Pfingsten#
Am 50. Tag nach Ostern (zwischen 10. Mai und 13. Juni) wird das Pfingstfest begangen. Die Osterzeit findet ihre Vollendung in der Geistsendung, von der die Apostelgeschichte (2, 1-13) berichtet: "Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen ... und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer ... Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt." Mit zunehmender Betonung der Herabkunft des Heiligen Geistes wurde der 8. Sonntag der Osterzeit als Endpunkt der großen Osteroktav immer mehr aus dem "einzigen Festtag" der Pentecoste herausgelöst. Als Fest der dritten göttlichen Person erhielt es eine eigene Oktav oder zumindest einen zweiten Feiertag wie Ostern oder Weihnachten. An den früheren Pfingstfestkreis erinnern die roten Messgewänder statt österlich-weißer.
Im Gewölbe gotischer Kirchen befand sich das so genannte Heiligengeistloch. Durch diese Öffnung wurde zu Christi Himmelfahrt die Jesusstatue aufgezogen. Zu Pfingsten warfen Helfer vom Dachboden brennendes Werg, lebende Tauben, Heiligenbilder und Blütenblätter herunter. Der "Rosenregen" geht auf einen römischen Brauch des 7. Jh. zurück. Im Jahr 609 hatte Papst Bonifaz IV. das antike Pantheon in die katholische Kirche Santa Maria ad Martyres verwandelt. Bald danach ließ er erstmals Blüten aus dem Okulus, dem höchsten Punkt der Kuppel, regnen. 1995 revitalisierte ein Kaplan den Brauch. Dabei werfen Feuerwehrleute zehntausend zerpflückte Rosen auf die Gläubigen.
In Wien pflegt die Stadtkirche St. Michael den Rosenregen.
Pfingsten entwickelte sich zum Termin der Firmung in den Bischofskirchen. Seit 1971 spricht der Firmspender: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Das katholische Sakrament kann ab dem 12. Lebensjahr empfangen werden. In Wien fand die Sakramentenspendung im Stephansdom statt. Für viele Kinder aus dem Umland war das die erste Möglichkeit, in die Hauptstadt zu kommen. Traditionelle Geschenke der Paten (Göd oder Godl genannt), war die goldene Uhr, dazu kam ein Gebetbuch, ein großer Luftballon und die Fahrt im geschmückten Fiaker zum Festessen.
Für weltliche, ländliche Bräuche ist der Doppelfeiertag Anlass zu Frühlingsfesten, Wettspielen, Umzügen und Heischegängen wie dem Pfingstkönigsumzug. In Kärnten ist das Kranzelreiten Brauch.
Quellen:
Rupert Berger: Neues Pastoralliturgisches Lexikon. Freiburg/Br. 1999. S. 405 f.
Helga Maria Wolf: Das neue BrauchBuch. Wien 2000. S. 182
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 102 f.
Bilder:
"Pfingsten..." Kleines Andachtsbild, 19. Jahrhundert. Gemeinfrei
Rosenregen in St. Michael, Fotos: Doris Wolf, Pfingstsonntag 2015
Siehe auch:
Heimatlexikon
Historische Bilder
Pfingsten in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015