gleichgesetzt mit der sündigen Welt - in Codices und Holzschnitten. Ausgehend von der Zweistaatenlehre des hl. Augustinus im 4. Jahrhundert kontrastierten Generationen von Predigern zwei Modelle: die Cupido-Gemeinschaft (Civitas diaboli), wie sie die Maskengestalten vorstellten und die Caritas-Gemeinschaft (Civitas dei), die keine Masken brauche. Die Schönperchten lassen sich als Symbol der Hoffart, die Schnabelperchten im Hinblick auf üble Nachrede deuten.

Zwischen 1664 und 1792 sahen die Salzburger Erzbischöfe in den Maskierungen Gelegenheiten für revolutionäre Handlungen, Unruhe und Unsittlichkeit. Verbote und Gerichtsprotokolle zeigen, dass im Rahmen von Perchtenläufen Kritik an Mitbürgern und Obrigkeiten geübt wurde. Im Brauch der Burschen, der Standesgruppe der unverheirateten Männer, trat die Funktion der sozialen Kontrolle hervor. Heimliche Liebschaften, geizige Bäuerinnen und strenge Bauern wurden öffentlich gerügt und Rivalitäten zwischen Burschen und Bauern ausgetragen. Im 18. Jahrhundert waren Perchten oder Hexen mit Besen und Scheren, Harlekin oder Hanswurst, Pater und Teufel, Bettelmann und Bettelweibel zu einem bunten Zug unter dem Namen „Masken“ oder „B/Perchten“ vermischt. Nachdem sich die meisten Gruppen bis zum 19. Jahrhundert aufgelöst hatten, wurden die Verbote aufgehoben. Selten geworden, fanden dann alte Bräuche, Sitten und Trachten neues Interesse. 1837 bildete der Auftritt der Gasteiner Perchten (seit 2011 als immaterielles Kulturerbe auf der UNESCO-Liste) "die" Attraktion beim Besuch des Kaisers. Nationale Strömungen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führten zur Pflege. National-romantischer Zeitgeist interpretierte um die Jahrhundertwende die Perchten und Masken in ihrem Umkreis als germanisch-heidnisch-naturkultisch und ließ sie „uralt“ und mythisch verklärt erscheinen - Hypothesen, die im Nationalsozialismus popularisiert wurden und bis heute wirken. Hingegen geht aus allen, seit dem 16. Jahrhundert erhaltenen, Beschreibungen eindeutig hervor, dass die Beteiligten ihr Tun nie als „kultisch“ verstanden.

Seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts häuft sich das Auftreten von schönen und schiachen Perchten, Krampussen und Krampusperchten. Tendenz: steigend. Allein in Salzburg ergab eine Fragebogenerhebung um die Jahrtausendwende 161 solcher Gruppen, Passen genannt, mehr als die Hälfte im Gasteiner Tal. Der von vier Gemeinden abwechselnd organisierte Pongauer Perchtenlauf ist zum Vorbild für ähnliche Veranstaltungen geworden und ein wichtiger Punkt des touristischen Angebots.

Quelle#

  • Im Winter und zur Weihnachtszeit. CD-Rom des Landesverbands für Volkskultur, Salzburg 2002

Redaktion: hmw

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