Pfingstbräuche#
Am 50. Tag nach Ostern (zwischen 10. Mai und 13. Juni) wird das Pfingstfest begangen. Die Osterzeit findet ihre Vollendung in der Geistsendung, von der die Apostelgeschichte (2, 1-13) berichtet: "Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen ... und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer ... Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt."
Pfingsten entwickelte sich zum Termin der Firmung in den Bischofskirchen. In Wien fand die Sakramentenspendung im Stephansdom statt. Viele Kinder aus dem Umland kamen zu diesem Anlass das erste Mal in die Hauptstadt.
Für weltliche, ländliche Bräuche ist der Doppelfeiertag Anlass zu Frühlingsfesten, Wettspielen, Umzügen und Heischegängen. In ganz Europa weit verbreitet, jetzt in zwei Gemeinden Niederösterreichs gepflegt, ist der Umzug mit dem Pfingstkönig. Im Weinviertel hat ihn Ende des 19. Jahrhunderts ein Schuldirektor revitalisiert. In Patzmannsdorf (Gemeinde Stronsdorf, Bezirk Mistelbach) wird ein Bub der letzten Hauptschulklasse verkleidet. Kegelförmig zusammengebundene Birkenzweige umhüllen ihn, an der Spitze stecken drei Pfingstrosen. Kinder führen die Gestalt durch den Ort, Trommler und Sammler begleiten sie. Alle 100 Meter drehen sie den Pfingstkönig, umtanzen ihn und heischen mit dem Lied: "Wir reisen dahin, wir reisen daher und bringen den grünen Pfingstkönig daher. Aus grüner Au, aus grüner Au, das ist bei uns zu Pfingsten der Brauch. Ein jeder soll Gott ehren auf seinem höchsten Thron. Christus ist geboren als Gottes einziger Sohn. Maria so rein soll Jungfrau sein. Und ein Silberzwanziger soll auch dabei sein, Juche!". (Silberzwanziger = 20-Kreuzer-Münze, in Wien auch Koferl genannt) Die Dorfbewohner geben den Kindern Geld, das sich die Akteure teilen. Das Laubkleid wird am Ende in den Bach geworfen. Die Erklärung des Heischebrauchs (heischen, mhd. eischen - fordern, fragen) zum Frühlingstermin ist naheliegend. Es begann der Dienst des Viehhirten auf der Gemeindeweide, der sich seinen Lohn bei den einzelnen Bauern abholte. In Arbesthal zieht der Pfingstkönig mit seinen Begleitern durch die Kellergasse.
Quelle#
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste und Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003Siehe auch: